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Bars, Clubs und Cocktails trinkenVier Lieblingsorte zum Ausgehen in Köln

Lesezeit 7 Minuten

Barfly, Kempener Straße in Köln.

Old Fashioned und High Class im Ona Mor

Sonntag und Montag sind bei Kölner Gastronomen sehr beliebte Ruhetage. Das Ona Mor hat diese Lücke geistesgegenwärtig erkannt. Merci dafür. An der Tür wird man direkt von einem jungen Mann in Karo und Fliege in Empfang genommen und wahlweise zum Platz gebracht oder vertröstet.

Zum erkämpften Platz gibt’s ein Gläschen Wasser und Trüffel-Popcorn. Der Service ist der Qualität der Drinks angepasst: kompetent, stilvoll, selbstgefällig. Die Jungs wissen, was sie verkaufen und auf welchem kulinarischen Level sie sich befinden. Wer hier Multivitaminsaft, Glitzerschirmchen und Marshmallow-Gummibärchen-Bouquets sucht, wird bitter enttäuscht (und möglicherweise mit Verachtung gestraft).

Julia Floß im Ona Mor.

Exquisite Spirituosen

Das Ona Mor ist eine Cocktailbar im klassischen Sinne: exquisite Spirituosen werden von Fachpersonal zu ausgeklügelten Drinks gemixt. The Bee’s Knee ist ein frischer Longdrink. Süß und sauer sind perfekt ausbalanciert, Apfel und Honig stehen im Vordergrund. Nur das Bärchen-Glas ist grenzwertig. Wer mit leichter Herablassung nachfragt, ob die junge Frau sicher ist, dass sie den bestellten Drink auch verträgt, sollte auch so konsequent sein und das Kinder-Geschirr weglassen. Der Chocobrum wird nicht nur in einem akzeptablen Gefäß serviert, er geht auch locker als köstliches Dessert durch. Cremig, schokoladig mit Kawumm im Abgang. Der Maybach Club Fizz ist glücklicherweise nicht nur optische Spielerei: der Drink in der Asia-Box mit vanilliger Zuckerwatte on top ist eine wahre Entdeckung für Apfelfreunde. Last but not least – der Réglisse Concombre. Die Kombination aus Gurke und Lakritz kennt man in der Spitzengastronomie längst, im Mainstream ist sie aber noch lange nicht angekommen. Dieses fabelhafte Kaltgetränk könnte das ändern. Nur ein einziges Manko habe ich anzumelden: Die Musik wechselt permanent zwischen enorm gut und enorm schlecht. Manchmal braucht’s eben auch Mut zum Mittelmaß.

Kontrast in der KGB-Bar

Wem die Profitrinker-Fachsimpelei zu viel ist, fällt einmal über die Straße und hat einen Höllenspaß in der KGB-Bar. Die entzückende Russenkneipe ist herzlich, krawallig und es fragt ganz sicher niemand, ob man den Drink auch wirklich bestellen möchte.

Ona Mor, Roonstr. 94, 50674 Köln, 0221/16874524, Öffnungszeiten: So, Mo, Mi + Do: 20 bis 1 Uhr, Fr+Sa: 20 bis 3 Uhrwww.onamor.de

Hotelux – KGB Bar, Rathenaupl. 22, 50674 Köln, 0221/20538796, Öffnungszeiten: Mo bis Sa: 19 bis 5 Uhrwww.hotelux.de

Cocktails trinken in Nippes und der Innenstadt

Juwel der Getränkekunde im Barfly

Barfly, Kempener Straße in Köln.

Nippes ist ein Kölner Stadtteil, den ich bisher sträflich vernachlässigt habe. Dafür gibt es genau genommen keine Entschuldigung. Nippes ist ein famoses Viertel mit hohem Lieblingsort-Potenzial. Den Anfang macht das Barfly. An einer wenig hübschen, stark befahrenen Straße, zwischen Waschsalon, Sonnenstudio und heruntergekommenen Internetcafés, liegt dieses Juwel der Getränkekunde. Wie so häufig im Leben weilt die wahre Schönheit im Verborgenen – so auch in Nippes.

