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Restaurant „Hanse-Stube“Ambiente schlägt Geschmack

Lesezeit 3 Minuten

Die „Hanse-Stube“ im Excelsior Hotel Ernst

Köln – Köln galt im Mittelalter als „Weinfass der Hanse“, insofern erweist die große Weinkarte der „Hanse-Stube“ dem geschichtsträchtigen Namen alle Ehre. Auch mit den von Graf Pilati ausgestatteten Räumlichkeiten tut sie dies, mit den Mahagonivertäfelungen, den Nischentischen, den Séparées und mit all ihrer luxuriösen Gediegenheit. So isst man sonst nirgendwo in Köln.

Wer sich beeindrucken lassen will, kann Ochsen vom Wagen bestellen, den es hier manchmal gibt, oder sich die Seezunge am Tisch vom routinierten Restaurantleiter Stamos Harinos filetieren lassen. Ein Angebot, das nicht viele Häuser haben. Allerdings: Bei der beeindruckenden Optik bleibt es dann über weite Strecken auch. Das Kulinarische kann an vielen Punkten leider einfach nicht mithalten.

Variation von der Gänsestopfleber / mit Rotweinbirne und Rosmarin-Brioche // 28 Euro

Pochiertes Steinbutt Filet / mit Sauce Choron / an Knollen- und Staudensellerie // 38 Euro

Gebratene Seezunge / mit Blattspinat und Salzkartoffeln / für zwei Personen direkt am Tisch filetiert // 85 Euro

Gebratene Lachsforelle / mit Kräuterreis und Koriandermöhren // 21 Euro

Tiramisu / 12 Euro

Regionales Drei-Gänge-Menü / nur während des Mittagsangebots erhältlich // 38 Euro

Zu Beginn gibt es vielerlei Brot und Butter, die Pralinenauswahl zum Schluss ist nicht nur ein Augen-, sondern auch ein Gaumenschmaus. Doch leider hapert es immer wieder an dem dazwischen Servierten. Der Gruß aus der Küche, Lachsrillette, kommt auf einem eiskalten Tellerchen – und hat dementsprechend die gleiche Temperatur. Ein technischer K.O. für die Aromen. Die gebratene Lachsforelle ist ölig und kommt in zwei qualitativ fragwürdigen Stücken.

Viel kann man bei Ochsenbäckchen eigentlich nicht falsch machen – doch hier sind sie von der Produktqualität nicht herausragend, dazu nur lauwarm und zu fest. Und so geht es weiter. Bei der Tarte Tatin von der Birne mangelt es an Karamellisierung, das Tiramisu ist zu trocken geraten. An Mascarpone und Alkohol wurde gespart.

Bei einem anderen Besuch hinterlässt einen nicht nur die ältlich schmeckende Gänsestopfleber ratlos, sondern auch das zu kleine Steinbutt-Filet. Und die Zitrusnote vom Kartoffelstampf erschlägt das Seeteufelmedaillon und die glasierten Zuckerschoten. Die Küche ist kraft- und lieblos, der Name des Kochs wird nicht kommuniziert. Im Keller des Hauses führt der junge Kölner Spitzenkoch Mirko Gaul die Küche des „Taku“, ausgezeichnet mit einem Michelin-Stern, doch das eigentliche Vorzeigerestaurant des Hauses ist eine Enttäuschung.

Bis auf den bereits erwähnten Restaurantleiter ist die Servicebrigade jung und eher unorganisiert. Einmal wird der Gruß aus der Küche vergessen, ein anderes Mal warte ich trotz dreimaligen Nachfragens Ewigkeiten auf die Rechnung.Die Hanse-Stube könnte, sollte, müsste eine Feier der Klassik sein, so wie sie in Erhard Schäfers „Maître“ im Landhaus Kuckuck zelebriert wird, dann wäre sie in diesem Interieur ein Erlebnis. Und zwar eines, das in Deutschland seinesgleichen sucht.

Fazit: Mehr Schein als Sein – lieblose Klassik mit Fehlern bei Speisen und Service.

Hanse-Stube im Excelsior Hotel Ernst, Trankgasse 1, 50667 Köln0221/2703403Mo bis So 12-14.30 Uhr, 18-22.30 Uhrwww.excelsiorhotelernst.com