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Restaurant „Wartesaal am Dom“Zabaione von Mamma Nero in Köln

Lesezeit 3 Minuten

Der „Wartesaal“ bietet ein besonderes Ambiente.

Köln – Vor einigen Wochen habe ich bereits über den „Wartesaal im Zollhafen“ berichtet, den ich mit gemischten Gefühlen verließ. Nun ist der zweite Wartesaal dran, der ebenfalls aus dem „Alten Wartesaal“ hervorgegangen ist. Er nennt sich „Wartesaal am Dom“ – und ist im Grunde der „Alte“. Köln ist vermutlich die einzige Stadt der Welt, in der „Wartesaal“ einen attraktiven Namen für eine Gaststätte darstellt. Im direkten Vergleich kann der Dom-Wartesaal auf jedem Fall mit dem Interieur punkten. Wie auch immer man die Umdekorierung der 1915 im Jugendstil erbauten Räumlichkeiten sehen mag, die hohen Decken und Fenster, die historische Atmosphäre – sie üben einen großen Charme aus.

Frühlingsmenü (drei Gänge): Ricotta-Spargelsäckchen, Tomaten, grüner Spargel / Kalbsschnitzel, Rhabarber-Salbei, Bärlauchpüree / Grießflammerie, Erdbeer-Minz-Salat // 39,90 Euro

Gewürz-Fjordforelle mit Rettich-süßsauer, Baby-Blattspinat // 15,60 Euro

Pochiertes Freiland-Schweine-Filet mit Bouillongemüse, gebratene Kartoffelklöße, Apfel-Balsamico-Jus // 25,40 Euro

Apfeltarte mit Walnuss-Krokant-Eis, Mamma-Nero Zabaione // 8,40 Euro

Von Chris Houbers Küche kann man das leider nicht sagen. Die schwierige Aufgabe jeden Tag von 12 bis 23 Uhr warme Speisen anzubieten, geht er mit Gerichten an, die pfiffig klingen und zumeist auch so aussehen, aber nicht schmecken. Die Gewürz-Fjordforelle ist so wenig würzig, wie der dazu gereichte „Rettich-süßsauer“ sauer. Süß schmeckt er, wie auch das schwache Dressing zum Blattspinat. Beim pochierten Freiland-Schweine-Filet freute ich mich auf Apfel-Balsamico-Jus, doch weder Apfel noch Balsamico waren schmeckbar.

Beim Hauptgang des Frühlingsmenüs war der Rhabarber in der Sauce zum Kalbsschnitzel zwar markant (der Salbei dagegen kaum), doch das Gericht sah mit der wenig appetitlich darüber gegossenen Sauce wie das Jägerschnitzel alter Zeiten aus. Zudem auch hier: viel zu süß abgeschmeckt. Das dazu gereichte Bärlauchpüree schmeckte zwar deutlich nach dem Wildkraut, war aber zu trocken. Das Ricotta-Spargelsäckchen aus Teig stellte sich als kein bisschen knusprig und der Spargel als wenig knackig aus. Das Grießflammerie, welches das kleine Menü abschließt, war belanglos, wie auch der Erdbeer-Minz-Salat dazu; die ebenfalls angeboten Apfeltarte nicht warm genug, das Eis zu hart. Wenigstens die Zabaione von Gaffels Kräuterlikör „Mamma Nero“ ist versöhnlich – und ein schöner kölscher Ansatz´. Mehr Frische und Säure würde den Gerichten gut tun.

Also: Essen hopp, Interieur top. Die Weinkarte ist wenig einfallsreich, aber fair kalkuliert. Das Schlossgut Diel Goldloch „Großes Gewächs“ ist für 69 Euro schon ein Schnäppchen. Die Spirituosenliste ist beeindruckend lang, der Service sehr freundlich, und wenn man am Fenster sitzt ist das „Lück luure“ allein den Besuch schon wert. Erschütternd ist hier nichts, höchstens die ab und an vorbeirauschenden Bahnen. Aber die tragen positiv zum Charme des Hauses bei.

Wartesaal am Dom, Johannisstr. 1, 50668 Köln

0221/12606470, geöffnet 12-0.30 Uhr

www.wartesaalamdom.de