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Erfrischendes MineralwasserDas Lieblingsgetränk der Deutschen im Test

Lesezeit 9 Minuten

Wir haben Wasser getestet. Doch es war nicht ganz so einfach.

Was kann an einem heißen Tag besser sein als den Kühlschrank zu öffnen und kaltes, leicht pritzelndes Mineralwasser in die ausgetrocknete Kehle zu kippen? Gibt es ein erfrischenderes Getränk bei Sommer-Temperaturen als feinperliges Sprudelwasser? Wasser, mit einem leicht natürlich-zitronigen Aroma, das in mehreren hundert Metern Tiefe und auf seinem sehr langen Weg an die Oberfläche erst zu dem geworden ist, was die Deutschen so lieben: Dem Durstlöscher Nummer eins. Der dann kühl durch den Rachen sprudelt und jede Zelle von innen erfrischt.

An einem der bisher heißesten Tage dieses Jahres trafen sich fünf Magazin-Tester mit der Wein-Kolumnistin und Sommelière Romana Echensperger, um Wasser aus elf Flaschen zu probieren: Sechs stille Mineralwasser, fünf mit Kohlensäure. Teure und sehr günstige galt es zu bewerten, von der Edelmarke aus Italien bis hin zum Discounterwasser.

Im Gegensatz zu den bisherigen Magazin-Tests – von Brotaufstrich bis Lebkuchen ist kein Lebensmittel vor uns sicher – war der Wassertest eine recht nüchterne Sache und gleichermaßen ein sehr gutes Training für die Geschmacksnerven. Es sind minimale Aromenspuren, an die sich Zunge und Gaumen herantasten müssen. Doch wenn gewohnheitsmäßige Leitungswassertrinker – auch die gibt es in unserer Gruppe – zischende Flaschen öffnen, dann werden schon geringfügige Mengen Sulfat und Natriumchlorid zum echten Erlebnis. Und dann, nach einigen Schlucken und Gegenproben, ist die Zunge sehr wohl in der Lage, Nuancen von salzigen, bitteren, sauren, schwefelartigen oder auch muffigen Tendenzen herauszuschmecken. Genauso können die Wasser cremiger, metallischer oder zitroniger Natur sein und zu einem angenehmen oder schrecklichen Gaumenerlebnis werden.

Für dieses Jahr liegen noch keine Daten vor, aber es ist davon auszugehen, dass der Mineralwasserkonsum in der heißen ersten Juliwoche exorbitant anstieg. So wie die Statistik in jedem Jahr belegt, dass der Verbrauch in den warmen Sommermonaten um bis zu sieben Prozentpunkte höher liegen kann als in den traditionell eher schwachen Januarwochen. Generell belegen die Zahlen, dass durch den Wellnessboom und das verstärkte Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung Mineralwasser zum Lieblingsgetränk der Deutschen geworden ist. Dabei stieg der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch erst seit der Jahrtausendwende enorm an, die 100-Liter-Marke wurde erstmals im Jahr 2000 überschritten. Zum Vergleich: 1970 reichten 12,5 Liter Mineralwasser pro Jahr und Person aus. Im sogenannten Jahrhundertsommer 2003 lag der Pro-Kopf-Verbrauch schon bei 129,1 Liter, während im vergangenen Jahr 143,5 Liter pro Kopf getrunken wurden. Da die große Hitzewelle 2014 ausblieb, ist in diesem Jahr wahrscheinlich mit einem neuen Rekord zu rechnen.

Welches Wasser überraschend durchfällt und trotzdem die Gastronomie dominiert

Staatl. Fachingen, Medium

Das Wasser gefällt uns insgesamt gut – mit kleinen Abstrichen. Es ist voluminös, opulent, was ganz klar am hohen Mineraliengehalt liegt. So sind in einem Liter 2800 mg Mineralstoffe enthalten, mit Abstand das hochdosierteste Wasser im Test. Der Natriumgehalt ist hoch (564 mg), ebenfalls ist reichlich Hydrogencarbonat (1846 mg) vorhanden. Die Zusammensetzung erklärt unseren Eindruck von salzig und die Erinnerung an Emser Pastillen bei Halsschmerzen. Aber durch die feinperlige Kohlensäure kommt es mit einer Frische rüber, die uns alle überzeugt.

