Elf Roséweine im SommertestWelcher Rosé schmeckt uns am besten?
Kein anderer Weinstil hat in den letzten Jahren eine derartige Wandlung vollzogen wie der Rosé. Früher entweder aus schlechten Trauben bereitet, die für sonst nichts mehr taugten oder als Nebenprodukt der Rotweinbereitung gekeltert, muss sich heute auch der Rosé den immer kritischeren Weingenießern stellen. Deshalb sind auch die Zeiten vorbei, in denen man die lausigen Tropfen nur mit ordentlich Restzucker abfüllen und sehr gut gekühlt servieren musste, damit man sie los wurde. Mit viel mehr Augenmerk auf Weinbau, Rebsorten- und Lagenwahl und verbesserten Kellermethoden entsteht eine enorme Stilvielfalt, die es nicht nur im Sommer zu entdecken gilt.
Rebsorte beeinflusst Geschmack
Zweifellos beeinflusst die Wahl der Rebsorten mit am meisten Geschmack und Farbe. In Südfrankreich gibt es zudem Cuvées die sich bewährt haben. So liefert Cinsault Säure und florale Aromen, Syrah und Mourvèdre Würze sowie Rückgrat, Grenache bringt die saftige Kirschfrucht und Cremigkeit mit, der die Weine trotz trockenem Ausbau nie spröde erscheinen lässt. Ebenso markant ist der Einsatz von weißen Trauben. Da in Europa das Mischen von Weiß- und Rotwein für Rosé verboten ist, werden die verschiedenen Rebsorten als Trauben zusammen gekeltert. So entstehen deutsche Spezialitäten namens Rotling, Schillerwein oder Badisch Rotgold.
Aber auch in Südfrankreich mischt man gerne weiße Rebsorten wie Vermentino dazu. Das bringt ein weniger herbes Finish und ein saftiges Mundgefühl.Farbe und Gerbstoffgehalt wird zudem durch die Weinbereitung bestimmt. Desto dunkler der Wein, umso länger war der Saft in Kontakt mit den Schalen, und umso deutlicher spürbar ist der Gerbstoff. Während ein Provence-Rosé maximal zehn Stunden mazeriert, können es beim Bandol-Rosé schon mal drei Tage sein. Ob der Saft im Edelstahltank oder Holzfass vergärt, welche Hefen verwendet wurden und ob mit oder ohne Restsüße abgefüllt wird, hat ebenso großen Einfluss auf den Geschmack. Wer ganz sicher einen trockenen Wein trinken möchte, sollte Provence-Rosé kaufen. Hier schreibt das Weingesetz vor, dass diese maximal vier Gramm Restzucker pro Liter haben dürfen.
Terroir und Rosé
Kritiker bemängeln, Rosé wäre geschmacklich nie Terroir geprägt wie es die großen Weiß- und Rotweine sind. Das trifft für die meisten Rosé zu, aber es gibt auch Ausnahmen. Eine davon ist Bandol, eine Appellation an der Küste der Provence. Die Muschelkalkböden geben den Weinen etwas jodartig salziges mit. Die kräftigen Weine aus der würzigen Rebsorte Mourvèdre gehören zudem zu den Rosés, die durch Flaschenreife profitieren. Im östlichen Teil der Provence findet man eher Schieferböden, die die Weine kräuterduftiger und rauchiger erscheinen lassen. So schmeckt ein Weißherbst von den Vulkanböden des Kaiserstuhls deutlich anders als einer von kalkreichem Untergrund.
Sommerwein zu Sommergericht
Die vielen fruchtig, leichten Weine haben das Image des Rosés als „Sommerwein“ manifestiert. Zweifellos sind die meisten Rosés unkompliziert und passen zum Laissez-faire an heißen Tagen und zur leichten Küche. Aber es gibt auch kräftige Ausnahmen, die unabhängig von der Saison genossen werden können. In der Kombination mit Speisen lädt die Rosé-Vielfalt zum Experimentieren ein. Wir haben eine spannende Auswahl für Sie zusammengestellt, beschrieben und bewertet – nach unserem bewährten 20-Punkte-System.
