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Haus BergerFerienlaune am Campingplatz Köln-Rodenkirchen

Lesezeit 4 Minuten

Das Restaurant wurde farblich ein wenig aufgehellt, die Terrasse bietet einen Blick auf Campingplatz und Rhein.

Rodenkirchen – Man muss nicht immer in der ersten Reihe sitzen. Wer im Kino je in der Verlegenheit war, den Sperrsitz einnehmen zu müssen, weiß, wie vorteilhaft es sein kann, die Dinge mit etwas Distanz zu betrachten. Im Haus Berger gewinnt man aufgrund des kleinen Abstands zum Rhein sogar etwas, das in der Kölner Gastronomie nicht alltäglich ist: Man bekommt dort nämlich Ferienlaune. Dies liegt an den Campern, auf die man schaut, wenn man auf der langgestreckten Terrasse oder an einem der Fensterplätze im Restaurant sitzt: Menschen mit leichter Urlaubsbräune, die von ihren Aluminium-Klappsesseln aus auf den Rhein schauen, wo vielleicht gerade eines der imposanten Flusskreuzfahrtschiffe vorüber gleitet.

Zwischen all den smarten Wohnwagen und Reisemobilen der Dauercamper sticht ein orange-weißer Bully hervor. Vier Kinder spielen im Umkreis des wie frisch lackiert wirkenden VW-Busses. Davor sitzt ein halbes Dutzend Erwachsener in lockerer Runde zusammen; sie trinken ihr Kölsch in der Abenddämmerung und machen einen beneidenswert entspannten Eindruck. Seit zehn Jahren kommt diese Siegburger Familie samt ihrem rollenden Kleinod, ein T2 Baujahr 1978, auf den Platz in Rodenkirchen.

Entspannter Eindruck

Einen relaxten Eindruck machen auch Bernhard und Susanne Berger. Wenn man nicht wüsste, dass das Paar für den fünf Hektar großen Campingplatz, das dazu gehörende Hotel und seit kurzem auch für das Restaurant mit seinen 80 Innen- und 80 Außenplätzen zuständig ist, könnte man die beiden ebenfalls für Urlauber halten.

Der Entschluss, das Restaurant in Eigenregie zu führen, sei „eine schnell gefasste Entscheidung“ gewesen, sagt Berger. Die bisherige Pächterin habe sich aus familiären Gründen zurückziehen müssen. Und da die Suche nach einem fremden Nachfolger immer gewisse Risiken berge, zog es der 49-jährige Campingplatz-Betreiber vor, auch den gastronomischen Part in die Hand zu nehmen, „was wir schon mal gemacht haben, als die Kinder noch ganz klein waren“.

Die Bergers profitieren nun davon, nicht nur das gesamte Team der bisherigen Betreiberin, sondern auch deren Know-how übernehmen zu können, so dass für den Gast mit Ausnahme von ein paar renovierungsbedingten Veränderungen fast alles beim Alten bleibt. Die Karte berücksichtigt sowohl kölsche als auch mediterrane Vorlieben und bietet darüber hinaus Klassiker wie das Wiener Schnitzel (nach Originalrezept) mit lauwarmem Kartoffelgurkensalat (17,50 Euro), Entrecote mit Pfeffersauce und Rosmarinkartoffeln (21,50 Euro) sowie geschmorte Kalbbäckchen mit Möhrengemüse und Kartoffelpüree (20,50 Euro). Man kann immer zwischen ein paar Salatvariationen oder mehreren Pasta-Angeboten wählen, und saisonbedingt gibt es jetzt eine Extra-Spargelkarte.

Bernhard Berger verkörpert die dritte Generation des Familienbetriebes, der im Jahr 1931 von Bergers Großvater Jakob gegründet wurde. Begonnen hatte das Geschäft mit kaum mehr als einer Holzbude, die dort stand, wo sich jetzt der Biergarten befindet und wo früher mal ein Strandbad existierte. Seinerzeit seien Wanderfahrten mit Faltbooten in Mode gewesen, und sein Großvater habe eben die Möglicheit gehabt, Kanus einzulagern und Erfrischungen anzubieten. Aus einem anfänglichen „Wildwuchs“, wie Berger es beschreibt, habe sich sukzessive der Camping-Betrieb entwickelt.

Gäste aus der Umgebung

Obwohl das Restaurant für jedermann offen ist, sind die Camper dort in der Minderzahl. „Wir haben hier immer mehr Business-Kunden – berufstätige Leute aus der Peripherie, die es zu schätzen wissen, keinen Parkplatz suchen zu müssen.“ Vor allem bei schönem Wetter kommen die Ausflügler nach Rodenkirchen sowie viele Radfahrer, die den Tag auf der Terrasse oder im Biergarten ausklingen lassen möchten. Zudem wird die Location auch gerne für Familienfeiern in Anspruch genommen.

Es gab eine Zeit, erinnert sich Berger, „als Wohnwagen ein ziemlich schlechtes Image hatten“. Inzwischen seien die rollenden Urlaubsunterkünfte geradezu Kult. Soeben ist draußen ein nagelneues Wohnmobil vorgefahren. Im Anhänger ein leuchtend rotes Motorrad plus Beiwagen. Neue Gäste aus Rottweil.

Bernhard Berger kennt das Terrain praktisch von Kindheit an. Insofern kam für ihn nichts anderes in Frage, als in die Fußstapfen seines Vaters Herbert zu treten, der in von den 1960er Jahren bis Anfang der 90er die Geschäfte führte. „Das war immer mein Ding hier, ich kann nichts anderes und ich wollte auch nie was anderes. Komischerweise.“ Er grinst. Die Tatsache, dass viele Leute auf dem Platz Dauercamper sind, von denen er und seine Frau Susanne einige seit Jahrzehnten kennen, trage viel zur guten Atmosphäre bei. „Da zu arbeiten, wo andere Urlaub machen, entspannt.“

Haus Berger, Restaurant und Biergarten, Uferstraße 73 Köln-Rodenkirchen. Telefon 0221/340 88 82 Öffnungszeiten: Sonntag bis Freitag ab 11.30 Uhr, samstags 16-23 Uhr.