Restaurant WillomitzerKreative Küche am Mülheimer Ufer
Ein Eckhaus, Altbau, am Rheinufer, quasi direkt an der Mülheimer Brücke. Nicht der Ort, wo man in Köln eine spannende kulinarische Neueröffnung erwartet – umso schöner, dass sie sich hier findet. Nena (netter Service) und Matthias Willomitzer (Küche) führten zuvor das „Fachwerkhaus“ in Bergisch-Gladbach, siedelten Ende 2015 dann nach Mülheim um. Soviel kann man jetzt schon sagen: Ein Gewinn für den Stadtteil.
Im Gastraum sitzt man an dunklen Holztischen mit Kerzen, an einer Wand hängen sepia-farbene Fotos, an einer anderen moderne Kunst, zwei Schiefertafeln informieren über die Tagesgerichte, aus den Boxen dringt in angenehmer Lautstärke Singer-Songwriter Rodriguez und anderes geschmackvoll Ausgewähltes. Man fühlt sich wohl. Die kleine Karte bietet neben Klassikern der Bistro-Küche auch Ungewöhnliches wie Wachtelbrust mit Brennnesselravioli oder Rehrücken mit Polenta und Kirschen.
Zwei Gänge erfreuten besonders des Testers Herz: Bei den Fettuccine mit Sommertrüffeln wurde nicht, wie sonst überall üblich, die Küchenplage Trüffelöl eingesetzt, sondern sich auf den natürlichen Geschmack der Trüffel (und der cremigen Petersiliensauce) verlassen. Wunderbar! Zweite große Freude: Das Risotto hatte Biss. Das sollte Standard sein, ist aber die Ausnahme. Auf dem Tomatenrisotto lagen allerlei Kräuter, dazu ein paar scharf angebratene Garnelen und etwas Mozzarellaschaum. Könnte es jeden Sommerabend geben!
Nicht alles gelingt so gut. Der Schweinebauch ist etwas zu trocken, dazu extrem trockene Bohnen zu servieren – keine gute Idee! Zudem fehlt der Sauce die Tiefe. Der gemischte Blattsalat gerät arg unspektakulär und ist vom Balsamico nur hauchzart geküsst. Aber beides bleibt völlig im Rahmen. Wirklich aus dem Weg gehen sollte man nur den Desserts, die nicht über das Niveau von Convenience hinauskommen.
Statt Dessert Wein bestellen
Der Schokopraline mit Kirsche mangelt es an Frische; dem Himbeermousse zum Küchlein bei den (mit zwei Spezereien zu kleinen) Dessertvariationen fehlt die Säure. Statt einem Dessert sollte man lieber eine Flasche Wein bestellen, denn die Karte ist wirklich erfreulich. Nicht groß, aber größtenteils mit spannenden, eher unbekannten deutschen Weingütern bestückt. Vom rheinhessischen Aufsteiger Knewitz gibt es etwa einen Rosé, der kein bisschen bonbonhaft, dafür knackig trocken schmeckt, mit feinem Duft nach Waldbeeren – und das für 21 Euro. Zwar lohnt die Aussicht der Terrasse nicht, dafür nach dem Essen ein Verdauungsspaziergang am nahen Ufer.
Henns Auswahl
- Gemischter Blattsalat (Gurke / Tomate / Balsamicodressing) // 6,50 Euro
- Fettuccine Trüffel (Sommertrüffel /Petersilie) // 20 Euro
- Garnelen (Tomatenrisotto / Mozzarellaschaum) // 19 Euro
- Zweierlei vom Schweinebauch mit Bohnenragout und Kartoffelpüree // 19,50 Euro
- Schokolade und Kirsche (Mascarpone / Vanille) // 7 Euro
- Mittagmenü (zwei Gänge) // 13,50 Euro
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