Ipanema mit Limette, braunem Zucker, Maracujasirup und Ginger Ale // 5,50 Euro

Shirley Temple mit Limonade, Grenadine und Ginger Ale // 5,50 Euro

Rainbow Punch mit Orangensaft, Ananassaft, Lime Juice, Zuckersirup, Grenadine und Soda // 5,50 Euro

Virgin Royal Hawaiian mit Ananassaft, Mandelsirup und Limettensaft // 5,50 Euro

Virgin Mule mit Ginger Beer und Limette // Empfehlung des Barkeepers

Auf dem wuchtigen dunklen Tresen glitzern Gläser aus Bleikristall, ein halbes Dutzend Boston Shaker stehen Spalier und nostalgisch geschwungene Laternen sorgen für die schummrige Beleuchtung. Die Vitrinen hinter der Theke bersten beinahe unter ihrer kostbaren Last. Über die unzähligen Flaschen wacht das Rat Pack. An den dunkelroten Wänden hängen nebst Sinatras berühmtem Fahndungsfoto viele Erinnerungsstücke. Zum Stimmengewirr der Gäste und dem rhythmischen Klimpern des Barkeepers gesellen sich seichte Jazzstandards. Die Atmosphäre im Barfly ist mindestens so charmant wie das Personal.

Null-Promille-Karte

Der Barkeeper lässt sich höchstens für den Bruchteil einer Sekunde sein Erstaunen anmerken, als ich ihm mitteile, dass ich gerne etwas Leckeres ohne Alkohol hätte – mit kann ja jeder. Die folgende Befragung lässt den Profi erkennen: Süß oder sauer? Besonderer Lieblingsgeschmack? Möglicherweise eine Allergie? Fruchtig oder cremig? Das Verhör endet in der alkoholfreien Version des Moscow Mules, dem Virgin Mule – scharfes Ginger Beer (alkoholfrei, versteht sich) mit viel Limette, stilecht serviert im Kupferbecher.

Im Barfly stehen mindestens 15 Positionen auf der Null-Promille-Karte: Von Klassikern wie dem Shirley Temple über sämtliche Virgins bis hin zum beliebtesten alkoholfreien Cocktail im legendären Rainbow Room in New York: Dem Rainbow-Punch. Die Liebe zum Detail steckt natürlich auch in der Mit-Promille-Karte. Sie ist umfangreich und mit wunderbaren Anekdoten berühmter Trinker gespickt. Von Oscar Wilde bis Hemingway – Geschichten erzählen gehört zum Handwerk eines guten Barkeepers. Das Barfly teilt gerne sein Wissen und lädt regelmäßig zu Tastings ein. Die sind, das liegt in der Natur der Sache, weniger alkoholfrei.

Barfly, Kempener Straße 68, 50733 Köln, 0173/8683894Öffnungszeiten: Mo bis So: ab 20 Uhrwww.barfly-cologne.de

Stilvoll Cocktails trinken im Rosebud

Stilvoll Cocktails trinken im Rosebud

Im Jetset-Stil der 50er Jahre: Das Rosebud ist eine Perle unter den Cocktailsbars.

Die Zülpicher Straße ist ein – sagen wir mal vorsichtig – spezielles Pflaster. Auf Kölns Studentenmeile reiht sich eine Dönerbude an die nächste und dazwischen locken grelle Bars mit Cocktail-Happy-Hour. Schlag Mitternacht torkeln die ersten Halbwüchsigen übers Trottoir und müssen sich nach ein paar Schritten an der nächstbesten Laterne festhalten. Das sind eigentlich gute Gründe die Gegend zu meiden, wäre da nicht das Rosebud. Etwas abseits vom Trubel versteckt sich eine der besten Cocktailbars von Köln.

White Russian mit Vodka, Kahlùa, Sahne und Muskat //8 Euro

Gin Gimlet mit Gin, Limejuice und Limette // 8,50 Euro

Singapore Sling mit Gin, Cherry Heering, Zitrone, Zucker, Angostura und Soda // 8 Euro

Frozen Delhi mit Gin, Ingwer, Basilikum, Pistaziensirup, Limette, Angostura, Orange Bitter // 9 Euro

Perfekter Service

Beim Betreten taucht man ein in den Jetset der 50er Jahre: Die Wände und die große Bar sind mit dunkelrotem, glänzenden Holz und schwarz-grünem Marmor verkleidet. Zebraplüsch-Hocker, dunkle Lampenschirme mit Fransen und unzählige silberne Kerzenständer sorgen für unterschwellige Dekadenz. Über die prächtige Bar mit ihren namhaften Spirituosen wachen die Schönheiten der Ära: Sophia Loren, Gina Lollobrigida und Yvonne de Carlo. Im Hintergrund dudelt Jazz, Blues oder Funk.