Herkunft: Die Quelle liegt in Fachingen, Rheinland-Pfalz

Preis: 0,75 Liter um 1 Euro

Urteil: Das Wasser eignet sich gut als Mineralienlieferant nach dem Sport, nicht zum Wein

S. Pellegrino, Classic, Glas

Das Wasser gefällt uns überraschenderweise gar nicht mehr so gut, wie wir dachten. Eigentlich ist die Dominanz in der gehobenen Gastronomie kaum zu rechtfertigen, finden wir, nachdem wir unter den Sprudelwassern hin- und herprobierten. Die gewohnte Begeisterung, die im Restaurant aufkommt, wenn der Kellner den italienischen Klassiker aus der schönen Flasche ins Glas gießt und die feinen Perlen auf- und abtauchen, ist irgendwie verpufft. So wie auch die Kohlensäure im Glas schnell verfliegt. Insgesamt aber ein gutes, sehr bekömmliches Wasser.

Herkunft: Die Quelle liegt in San Pellegrino Terme, Bergamo, Italien

Preis: 1 Liter um 1,50 Euro

Urteil: Das Wasser eignet sich gut als unaufdringliche Begleitung zum Rot- wie auch Weißwein

Gerolsteiner, Medium, Glas

Das Wasser gefällt uns mit Abstand am besten unter denen mit Kohlensäure. Es ist unser Favorit! Die Mineralienzusammensetzung wirkt ausgeglichen, die Kohlensäure sprudelt feinperlig und verfliegt auch nicht nach dem ersten Absetzten des Glases. Insgesamt bietet es ein harmonisches und elegantes Trinkerlebnis. Durch den hohen Calcium-, Magnesium- und Hydrogencarbonatgehalt ist das Wasser aus den Tiefen der Vulkaneifel ein guter Mineralienlieferant. Die regionale Nähe liefert einen weiteren Pluspunkt: Die Transportwege halten sich in Grenzen.

Herkunft: Die Quelle liegt in Gerolstein, Rheinland-PfalzPreis: 0,75 Liter um 0,70 Euro

Urteil: Das Wasser eignet sich gut für jede Gelegenheit, nach dem Sport, gute Weinbegleitung

Wie das Wasser der Supermodels abschneidet und welches ein unangenehmes Gefühl auf der Zunge hinterlässt

Gerolsteiner, Medium, PET

Das Wasser gefällt uns gut, wir sind aber lange nicht so begeistert wie vom selben Quellwasser in der Glasflasche. Die Plastikverpackung hinterlässt immer eine Note, die ins Bittere, sogar Muffige reicht. Allerdings: Bei diesem Wasser hält sich die Beeinträchtigung sehr in Grenzen. Die Kohlensäureperlen sprudeln auch aus der PET-Flasche in angenehmer Größe und pritzeln auf Gaumen und Zunge mit leicht salzigem, zitronigem Geschmack – es muss am hohen Calciumgehalt liegen! Das Wasser animiert, ein guter Begleiter für Sport, Spiel und Genuss.

Die Quelle liegt in Gerolstein, Vulkaneifel, Rheinland-Pfalz

Preis: 1 Liter um 0,79 Euro

Urteil: Das Wasser eignet sich gut als Allrounder, perfekt für Schorlen, auch zum Wein.

Selters, Classic

Das Wasser gefällt uns so und so. Salzig finden wir es alle, manche machen einen chlorigen Beigeschmack aus. Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass es zu den opulenten Wasservertretern gehört, die man also nicht schlapp schluckt, sondern eher kräftig daran zu beißen hat. Das Wasser verfügt über mittelgroße Perlen, die manchen durchaus grob erscheinen, also ein eher unangenehmes Gefühl an Zunge und Gaumen hinterlassen. Warum das Wasser einem so häufig in der Gastronomie begegnet, ist für uns nicht nachvollziehbar, denn als Weinbegleitung passt es gar nicht.

Herkunft: Die Quelle liegt in Löhnberg-Selters an der Lahn,Taunus, Hessen

Preis: 0,75 Liter um 0,80 Euro

Urteil: Das Wasser eignet sich gut als Alleinunterhalter oder als Sektersatz, aber nicht zum Wein.

Evian, Still

Das Wasser gefällt uns deutlich weniger als der Sieger Volvic. Obwohl es einst als die Quelle der Supermodels galt, stellt sich bei uns kein echtes Trinkvergnügen ein. Wenn man ein Wasser zum Durstlöschen sucht, gibt es sicher bessere Optionen. Auf uns wirkt es stumpf und matt. Manche schmecken Calcium heraus, was im direkten Vergleich mit Volvic und seinem deutlich geringeren Gehalt auch sein kann. Manche würden es nach dem Sport trinken, andere lieber gerne die Zähne damit putzen. Insgesamt weist es aber einen recht ausgeglichenen Mineraliengehalt auf.

Herkunft: Die Quelle liegt in Savoyen, in den den französischen Alpen

Preis: 1,5 Liter um 1,08 Euro

Urteil: Das Wasser eignet sich gut als Alltagsbegleiter für die ganze Familie.