Leicht mit Charakter
2017 Pinot Noir Rosé, 16 Punkte
Mit einem blassen aber leuchtenden Himbeerrot läuft der rosé gekelterte Spätburgunder ins Glas. Es zeigen sich Aromen von roten Beeren, Grapefruit und Rhabarber. „Zart rosa Nase und nicht kitschig wie andere Weißherbste“, sagte Verkosterin Maria Dohmen.
Der Wein ist zwar nicht trocken ausgebaut, bekommt aber durch die knackige Säure und den mineralischen Eindruck im Finish das nötige Rückgrat. Der fruchtige Wein ist charakterstark – bei gerade einmal 11,5 Prozent Alkohol.
Passt zu: Abendbrot mit Käse und Schinken, zu Flammkuchen und sommerlichen Gemüsegerichten
2017 Pinot Noir Rosé / Weingut Georg Breuer / Rheingau / 16 Punkte / 9,99 Euro
Bei: Rewe Rahmati /Hohenstaufenring 29-37 /50674 Köln
Füllig mit Frucht
2017 Garnacha Rosé Artazuri, 16,5 Punkte
Schon die neonartige Erdbeerfarbe lässt einen aromatisch fruchtigen Wein vermuten. Intensive Aromen von reifen Kirschen, Granatapfel, Rhabarber aber auch Pfeffer und mediterrane Kräuter steigen in die Nase.
Nicht ganz trocken wird der Wein durch eine angenehm frische Säure und feinen Gerbstoffbiss balanciert. Typisch für Grenache Rosé ist das füllige Mundgefühl. „Die Farbe hat mich irritiert, aber es ist ein fruchtbetonter wie qualitativer Wein mit Gehalt“, war ein Kommentar der Runde.
Passt zu: Mit Olivenöl und Knoblauch angemachte Tapas, Serrano Schinken und mediterrane Salate
2017 Garnacha Rosé Artazuri / Navarra / 16,5 Punkte / 9,95 Euro
Bei: Middendorf Internationale Weine / Widdersdorfer Straße 211 / 50825 Köln
Spannend, aber stark
2016 Tales Rosado, 14,5 Punkte
Aus der autochtonen Rebsorte Prieto Picudo bereitet, läuft dieser ungewöhnliche Rosé dunkel granatrot mit orangen Reflexen ins Glas. Es zeigt sich ein komplexes Bukett mit Aromen von Wachholder, Wermut, Salbei, reifer Zwetschge, Kräuter, Salbei und Baumharz. Am Gaumen sehr stoffig, trocken und mit 15 Prozent Alkohol ausgestattet. „Eigentlich wie ein Rotwein, den man gekühlt trinken kann“, wurde mehrfach kommentiert . Eine Entdeckung, die nur Abzüge wegen des zwar balancierten aber doch sehr hohen Alkoholgehaltes bekam.
Passt zu: Kräftige Gerichtemit Chorizo, Tortilla, aber auch gegrilltes Rindfleisch
2016 Tales Rosado / Bodegas y Vinedos Casis Las Turun / Tierra de León / 14,5 Punkte / 9,50 Euro.
Bei: Weinhandel Südhang / Subbelrather Straße 543 / 50827 Köln
Ein Essensbegleiter
2017 Cerasuolo d’Abruzzo, 15,5 Punkte
Mit einem gedeckten, hellen Granatrot zeigt sich dieser Bio-Rosé im Glas. Der Wein ist nicht so knallfruchtig, sondern braucht Zeit, um sein individuelles Bukett zu entfalten. Aromen von reifen Zwetschgen, Orangenschale, reifem roten Apfel, Mandeln, Hefe und weißen Blüten steigen in die Nase. Nicht ganz trocken ausgebaut, betont die dezente Süße die Fruchtaromen.
