Kaffee-Genuss zum WachwerdenSo gelingt der perfekte Filterkaffee
Es ist ein Sketch-Klassiker. Eine Person kommt in ein Café. „Einen Kaffee bitte!“ Dann sagt der Verkäufer so etwas wie: „Wie einen Kaffee? Wollen Sie einen Frappuccino, einen Kaffee mit Waldmeistergeschmack oder einen dreifachen Espresso mit Soja-laktosefreier-Schafsmilch? Ich brauch's schon ein bisschen konkreter.“ Der Kunde schaut verdutzt in die Kamera. Er will doch einfach nur einen stinknormalen Kaffee. Die Komik einer solchen Situation wirkte schon immer überholt. Nach aktuellem Stand gehört ein solches Gespräch aber auch in der Realität der Vergangenheit an. Ökonomen würden es so ausdrücken: der Filterkaffee holt sich massiv Marktanteile zurück.
Dabei nimmt er eine Entwicklung, die viele Produkte durchmachen: Ganz früher mal eine sehr ursprüngliche Zubereitung, viel in eigener Handarbeit, dazu regional, in kleinen Mengen produziert und ein natürlicher Geschmack. Dann: industrielle Massenproduktion, Hauptsache billig. Doch die Rückkehr des Filterkaffees ist in vollem Gange.
Wobei, was heißt schon Rückkehr? So wirklich weg war er ja nie. Das belegen Zahlen aus dem aktuellen Kaffeereport eines großen Herstellers.
Die meisten Kaffee-Trinker wohnen im Saarland
Der Kaffee ist das deutsche Lieblingsgetränk. Die mit Abstand am weitesten verbreitete Methode, sich zu Hause einen Kaffee zu machen, ist die Zubereitung in der Filtermaschine. 3,4 Tassen werden im Durchschnitt pro Tag und Person getrunken, das entspricht 162 Litern im Jahr. Zum Vergleich: Der Bierkonsum fällt seit Jahren, im Jahr 2017 lag er laut Zahlen des Deutschen Brauer-Bundes bei 101,2 Liter. Die meisten Kaffee-Trinker wohnen im Saarland. 65,4 Prozent trinken in diesem Bundesland mehrmals am Tag mindestens eine Tasse, in Berlin ist es nur die Hälfte der Bevölkerung.
Verbot für privates Kaffeerösten
Die Geschichte des Kaffees in Deutschland ist eine in drei Akten. Ein wichtiges Datum ist der 21. Januar 1781. An jenem Tag erließ Friedrich der Große ein Verbot für privates Kaffeerösten. Einzig eine staatliche Kaffeerösterei hatte die entsprechende Lizenz. Der Schmuggel blühte in der Folgezeit, da der staatliche Kaffee viel zu teuer für das gemeine Volk war.
Friedrich der Große schickte Kaffeeschnüffler los. Sie sollten illegal importierten Kaffee konfiszieren. Erst sein Nachfolger schaffte das Gesetz ab. Um das Jahr 1850 wird Kaffee laut dem Deutschen Kaffeeverband endgültig zum Volksgetränk. Die 1837 in Bonn von Rechel Zuntz und ihrem Sohn Leopold gegründete Kaffeerösterei A. Zuntz sel. Witwe wurde die größte Kaffeerösterei in Deutschland.
Das 20. Jahrhundert ist dann in der zweiten Hälfte geprägt von Großindustrie, Kaffee wurde zum Massengetränk. Den dritten Abschnitt wird als „Third Wave“ bezeichnet. Die Zeit der Renaissance.
Filterkaffee-Seminare
Mittlerweile ist der Filterkaffee auch in vielen Cafés en vogue. Es gibt immer mehr Röstereien, Filterkaffee-Seminare und eine Handvoll Dinge, die man beachten muss, wenn man guten Filterkaffee machen will. Andreas Lau, Inhaber von „Käffchen“, einem Kaffeegeschäft am Neumarkt, bemerkt, dass der Trend zum Filterkaffee von New York über Berlin nun auch nachhaltig in Köln angekommen ist. „Es gibt heute wieder mehr Röstereien. Als ich vor zehn Jahren angefangen habe waren es drei, heute sind knapp zehn“, sagt Lau.
Den Kaffee-Genuss erhöhen
„Ich mag es nicht, wenn Kunden vorgeschrieben wird, wie sie ihren Kaffee zu trinken haben.“ Es gebe genug Leute, denen der Kaffee trotz „falscher“ Zubereitung schmeckt. Trotzdem nennt er einfache Tricks, die den Genuss erhöhen.
Wieviel Kaffee pro Liter?
Als Faustformel empfiehlt Lau 60 Gramm Kaffeemehl auf einen Liter. Zu wenig Mehl zu nehmen ist schlimmer, als zu viel. Denn: wenn zu wenig Kaffee auf zu viel Wasser kommt, werden alle Aromen rausgewaschen – zurück bleibt Gerbsäure, von der einige Menschen Bauchschmerzen bekommen. „Wenn man einen Liter Kaffee macht, sollte der maximal fünf Minuten gefiltert werden “, sagt Lau. Wichtig sei es auch, die Temperatur einzuhalten – zwischen 92 und 94 Grad. Lau rät davon ab, anstatt einer Mühle ein Schlagwerk zu kaufen. Dort werde der Kaffee nämlich gehackt, nicht gemahlen. Wer Kaffee selbst mahlt, sollte ihn innerhalb von fünf Tagen verbrauchen. „Im Kaffee sind ätherische Öle. Da hilft es auch nichts, den Kaffee einzupacken“, sagt Lau.
Einzig beim Papierfilter kann man wenig verkehrt machen. Ein Tipp hat Lau aber doch. „Man kann den Filter einmal mit Wasser ausspülen, dann werden Rückstände der Produktion entfernt.“ Und er passt sich besser an.