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Rotonda Business-ClubReiz des „verbotenen“ Restaurants

Lesezeit 3 Minuten

Thunfisch mit Mostardsauce und Knusperreis

Köln – Endlich bin ich drin, im „verbotenen“ Restaurant. Die Augen wandern neugierig umher. Viel Glas, viele dunkle Töne, kühler, puristischer Stil, die große Terrasse mit viel Grün, das vor neugierigen Blicken schützt. Der Reiz des Verborgenen wirkt noch im Pantaleonswall 27, bei der Anmeldung wird selbstverständlich gefragt, ob man Clubmitglied sei. Schließlich war das Restaurant jahrelang nur Auserwählten vorbehalten, denn es gehört zum „Rotonda Business Club“. Es hatte einen sehr guten Ruf, was nicht zuletzt an Küchenchef Michael Straßfeld lag, der in Kalifornien die Sashimi-Herstellung lernte – doch Straßfeld ist nun fort. Jetzt kocht sein ehemaliger Mitarbeiter Georgios Grimeki, ein Kölner mit griechischen Wurzeln. Auf die Fahne geschrieben hat man sich sowohl eine „gehobene klassische als auch moderne europäische und asiatische Küche“. Bei den Zutaten setzt man auf Regionalität und Nachhaltigkeit. Lieferanten sind unter anderem die Naturmetzgerei Hennes, Cux Fisch und Biokristall Mineralwasser. In der schön layouteten Speisekarte wird geprotzt mit diesen guten Namen.

Aber Ware muss eben auch kontrolliert werden. Sonst passiert es, dass – wie hier erlebt – der Feldsalat traurig den Kopf hängen lässt (vom angekündigten Speck fand sich übrigens nichts auf dem Teller). Die Pappardelle waren nicht al dente sowie lauwarm, das Reh und die Jacobsmuschel hatten zu viel Hitze und waren dementsprechend trocken, fast alles war vorsichtig – um nicht zu sagen: mutlos – gewürzt. Einige Kleinigkeiten kann man auch noch verbessern: Es gibt keine Butter zum Brot, keinen Gruß aus der Küche, keine Petit Fours, nur ein trockenes Amarettini zum Kaffee. Wie passt das zu den gestärkten Tischdecken, dem teuren Besteck, den Gläsern und erst recht den Preisen? Auch der Service schwächelt, ist bei Nachfragen eher unwissend, und unaufmerksam was das Nachschenken betrifft (es gibt neun klug ausgewählte offene Weine).

Doch es geht auch anders in der Rotonda: Das Essen kommt schnell. Die Steinpilzessenz ist herrlich intensiv, auf den Punkt die hervorragenden Kräuterseitlinge, der Thunfisch „rare“ ist in der Mitte wie gewünscht roh (nur etwas mehr Mostardsauce wäre schön gewesen), und die gelungenen Desserts versöhnen mit vielem. So spielt das Zweierlei von Pfefferbirne und Schokolade gekonnt mit Süße und Schärfe, bei der Crème brûlée sorgen die leicht bitteren Kumquats für das Gegengewicht. Umso mehr verwundert es, dass die Küche bei anderen Gängen so unnötig schwächelt. Im Tennissport nennt man es „Unforced Errors“. Etwas mehr Konzentration und Akkuratesse, dann ist das eine Top-Location für Geschäftsessen.

Fazit: Unnötige Fehler abstellen - dann wird das Rotonda zur Top-Adresse

Restaurant im Rotonda Business-ClubPantaleonswall 2750676 Köln, 0221/997751112-15 & 18-22 Uhr (außer Sa + So)