Saskia, Still

Das Wasser gefällt uns eigentlich nicht. Es schmeckt wie kaum ein anderes Wasser aus der Testreihe nach Plastikflasche, was nicht an unserer Lagerung liegt (alle Flaschen wurden einen Tag zuvor gekauft und lagen bis zum Test im Kühlschrank). Den leicht bitteren Geschmack bemerken alle, einige urteilen mit „abgestanden und muffiger Abgang“. Nur eine Testerin kann leicht agrume, also zitronige Noten feststellten und kommt zu einem Gesamturteil von „sehr okay“. Es bezieht sich auf das Preisleistungsverhältnis, denn für 19 Cent sollte man vielleicht nicht zu viel erwarten.

Herkunft: Die Quelle liegt in Wörth am Rhein, Rheinland-Pfalz

Preis: 1, 5 Liter 0, 19 Euro

Urteil: Das Wasser eignet sich gut für alles auf die Schnelle, nicht für bewussten Trink-Genuss.

Unsere Testsieger und ein Wasser an dem sich die Geister scheiden

Aqua Culinaris, Still

Das Wasser gefällt uns nur mäßig. Der erste Eindruck hinterlässt einen stumpfen und leicht dumpfen Geschmack. Viele von uns bemerken sogar einen bitteren Eindruck, was vermutlich am hohen Sulfat-Gehalt liegt (251 mg). Als sehr günstiges Wasser vom Discounter geht es im Test als gefällig durch. Als akzeptabler Allrounder für nahezu alle Fälle können wir es uns vorstellen. Irritierend finden wir die Tatsache, dass es im Glas perlt, aber als stilles Wasser deklariert ist. Das Wasser stammt aus der Region, Aldi Süd schöpft aus der Noé-Quelle in Erftstadt.

Herkunft: Die Quelle liegt ganz in unserer Nähe, in Erfstadt, Nordrhein-Westfalen

Preis: 1,5 Liter 0,19 Euro

Urteil: Das Wasser eignet sich gut im Alltag und zum Sport.

Volvic, Still

Das Wasser gefällt uns sehr gut! Unter den stillen Vertretern im Test erhält es von uns die Bestnote. Es riecht frisch und sauber, und es schmeckt mild und weich, nichts, was irritiert, was am ausgewogenen Mineraliengehalt aus der Tiefe des Vulkans liegen muss. Manche Tester können den „Fels“ herausschmecken, was so viel heißen soll wie, die Frische fließt aus der Flasche! Und hier wären wir beim einzigen kleinen Minuspunkt: Volvic aus der Glasflasche wäre vermutlich der Genuss schlechthin. PET hinterlässt auch hier einen Beigeschmack, auf den man gut verzichten kann.

Herkunft: Die Quelle liegt in einer geschützten Landschaft in der Auvergne, Frankreich

Preis: 1,5 Liter um 1,08 Euro

Urteil: Das Wasser eignet sich gut im Alltag, sehr gut nach dem Sport.

Vittel, Still

Das Wasser gefällt uns sehr gut. Mit Volvic ist es der Sieger unter den Stillen. Bei allen Testern schneidet Vittel prima ab. Frisch wie ein Gebirgsbach ist ein Vergleich, der von mehreren Teilnehmern herangezogen wird. Dabei kommt es aus den Vogesen und fließt im Schnitt 15 Jahre durchs vulkanische Gestein. Mit seinem ausgeglichenen Mineraliengehalt macht es einen sauberen wie animierenden Eindruck, es läuft mit einer ganz leicht süßlichen Note den Hals hinunter. Es macht Lust auf mehr, im Gegensatz zu vielen anderen Stillen mit stumpfem Geschmack.

Herkunft: Die Quelle liegt in den Vogesen, Frankreich

Preis: 1 Liter um 0, 72 Euro

Urteil: Das Wasser eignet sich für alles: Nach dem Sport genauso wie als Speisen- und Weinbegleitung.

St. Leonhard, Still

Das Wasser gefällt uns sehr gut bis gar nicht. An dieser Flasche scheiden sich Geister, genauer: die Gaumen. Ein einheitliches Urteil lässt sich bei diesem Wasser überhaupt nicht fällen. Die einen finden es angenehm, fast süßlich und erspüren eine feine Aprikosennote, was am äußerst geringen Natriumgehalt (6,3 mg) liegen muss – mit dem der Abfüller auch wirbt und es groß auf dem Etikett deklariert. Die Anderen dagegen finden das Wasser muffig, etwas abgestanden – was sonst häufig ein Urteil bei den PET-Flaschen war – und mögen es in ihrem Gesamturteil nicht.

Herkunft: Die Quelle liegt in Stephanskirchen, Oberbayern

Preis: 1 Liter um 1,00 Euro

Urteil: Das Wasser eignet sich für einige als Genuss-Trunk.