Bembergs HäuschenSpitzenküche mit Wow-Effekt
Euskirchen – Es liegt auf einem massiven Aschenbecher, sieht aus wie eine Zigarre – ist aber keine. Es sieht aus wie Asche – ist aber keine. Daneben ein Cognacschwenker – aber die braune Flüssigkeit ist kein Cognac. Der Gang heißt „Herrengedeck“ und ist der „Signature Dish“ (altdeutsch „Spezialität des Hauses“) des „Bembergs Häuschen“. Das Restaurant ist der kulinarische Aufsteiger der Region schlechthin.
2012 gab’s den ersten Michelin-Stern, 16 von 20 Punkte im Gault Millau und gleich noch die Ernennung zur „Entdeckung des Jahres“. Und was hat es nun mit der optischen Täuschung auf sich? Die Zigarre besteht aus herrlich saftigem Ochsenschwanzragout in Blätterteig, die Asche aus Apfel und Sellerie, im Cognacschwenker: Ochsenschwanzsuppe. Spitzenküche mit Wow-Effekt.
Lammhaxe von nebenan
Oliver Röders Gerichten merkt man die Freude am Kochen an. Hinter „Reh am Nussbaum“ verbirgt sich auf den Punkt gegartes Reh am Walnuss-Baumkuchen; der Käsegang ist ein im Salzteig gebackener Ziegenkäse, den Gurke, Dill und Cassis aromatisch in unterschiedliche Richtungen erweitern. Die hochintensive Steinpilzessenz wirkt vom Namen her unspektakulär, doch angegossen wird sie aus einer dunklen Teekanne und darin finden sich klitzekleine Sherryperlen. Die Flamersheimer Lammhaxe stammt vom Bauernhof gegenüber, wurde in Malzbier mariniert und satte 72 Stunde sous vide, also im Vakuum gegart, damit sie exakt die Balance zwischen Biss und Weichheit hält.
Kürb(r)i(e)s Kalbsbries, Kürbis, Pumpernickel, AmarettoSteinpilzessenz Steinpilz, Sherry, Kerbel, SpanferkelBergische Forelle Bachforelle, Kopfsalat, Mandel, LitschiFlamersheimer Lammhaxe Lammhaxe, Malz, Mais, JoghurtRübli Karotte, Haselnuss, Marzipan, Butter, ZuckergussQuitte Quitte, Rosmarin, Caramélia, Pinie, Sherry
Das Kleine Menü Drei-Gänge-Menü // 59 EuroDie Goldene MitteFünf-Gang-Menü // 78 EuroDegustationsmenü Sieben-Gang-Menü // 97 Euro(jeweils mit zwei Grüßen aus der Küche sowie einem weiteren Dessertgang „Petit Fours“)
Sie ist eine Neuheit auf der Karte, die sich nicht in festgelegten Abständen wandelt, stattdessen werden Gänge ersetzt, wenn neue perfekt erarbeitet sind. Das merkt man den einfallsreichen Speisen und durchdachten Kombinationen an. Ein besonderes Lob an Patissière Natalie Frößler, die verstanden hat, dass auch moderne Desserts ruhig richtig schön süß sein dürfen.
Röder (Jahrgang 83) ist einer der Köche, die mit Bauern aus der Umgebung arbeiten, ja sogar anregt, wieder alte Nutztierrassen zu züchten, der sich Gedanken um deren Fütterung macht, damit das Fleisch später perfekt schmeckt. Das Feilen an Details – es zeichnet große Köche aus. Röders Frau leitet ebenso zurückhaltend wie freundlich den Service. Die kleine Weinkarte bietet schöne Weine, auch offen, vor allem aus Deutschland.
Auf dem Weg nach oben
„Bembergs Häuschen“ ist ein Riesengewinn für die Region, und lohnt die Fahrt nach Euskirchen. Auch weil es für Spitzenküche dieser Klasse geradezu günstig ist. Und obwohl das Restaurant schick ist, ist es nicht steif, fast ungezwungen wird in dem kleinen Häuschen geschlemmt. Nebenan in der dazugehörigen Gaststube „Eifler Zeiten“ ist dafür umso mehr Platz.
Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass weitere Auszeichnungen auf Röder warten. Er ist ein Koch auf dem Weg nach oben, der mit Kreativität und Enthusiasmus dabei ist. Bin ich begeistert? Ich bin es. Auf nach Euskirchen!
Bembergs Häuschen
Burg Flamersheim53881 Euskirchen, 02255/945752Mi-So 18 bis 24, sonntags auch 12 bis 14 Uhrlandlustburgflamersheim.de/bembergshaeuschen