Der Wein hat einen kräftigen Körper, 13,5 Prozent Alkohol und moderate Säure – das alles sorgt für ein stoffiges Mundgefühl. Ein Wein, der zum Essen getrunken werden sollte.
Passt zu: Pasta, aber auch zu sizilianischen Arrancinis.
2017 Cerasuolo d’Abruzzo / Petirosce / Lunaria / Abruzzen / 15,5 Punkte / 7,50 Euro
Bei: Temma / Aachener Straße 497 / 50933 Köln
Sauber und blass
2017 Ginevra Rosato, 13 Punkte
Ein Wein, der uns nicht ganz überzeugt hat. „Man tritt geschmacklich ins Leere“, war das Fazit von Romana Echensperger. Der erste Eindruck ist zart würzig und kühl, mit Aromen von Minze, weißen Blüten und Pfeffer. Auch am Gaumen ist der Wein zwar richtig trocken, wirkt aber durch seinen sehr schlanken Körper eher säuerlich. Im Finish bleiben die Säure und etwas von den roten Fruchtaromen stehen.
Ein sauber gemachter Wein, dem es an Ausdruck und Charakter fehlt.
Passt zu: Abendbrot mit Salami und Schinken
2017 Ginevra Rosato / Pandolfa / Emilia-Romagna / 13 Punkte / 7,90 Euro /
Bei: Kölner Weinkeller / Stolberger Straße 92 / 50933 Köln
Der Schmeichler
2018 Pinotage Rosé, 14 Punkte
„Ein richtiger Schmeichler“ war der erste Eindruck von Romana Echensperger. Schon das helle Pink macht Appetit. In der Nase zeigen sich die für Pinotage so typischen Aromen von kandierten roten Beeren, Rhabarber, Rauchspeck, Thymian und Pfeffer.
Leicht im Körper, moderate Säure und mit 12,5 Prozent Alkohol ist dieser Südafrikaner einfach gut gemacht und gefällig zu trinken. „Sonnenuntergang und ein gut gekühltes Glas von diesem Rosé – kann man sich sehr gut vorstellen“, so Maria Dohmen.
Passt zu: Spezialitäten der Levante-Küche wie Hummus oder Falafel sowie Grillgemüse
2018 Pinotage Rosé / Delheim / Südafrika / 7,95 Euro / 14 Punkte
Bei: Weinkontor Lindenthal / Geibelstraße 33 / 50931 Köln
Komplexes Bukett
2017 Maison Saint Aix, 16,5 Punkte
Der Wein läuft mit einem blassen Lachsrot ins Glas. Nach dem Schwenken eröffnet sich ein komplexes Bukett mit Aromen von Granatapfel, frischen Kirschen, Rhabarber, Orangenschale, weißen Blüten und Kräuternoten. „Gefällt mir ziemlich gut“, war der erste Eindruck von Maria Dohmen. Der Wein ist trocken ausgebaut, wirkt aber durch die saftige Frucht nicht spröde.
Moderat frische Säure, mittelkräftig im Körper und mit 13 Prozent Alkohol kann dieser gehaltvolle wie verspielte Rosé viele Sommergerichte begleiten.
Passt zu: Südfranzösischen Klassikern wie Bouillabaisse oder gegrilltem Fisch
2017 Aix / Maison Saint Aix / Coteaux d’Aix en Provence / 16,5 Punkte / 14,99 Euro
Bei: Frischeparadies / Max-Planck-Straße 44 / 50354 Hürth
Der Spannende
2017 Mas Laval, 15,5 Punkte
Schon die blasse lachsrote Farbe lässt auf einen trockenen wie seriösen Rosé schließen. Im Glas eröffnet sich ein komplexes Bukett mit Aromen von Orangenblüte, Bergamotte, Pomeranze, Johannisbeeren, Anis und weißem Pfeffer. Der Wein ist richtig trocken ausgebaut. Er überzeugt uns mit seinem mineralischen Eindruck und seinem langen Nachhall.
