Restaurant „Le Moissonnier“Souverän französische Küche
Auf dem Weg zu den Toiletten kann man sich Holunderblütensaft zapfen, für den die Blüten – wie ein kleines Schild verrät – von Neela, der Tochter von Sous-Chef Sebastian Mattis, gepflückt wurden. Und das in einem Restaurant, das zwei Sterne im Michelin und 18 Punkte im Gault Millau hat! Fraglos kein Gourmet-Tempel wie jeder andere – und das ist gut so. „Lonely at the top“ sang Randy Newman einst – und einsam ist es auch um das „Le Moissonnier“ geworden, das nach dem Dahinscheiden des „La Vision“ im „Hotel im Wasserturm“ die einsame Spitze der Kölner Gastronomie darstellt. Kann das gesund sein, so völlig ohne Konkurrenz im Spitzenbereich?
Vier-Gang-Wochen-Menü 80 Euro / mit Weinbegleitung 102 Euro (beinhaltet drei Gläser à 0,1 Liter)
Südfranzösische Fischsuppe / mit Aioli und Croutons // 16,50 Euro
Entenleberpastete / mit Gewürztraminer-Gelee / Salat // 28 Euro
Papillon Felsenauster / „Prat-Ar-Coum“ No. 4 // 4 Euro je Stück
Französischer Rohmilchkäse // 21 Euro
Crème brûlée / mit Tahitivanille / Orangenkrokant // 15 Euro
Liliane und Vincent Moissonnier sind ungemein charmante Gastgeber, die ihre Servicetruppe so im Griff haben, dass diese stetig wie ein fleißiges Bienenvolk durch den Raum schwirrt. Den Weinempfehlungen kann man blind vertrauen, viele echte Entdeckungen sind dabei. Das Ambiente nach Art eines französischen Bistros, die kleinen Tische, die trubelige, aber selten zu laute Betriebsamkeit, das Lebhafte, dem in so vielen anderen Spitzenrestaurants eine kontemplative Ruhe gegenübersteht, sie sind gottseidank unverändert. Im Gegensatz zum Konzept: Jeder Gang ein Menü, zumeist drei Teller/Schüsseln/Löffel, so war es jahrzehntelang, doch nun nicht mehr.
Manchmal sind es nur zwei Teller, und auf dem kleineren ist eine Begleitung, wo sich früher ein eigenständiges Gericht befand. Eric Menchons Küche hat an Gelassenheit und Souveränität gewonnen. Sie lässt heute auch mal weg und verzichtet auf den Effekt, konzentriert sich lieber auf das Wesentliche. Mutig ist sie weiterhin, kombiniert Kalb mit Ahornsirup, Zander mit Miso-Paste oder die Cherry Vale Ente (fantastische Produktqualität!) mit Hopfen-Essenz. Immer wieder sind Geniestreiche darunter, wie das in Patschuli-Essenz karamellisierte Milchkalbsbries, das mit Shizo-Tempura und soufflierter Quinoa kombiniert wird. Spitzenküche, die überrascht, aber nicht überfordert, da sie sich geschmacklich sofort erschließt. Auch der Rest des Teams punktet: Olivier Toussaint, Chef-Patissier, gelingt es, seine Variation eines „Snickers“ schokoladig zu gestalten, ohne dass es zu fettbetont oder süß wird.
Bleiben Wünsche offen? Bei den Petit Fours – seit Jahr und Tag Schweinespeck, Karamellbonbon, Orangenlutscher – würde man sich zu dem diesmal ebenfalls gereichten Macaron noch viel mehr wünschen. Aber das mag einfach daran liegen, dass man nie genug von dieser Küche bekommen kann.
Fazit: Eines der besten Spitzenrestaurants in Deutschland.
Le Moissonnier Krefelder Straße 25, 50670 Köln, 0221/729479Di-Do 12-15+18.30-24 Uhr, Fr-Sa 12-15+19-24 Uhrwww.lemoissonnier.de