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Restaurant in KölnVieles ist neu im alten Südstadt Spielplatz

Lesezeit 3 Minuten

Kommunikativ soll es im neuen Spielplatz wieder sein, ob am Tresen oder am Tisch. Der Tatarenhut – eine Spezialität der Küche – ist schon mal ein Anfang.

Innenstadt – Das Ende der Südstadt-Institution war bitter. Mindestens zwei Generationen an Kneipengängern trauerten ihrem ehemals zweiten Wohnzimmer hinterher. Nur noch wenige kamen zum Schluss, dann warf der Wirt das Handtuch. Schon bevor er das Licht ausmachte, war es düster geworden im „Spielplatz“, dem Studenten- und Szenelokal am Ubierring. Mehr als zwei Jahre ist das jetzt her. Trotz des arg ramponiertem Images und der Schwierigkeiten, die sich ergeben, wenn man ein Lokal nach seiner Schließung wieder in Gang bringen will, hat es Jutta „Pauli“ Volkenrath gewagt: „Ich habe lange überlegt und mich dann entschieden, an die alten Zeiten anknüpfen zu wollen.“

Freundlich und einladend

Der „Spielplatz“ ist wieder da, freundlich und einladend, mit guter Küche und netter Atmosphäre. Volkenrath und ihre Mitarbeiter haben aus der zuletzt düsteren Kult-Kneipe mit schummrigem Licht und Samtvorhang vorm regulären Saaleingang ein helles Lokal mit einer abwechslungsreichen Speisekarte mit vielen leckeren Angeboten gemacht. Eine Tageskarte bietet wechselnde Angebote aus saisonalen Produkten. Auf der Speisekarte stehen Salate, Couscous, Lasagne und Saltimbocca und gebratene Lammhüfte mit Tabulé.

Eine besondere kulinarische Attraktion ist der Tatarenhut, auf dem sich der Gast Rinderhüftstücke selber braten kann. Der Fleischsaft läuft dabei in eine Gemüsebrühe. Diese Verbindung von Essen auf „Heißem Stein“ mit Fondue gibt’s auf Vorbestellung ab mindestens zwei Personen für jeweils 25 Euro. Im Saal lässt sich weiter vortrefflich feiern. Ab und zu gibt es Lesungen und Konzerte, Karneval soll weiter in bewährter „Spielplatz“-Manier gefeiert werden.

Vieles ist neu im alten Lokal. Die Bühne im Saal ist genauso wie die roten Schirmlämpchen oder anderer seltsamer Deko-Schnickschnack verschwunden. Die alten Kirchenbänke, auf denen Karneval die Jecken schunkeln, erinnern zwar noch an die alten Zeiten. Aber auch sie sind nach Abbeizen und Neulackierung zu einem neuen Mobiliar geworden. Andere Möbelstücke hat Pauli aus dem Lokal im Deutzer Bahnhof mitgebracht, das sie vor der Schließung wegen einer Generalsanierung zu einer Top-Adresse gemacht hatte. Alles sei „mit Liebe zusammen gewürfelt“, sagt sie. An der Wand hängt Kunst aus der Südstadt.

Wirtin mit Erfahrung

Die Wirtin ist genau wie das Lokal in der Südstadt eine Größe. Den Mainzer und den Petersberger Hof hat sie in Schwung gebracht und das „Küppers Brauhaus“ betrieben. Nach dem Engagement in Deutz ist sie nun zurück in ihrem Veedel.

Noch nicht jeder hat den Weg zurück gefunden ins alte Stammlokal. „Es ist nicht einfach“, gibt „Pauli“ zu. Die Südstadt ist lange nicht mehr das, was sie mal war. Ruhiger ist es geworden. Die Szene ist in andere Stadtteile weitergezogen. Dass die Kneipe etwas abgelegen am Ubierring liegt, fällt heute mehr ins Gewicht. Die Angestellten im Rheinauhafen haben den Spielplatz offensichtlich noch nicht für sich entdeckt.

Stehtisch für Raucher

Pauli trauert ein wenig den alten Zeiten nach, als der Kneipentresen noch ein kommunikativer Treffpunkt war. Das soll ihr Lokal wieder werden. Nicht zuletzt durch das Rauchverbot sei das schwierig geworden. Stattdessen hat der Spielplatz nun „den wahrscheinlich einzig offiziell genehmigten Stehtisch für Raucher vor der Tür“ – ein schönes Beispiel für die städtische Bürokratie. Einfach einen Stehtisch vor die Tür stellen, darf man nicht. Dafür braucht man eine zahlungspflichtige Genehmigung.

Das städtische Ordnungsamt ließ sogar die Wiedereröffnungsparty platzen: Obwohl Kontrolleure nichts zu beanstanden hatten, dauerte es Wochen, bis die Erlaubnis erteilt wurde. Sie kam am Morgen nach der abgesagten Feier. Entmutigen lassen will sich die Wirtin nicht. Viele positive Reaktionen aus der Nachbarschaft spornen sie an. „Die sind froh, dass ihr Spielplatz wieder geöffnet hat.“