Kräftig im Körper, 13 Prozent Alkohol und im Finish noch einmal rauchig, würzige und jodartige Noten ist der Mas Laval ein spannender Essensbegleiter.
Passt zu: Südfranzösischen Klassikern wie Ratatouille oder Pissaladière
2017 Mas Laval / Pampres / Pays d’Herault / 15,5 Punkte / 9,50 Euro.
Bei: Le Moi Vinothek / Krefelder Straße 25 / 50670 Köln
Saftiges Mundgefühl
2017 Rotling, 15 Punkte
Im Glas zeigt sich eine für Rosé sehr dunkle granatrote Farbe. Der Rotling verströmt intensive Aromen von saftigen Kirschen, Bananen, Vollmilchschokolade, Weingummi und Lavendel. Nicht ganz trocken ausgebaut betont die angenehme Süße am Gaumen noch einmal die Fruchtaromen.
Typisch für Rosé, bei dem ein Anteil von Weißweintrauben verarbeitet wurde, ist das besonders saftige Mundgefühl. „Toller Wein, der einfach Spaß macht.“ So das kurze Urteil von Romana Echensperger.
Passt zu: Einfach zum so trinken
2017 Rotling / Juliusspital / Franken / 15 Punkte / 7 Euro
Bei: Jacques Weindepot z.B.: Neusser Straße 30-32 / 50670 Köln und www.jacques.de
Leicht und bitter
2017 Coteaux d’Aix en Provence, 12,5 Punkte
Typisch für Provence-Rosé ist die blassrote Farbe. Das Bukett ist klar, sauber, aber auch zurückhaltend. Darin zeigen sich Aromen von roten Früchten, Grapefruit, Kräuternoten und Weingummi.
Am Gaumen ist er trocken, leicht im Körper und mit 12,5 Prozent Alkohol ausgestattet. Der Wein ist sauber gemacht, wirkt insgesamt aber eher dünn. Im Finish bleibt zudem einsäuerliches und bitteres Mundgefühl. „Ordentlich. Aber er macht nicht Lust auf mehr“, so das Fazit von Romana Echensperger.
Passt: zum Beispiel gut zu Sommersalaten
2017 Coteaux d’Aix en Provence / 12,5 Punkte /3,79 Euro
Bei: Aldi Süd
Eigenwilliger Sieger
2017 Bandol, 17 Punkte
Unseren eigenwilligen Testsieger sollte man zum Essen genießen. Blass-granatrot und mit orangen Reflexen läuft er ins Glas. Nach dem Schwenken eröffnet sich ein komplexes Bukett mit Aromen von dunklen Pflaumen, Grenadine, Walnüssen, schwarzem Tee und Orangenschale. Das ist ein kräftiger und durch und durch trockener Wein, der im Finish noch einmal richtig zupackt. Neben den intensiven Aromen kommen noch jodsalzige Noten hinzu.
Ein Rosé, der es mit einem kräftigen Rotwein aufnehmen kann und mit seiner Komplexität und Balance drei bis vier Jahre Reifepotenzial mitbringt.
Passt zu: Sehr kräftigem Käse wie Laguiole sowie gegrilltem Lamm- oder Rindfleisch
2017 Bandol / Domaine La Suffrene / Frankreich / 17 Punkte / 14,90 Euro
Bei: VineVent / Kölner Straße 91 / 50859 Köln-Lövenich
Das 20-Punkte SystemWeine mit bis zu 12 Punkten sind fehlerhaft oder nicht zufriedenstellend. Bei 12 bis 14 Punkte gelten sie als gut, zwischen 14 und 16 Punkten bereits als sehr gut. Mehr als 16 Punkte bekommen ausgezeichnete Weine, ab 18 Punkte handelt es sich um Spitzenqualitäten.