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Restaurant „Poisson imBiss“Sardinen mit Jahrgang in der Kölner Innenstadt

Lesezeit 3 Minuten

Blick in den Gastraum

Köln – Was ist ein Imbiss? Eine Bude, bei der man etwas auf die Hand bekommt? Fritten? Currywurst? Dann ist der in diesem Sommer eröffnete „Poisson imBiss“ nur zur Hälfte einer. Im Zweitlokal von „Poisson“-Chef Ralf Marhencke gibt es Fritten, Currywurst und Schnitzel, aber serviert wird dies in einem schicken Bistro, wo aus den Boxen Lounge-Musik dringt. Für die Preise der einzelnen Speisen kann man in einer echten Imbissbude allerdings die Karte rauf und runter essen. Auch die Weine sind sehr selbstbewusst kalkuliert, den Villa Huesgen Riesling bekommt man im Handel für weniger als 9 Euro, hier kostet das 0,15l-Glas 7,50 Euro. Zudem: In keinem Imbiss der Welt gibt es Island Kabeljau. Und auch keine Jahrgangs-Ölsardinen. Ja, richtig gelesen: Jahrgangs-Sardinen aus dem Jahr 2011. In Spanien oder Frankreich weiß man um diese Delikatesse, in Deutschland fremdelt man mit den Edelkonserven. Gelöffelt werden sie direkt aus der Dose, dazu gibt es Zimmermanns Schwarzbrot, dick mit Butter bestrichen. Die Sardinen schmecken subtil nach Meer und auf eine rustikale Art edel, nicht einen Hauch übersalzen. Es ist kein Wow-Effekt, aber doch ein Erlebnis für Sardinen-Fans.

Fish &Chips mit Chilimayonnaise und Remoulade // 17,50 Euro

Tranche vom Island Kabeljau, Spitzkohl in Rahm & Kartoffelpüree // 18,50 Euro

„Sardines Millésimées 2011“ mit gebuttertem Schwarzbrot // 19,50 Euro

Currywurst (Naturmetzgerei Hennes) mit Pommes und Stössje // 8,50 Euro

Wiener Schnitzel vom Kalb mit Kartoffel-Gurkensalat // 18,50 Euro

Schoko-Mousse mit Quitten-Gelee // 8 Euro

Der Wow-Effekt heißt „Fish&Chips mit Chilimayonnaise&Remoulade“ – dazu kann man „Sie“ sagen. Sie werden in Papiertüten serviert, die mit Zeitungsausschnitten bedruckt sind, der Fisch ist perfekt frittiert, innen herrlich saftig, die Remoulade nicht schwer sondern geradezu erfrischend, die großen Chips, also Pommes frites, werden ideal von der feinen Schärfe der Chilimayonnaise ergänzt. Ein geradezu typisches Poisson-Gericht ist die Tranche vom Island Kabeljau: Hervorragende Produkt-Qualität, auf den Punkt leicht glasig zubereitet, wobei die Beilagen Rahmspitzkohl und Kartoffelpüree blass bleiben und dem Fisch keine neuen Facetten abgewinnen. Ansonsten gibt es Büsumer Krabben, Thailändisches Seafood-Curry, Kalbstafelspitz, Currywurst von der Naturmetzgerei Hennes, die Hähnchenbrust beim Caesar’s Salad ist bio – das ist klasse.

Die Poisson-Desserts sind schwach, hier wie im Restaurant. Der Schokoladennachtisch mit Quitten-Geleeschicht sieht in all seiner geschichteten Bräunlichkeit aus wie abgesetzte Brühe. Er schmeckt besser, ist aber kein Vergleich zu den Fischgängen. Noch etwas ist wie im Restaurant: der große Tresen. Hier sitzt es sich gut. Das Motto dieses selbst erklärten Szenelokals ist „Extrem lecker, schnell und bezahlbar“. Und zwei von drei Zielen zu erreichen, ist für Marhenckes neues Restaurant ja auch nicht schlecht.

Fazit: Imbiss? Understatement! Ein teurer Spaß, aber ein echter Spaß in Sachen Fisch.

Poisson imBiss Ehrenstr. 43c/Große Brinkgasse, 50672 Köln, 0221 27087818, Mo-Fr 12-15 und 18-22 Uhr, Sa 12-22 Uhrwww.poisson-imbiss.de