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Lieblingsort in KölnKaffee auf der Severinstraße genießen

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Köln – Was soll man denn nur von ihr halten? Ich habe jahrelang im Severinsviertel gewohnt und wir hatten immer ein gespaltenes Verhältnis: Die Severinstraße liegt (subjektiv betrachtet) irgendwo zwischen Abrissbirne und Südstadt-Schickeria. Nagel- und Sonnenstudios, Schnell-Reinigungen, billige Reisebüros, leerstehende Ladenlokale – Verstaubte Requisiten lassen auf ehemalige Herrenausstatter oder Boutiquen für die Dame Ü60 schließen. In kaum einem Straßenzug gibt es so viele, so hässliche Reklametafeln. Und dennoch bündeln sich genau dort, auf der urbanen Patchworkdecke des Grauens, ungewöhnlich viele meiner absoluten Lieblingsinstitutionen: gleich zwei der besten Metzger von Köln, ein wunderbarer Gemüseladen, der großartigste indische Imbiss der Stadt, das Odeon, der herrlich unscheinbare Blumenladen von Xiaoxia Dai, zirka zehn kleine Boutiquen und der beinahe antike Feinkostladen Berens.

Ich werde das Gefühl einfach nicht los, dass dort etwas passiert. Die abgewrackte Tristesse weicht so langsam. Vielleicht liegt es auch am Frühling. Sonnenschein, blühende Sträucher und das erste Spaghetti-Eis der Saison machen ja bekanntlich aus dem nörgeligsten Zyniker ein handzahmes Grinsekätzchen. Einer der Severin-Neuzugänge (letzte Woche haben sie ihr Einjähriges gefeiert) ist das Café Hey! Direkt am Severinskirchplatz mit Blick auf den Ökomarkt (jeden Dienstag und Freitag). Der Schwerpunkt liegt beim Kaffee, der ist wirklich großartig. Wer möchte, lässt sich vom geschulten Personal erklären, welche Auswirkungen der indische Monsun auf die Reifung der Kaffeebohnen hat. Das ist selbstverständlich kein Pflichtprogramm, was den Laden noch sympathischer macht. Genuss ohne erhobenen Zeigefinger und vor allem in einem völlig akzeptablen Preisrahmen. Dazu gibt’s selbst gemachten Kuchen (der Redaktionsfavorit: Rhabarber-Schmand), Quiche und großartige belegte Brote. Mein ungewohnter, sommerlicher Optimismus wurde vom selbst gemachten Eistee und der unfassbar erfrischenden, ebenfalls selbst gemachten Basilikumlimonade ins Unendliche katapultiert. Das Café ist wirklich winzig und definitiv auf Laufkundschaft ausgelegt. Also Kaffee auf die Hand und die Severinstraße erkunden. Es gibt viel zu entdecken.

Hey! Coffee, Severinstraße 35, 50678 Köln, Öffnungszeiten: Mo bis Fr: 7.30 bis 17 Uhr, Sa: 10 bis 17 Uhr

www.hey-coffee.de