Das Rosebud besticht aber nicht nur durch stilvolle Optik, sondern vor allem durch perfekten Service. Der Gast gehört jetzt zum Jetset und wird genauso behandelt. Das Personal ist kompetent und berät, auch im größten Stress, freundlich und ausführlich. Die Cocktails sind nicht einfach nur gemixte Drinks, sondern kleine sensorische Kunstwerke. Der Klassiker unter den „The Big Lebowski“-Fans, der White Russian, wird im Rosebud als relativ starker Vodka-Cocktail mit Sahne und einer Prise Muskat serviert. Die Karte liest sich wie Charles Bukowskis Gute-Nacht-Lektüre. Von Fancies über Champagner Cocktails bis hinzu Fizzes und Sour’s – das Repertoire ist groß. Besonders spannend sind die hauseigenen Kreationen, die Rosebud Cocktails. Da zeigt sich das Können der Barkeeper.

Frozen Delhi

Der Frozen Delhi ist einer der beliebtesten Cocktails und hat es bereits auf die Karten anderer Bars geschafft. Der giftgrüne Drink ist eine halbgefrorene Crème. Der Basilikum steht klar im Vordergrund und erhält durch die Säure der Limette die nötige Frische. Der Ingwer unterstützt den Effekt und sorgt für eine angenehme Schärfe. Der Cocktail spielt mit den Geschmacksknospen – süß, sauer, scharf, bitter. Das ist Barkeeping auf hohem Niveau. Aber Vorsicht: Der nächste Morgen wartet.

Rosebud, Heinsbergstr. 20, 50674 Köln, 0221/2401455Öffnungszeiten: Mo bis Do 21 bis 2 Uhr, Fr und Sa 21 bis 3 Uhrwww.rosebud.de

Kneipentour ums Ferkulum

Freitagabend in der Kölner Südstadt. Am Chlodwigplatz herrscht, wie immer, Chaos. Der Feierabendverkehr liegt in den letzten Zügen. Supermärkte lassen ihre Rollgitter runter. Menschen in Regenmänteln vergraben ihre Hände in den Taschen und huschen eilig über die Straße. Der kühle Wind pfeift durch das Severinstor. Bei dem Schauerwetter macht eine Kneipentour nur bedingt Spaß. Es sei denn, die Wege sind kurz – so wie im Ferkulum.

Tsunami Club

Der Club ist nicht nur bekannt für seine Partys, sondern vor allem für seine Konzerte. Er gibt gerne noch unbekannten, jungen Künstlern eine Bühne und der Eintritt ist erschwinglich. Das Konzert haben wir an diesem Abend leider schon verpasst, die Party ist allerdings in vollem Gang. Gitarrenklänge schallen aus den Boxen, Nebelschwaden wabern an den roten Wänden vorbei und die Tanzfläche ist voll.

Der Türsteher vom Tsunami-Club sorgt zwar auch für die Sicherheit im Club, aber sein Hauptaugenmerk sind die, seit dem Nichtraucherschutzgesetz, lärmgestressten Anwohner. Verständlich – nicht jedem Anwohner im Ferkulum ist nachts um drei nach Dialog und lautem Lachen.

Tsunami, Im Ferkulum 9, 0221/8016334www.tsunami-club.de

Im Ferkulum in der Kölner Südstadt. Hier war auch KStA-Mitarbeiterin Julia Floß unterwegs.

Kajtek

Nach ausgiebigem Gezappel beschließen wir, die Nacht im Kajtek ausklingen zu lassen. Die urige Wodkabar genießt Kultstatus – simple Einrichtung, unübertroffene Karte. Wer Interesse an mehr als einem Absacker hat, sollte den Abend allerdings im Kajtek beginnen. Ob es dann zur Kneipentour kommt, sei mal dahin gestellt.

Kajtek, Im Ferkulum 10, 0221/4292622, Di bis So: ab 20 Uhr geöffnet