Hommage an San Sebastiáns Pintxos-BarsDas Kölner „Willie Tanner“ ist ein Lieblingsort
- Julia Floß ist auf der Suche nach dem perfekten Urlaubsgefühl und findet es in Nippes.
- Bei einem kalten Glas Wein sinniert man hier, was wohl Alfs Vater „Willie Tanner" damit zu tun hat.
- Das ehemalige „Wilhelms Eck“ ist heute eine „Hommage an das Baskenland", genauer an die Pintxos-Bars von San Sebastián.
Köln – Das ehemalige „Wilhelms Eck“ hatte einen miesen Ruf und noch mieseres Karma. Lange war die Eckkneipe, direkt am Wilhelmplatz, mit einer Art Fluch belegt. Kein Konzept wollte funktionieren. Die Betreiber wechselten ständig und das Lokal galt bald als gastronomisches Grab, in dem sich einsame Kneipiers vormittags um 11 Uhr bereits die Lampen anzünden. Das ließ man auch die Betreiber des „Willie Tanner“ spüren.
Martin Hallemans und Fabian Bartels renovierten den Laden vollständig, legten die Wände frei, schmissen die Spielautomaten raus und während der Umbauarbeiten streckte regelmäßig ein Zweifler den Kopf zur Tür herein und raunzte: „Ihr seid die Nächsten.“ Glücklicherweise ließen sich die beiden nicht beirren und hauchten dem eigentlich sehr gut gelegenen Ladenlokal neues Leben ein.
Nippes ist ein quirliges, bodenständiges Familienviertel. Die Anwohner gehen gerne aus, sitzen in Biergärten und legen Wert auf Qualität. Und genau das haben Hallemans und Bartels in ihrem Konzept mit eingerechnet.
Pintxos-Bars von San Sebastián
Vor knapp einem Jahr eröffneten sie ihre Hommage an das Baskenland, genauer an die Pintxos-Bars von San Sebastián. Sie möchten ihr „Willie Tanner“ zwar nicht als solche bezeichnen, aber ihr Konzept ist vergleichbar.
16 Michelin-Sterne auf knapp 200 000 Einwohner
In San Sebastián kommen sage und schreibe 16 Michelin-Sterne auf knapp 200000 Einwohner. Entsprechend hoch ist der kulinarische Standard der baskischen Hauptstadt. Die Snacks, die in Kneipen und Bars zum eigentlichen Hauptdarsteller, dem Kaltgetränk, serviert werden, sind köstliche kleine Meisterwerke –nicht einfach nur ein Glas Salzstangen oder halbherzig marinierte Oliven.
Die Macher des „Willie Tanner“ wollten kein Restaurant, sondern eine Kneipe mit hervorragenden Häppchen zu ausgewähltem Bier. Nippes und der lebhafte Wilhelmplatz schien ihnen der idealer Standort. Sie sollten Recht behalten.
Gegrillter Oktopus und Baccalao-Kroketten
Das „Willie Tanner“ hat sich schnell etabliert. Anwohner kommen gerne, sitzen mit Freunden zusammen, teilen sich gegrillten Oktopus und Baccalao-Kroketten, überlegen welches der sechs Biere vom Fass besser zum Schweinerücken passt und lassen den Feierabend gesellig ausklingen. Streng genommen sind Pintxos kleine Mahlzeiten, Tapas ähnlich, die mit Hilfe eines Spießes auf Weißbrotscheiben getürmt werden. In San Sebastián liegen sie meist bereits am Tresen aus und der Gast weiß vor Begeisterung gar nicht, wo er anfangen, geschweige denn aufhören soll.
Im „Willie Tanner“ kommt die gegrillte Txistorra am Spieß. Und es ist ein wunderbarer Ort, um mit Freunden beisammen zu sitzen, eine Kleinigkeit zu essen, ein kaltes Glas Wein zu genießen und sich den Kopf darüber zu zerbrechen, warum sie hier ausgerechnet den Familienvater aus der US-Serie „Alf“ zum Namensgeber gemacht haben. Die Autovervollständigung der Google-Suche ist im Falle „Willie Tanner“, sagen wir mal, wenig förderlich. Aber das lasse ich Sie lieber selber herausfinden. Hoffentlich ist der Fluch dennoch gebrochen.
Köstliches von der Menükarte:
- Bacalao Bechamelkroketten // 4 Euro
- Txistorra // 6 Euro
- Boquerones // 5,50 Euro
- Trampo // mallorquinischer Sommersalat // 6,50 Euro
- Grillgemüse // 5 Euro
- Endiviensalat mit Kapern und Walnüssen // 5 Euro
Willie Tanner, Wilhelmstr. 61, 50733 Köln, 0221/42310713, auf Google Maps anzeigen
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 18-24 Uhr, Freitag und Samstag 18 Uhr bis Ende#allarticles