Klassisch-französisch in LindenthalSpitzenküche in der „Rotisserie zum Krieler Dom“
Köln – Die Augen gehen einem über, wenn der bis zum Rand gefüllte Teller mit Rehrücken, frischen Pilzen, grünen Bohnen, Spätzle und einer gefüllten Birne serviert wird. So sah die generöse, reichhaltige Spitzenküche einst aus – und so findet man sie heute nur noch selten. Der Rücken am Knochen gegart und innen herrlich rot, die Sauce mit Tiefe und alles ein großes, schlotziges Vergnügen. Gerichte wie dieses oder seine Seezunge haben Thomas Köhler zu einer Institution der Kölner Spitzengastronomie werden lassen. Es ist die Küche einer vergangenen Zeit, die gerade ausstirbt, und so erscheint Köhler wie einer der letzten seiner Art – ein kulinarischer Dinosaurier.
Das Ambiente passt perfekt zur klassischen Küche und erinnert an einen gediegenen Ü-60-Tanztee. Die aus den Boxen rieselnde Fahrstuhlmusik passt sich genauso an wie das langsame Tempo des bemühten Service. Die Weinkarte ist zwar groß, bietet viel Bordeaux, auch ältere Jahrgänge, und doch ist die Zahl spannender Weine gering und der Deutschlandteil wird von nur wenigen Gütern gebildet. Hierzulande gibt es zudem bessere Sekte als Fürst Metternich. Mit dem Weißburgunder von Dönnhoff (30 Euro die Flasche) fährt man aber gut. Bestellt war ein 2011er, gebracht wurde ein 2014er – das passt zur Zeitlosigkeit der Rotisserie. Je klassischer und französischer die Gerichte, desto besser gelingen sie Köhler. Das erklärt, warum sein Vitello Tonnato mit viel zu kleinen Kapern und dadurch viel zu wenig Säure so lieblos wirkt, all seine Suppen aber traumhaft schmecken. Ob eine mit Bärlauch, die fein zwischen Cremigkeit und Eigengeschmack des Wildgemüses balanciert oder eine Spargelessenz mit großer Tiefe. Herrlich saftig gelingt der Kabeljau, welcher ganz schlicht von Spinat und Petersilienkartoffeln begleitet wird.
Köhler dekliniert die Edel-Viktualien der Spitzenküche gekonnt durch: Austern, Froschschenkel, Schnecken, Hummer, Krebs, hier gibt es sie – und das zum Teil seit Jahren in genau den gleichen Kombinationen. Man mag das innovationslos nennen oder aber die Verlässlichkeit der klassischen Küche loben. Leider können die Desserts nicht mit den Hauptgerichten mithalten. Die Karamellkruste der Crème brûlée ist weich, die Vanille-Note ohne Ausdruck, der geeiste Cappuccino-Schaum fällt zu süß und eindimensional aus. Zum Kaffee werden Kekse gereicht, die stark nach Bahlsen aussehen – von einem so guten Koch wie Köhler, der solch ein Reh zubereiten kann, wünscht man sich dann doch mehr.
Bachemer Straße 233, 50935 Köln, ☎ 0221 / 432943
Mo, Do, Fr, So 12-14.30 + 18-23 Uhr, Mi+Sa 18-23 Uhr
Henns Auswahl
Menu du Chef
(4 Gang) // 47,50 Euro
Menu Surprise // 40 Euro (3 Gang),
// 60 Euro (5 Gang), // 95 Euro (8 Gang)
Rehrücken
mit frischen Pilzen // 32,50 Euro
Spargelessenz
mit Garnelen // 11 Euro
Halber Hummer
„Rotisserie“ // 20 Euro