Restaurant SelamÄthiopien mit vielen Sinnen erleben

Selam Haile leitet das Restaurant und sucht den Kontakt zu den Besuchern, berät sie bei der Auswahl und beantwortet Fragen rund um die äthiopische Kultur.
Copyright: Bilder: Michael Bause Lizenz
Ehrenfeld – Essen bedeutet Erleben. Es ist mehr als die bloße Nahrungsaufnahme. Essen bedeutet Gemeinschaft. Selam Haile spricht von einem kommunalen Erlebnis, wenn sie von der Ess-Tradition in Äthiopien erzählt. Gegessen wird nicht von Tellern, sondern von Platten, die in die Tischmitte gestellt werden. Je mehr Menschen mitessen, desto größer die Platte. „Wir teilen gerne und essen gemeinsam. Es ist untypisch, dass jemand allein ist“, sagt Selam Haile, Inhaberin des Restaurant Selam in Ehrenfeld.
Seit vier Jahren führt Haile den Familienbetrieb, den ihre Eltern 1999 eröffneten und nach ihrer Tochter benannten. „Damals war es das erste äthiopische Restaurant in Köln und Umgebung“, sagt Haile, die mit ihrem Bruder von Beginn an mitgeholfen hat. „Meinen Eltern war es wichtig, dass die Gäste nicht nur bei uns essen, sondern auch etwas von der äthiopischen Kultur erfahren und erleben.“
Äthiopische Handwerkerkunst
Dieses Konzept hat Haile bis heute bewahrt. Nur optisch hat sie das Restaurant verändert. Sie hat renoviert und den Speiseraum umgebaut. An den Wänden hängen farbenfrohe Gemälde mit afrikanischen Landschaften. Die bunt bemalten und handgefertigten Lampen geben einen Einblick in äthiopische Handwerkerkunst.
Ehrenfeldgürtel 91, 50823 Köln
Telefon 0221/ 9 52 03 52, Öffnungszeiten: Montag Ruhetag, Di bis Fr ab 17 Uhr, Sa/So ab 16 Uhr, Hauptgerichte ab elf, vegetarische ab neun Euro, äthiopisches Bier ab 3,30, Wein ab 4,50 Euro.
info@selamrestaurant.de
In der Speisekarte findet der Gast ein Glossar, das die äthiopischen Zutaten erklärt. Wenn Haile das Essen bringt, gibt sie neuen Besuchern zuerst eine kurze Einführung, denn es wird anders gegessen als in den meisten Restaurants: Die Speisen werden in kleinen Schüsseln gebracht und auf einer Platte serviert, die mit Injera ausgelegt ist. „Injera ist eine Art Crêpe aus Zwerghirse, Wasser und Hefe, das in einer Pfanne gebacken wird. Durch den Gärprozess schmeckt es leicht säuerlich.“ Gegessen wird mit den Händen. Der Gast reißt mundgerechte Stücke ab und greift damit Fleischstücke, Gemüse und Soßen. Vegetarier und Veganer haben im Selam eine große Auswahl: Linsen, Erbsen oder Kartoffeln werden mit verschiedenen Gemüsesorten und raffiniert gewürzten Soßen serviert. „Alle unsere vegetarischen Gerichte bereiten wir vegan zu, also komplett ohne tierische Zutaten“, sagt Haile. Auch das hat Tradition in Äthiopien. Die Küche sei zwar insgesamt recht fleischlastig – vor allem in städtischen Regionen – aber „wir haben mehrere Fastenzeiten im Jahr, während denen wir auf sämtliche tierische Produkte verzichten“. Fleischesser können im „Selam“ zwischen Huhn, Lamm und Rind wählen.
Zu trinken gibt es neben äthiopischen Weinen und Bieren selbst gemachten Honigwein, Fruchtschnäpse und Gewürztees. „Und natürlich darf zum Abschluss die traditionelle Kaffeezeremonie nicht fehlen“, sagt Haile. Äthiopien gilt als Heimatland des Kaffees, dessen Name auf die Region Kaffa zurückgeführt wird. Und in dem ostafrikanischen Land wird er nicht einfach getrunken, sondern zelebriert. Die Bohnen werden geröstet und gemahlen, anschließend mit Kardamon und Nelken in einer bauchigen Tonkanne mit langem Hals gekocht. Der Kaffee wird ungefiltert getrunken.
Selam Haile ist in Köln geboren und aufgewachsen. Ihre Eltern kamen in den Siebziger Jahren zum Studieren nach Deutschland. „Sie haben uns die äthiopische Kultur von klein auf vermittelt. Ein Stück von dieser Kultur möchte ich auch meinen Gästen weitergeben“, sagt Haile. Deshalb sucht sie den Kontakt zu den Besuchern, berät sie bei der Auswahl und beantwortet Fragen. „Bei uns gibt es mehr als nur leckeres Essen. Ich nenne es Erlebnisgastronomie.“