Leserinnen, Weinexperten und Redakteure haben mit Master of Wine Romana Echensperger alkoholfreie Weine getestet. Das sind ihre Sieger.
Von Sommelière Romana EchenspergerGroßer Test – Welche alkoholfreien Weine wirklich empfehlenswert sind
Als wir im „Dry January“ eine Kolumne zu einem alkoholfreien Sauvignon Blanc veröffentlichten, waren wir erstaunt über die Resonanz. Der Anbieter ist regelrecht überrannt worden mit Bestellungen. In der Redaktion kam uns daher die Idee, das Thema für unsere Leserinnen und Leser näher unter die Lupe zu nehmen und einen unserer beliebten Weintests dazu zu veranstalten. Auf meinen Social-Media-Kanälen startete ich daraufhin einen Aufruf, wer denn gerne alkoholfreien Wein zu dieser Verkostung bereitstellen möchte. Über 100 Weine wurden mir zugesandt. Es ist erstaunlich, wie viele Winzerinnen und Winzer sich mittlerweile intensiv mit diesem Thema beschäftigen.
Denn generell geht der Alkoholkonsum zurück, und zwar weltweit. In Deutschland beobachtete die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, dass vor allem die junge Generation weniger Wein, Bier oder Schnaps konsumiert. Grund dafür ist, dass ein gesünderer und figurbewussterer Lebenswandel angestrebt wird.
Die Weinbranche an sich kämpft schon länger mit Übermengen in der Produktion und versucht, sich mit alkoholfreien Produkten dem Abwärtstrend entgegenzustemmen. Das hat mittlerweile großen Erfolg. So berichtet das Branchenmagazin Weinwirschaft, dass die deutschen Sektkellereien ihren Verlust an Marktanteilen teilweise mit alkoholfreien Produkten wettmachen konnten.
Ganze 18 Millionen Flaschen alkoholfreien Sekt kauften die Deutschen im Jahr 2023 und damit fast 10 Prozent mehr als im Vorjahr.
Alkoholfreier Wein weckt große Nachfrage
Auch Erik Riffel vom gleichnamigen Weingut in Rheinhessen ist erstaunt, wie groß die Nachfrage nach alkoholfreiem Wein ist. „Man erreicht junge Leute, ganz neue Käuferschichten und auch in skandinavischen Märkten ist das mittlerweile ein großes Thema“, berichtet er begeistert. Er beschäftigt sich seit drei Jahren mit der Thematik, hat viel über den Prozess gelernt und welche Weine sich dafür eignen.
Die meisten alkoholfreien Weine entstehen durch Vakuumverdampfung. Hier nutzt man den Umstand, dass Alkohol bei niedrigeren Temperaturen verdampft, wenn man die Flüssigkeit einem Vakuum aussetzt. Desto niedriger die Temperatur, umso schonender ist das für Aroma und Geschmack.
Insgesamt gehen etwa 15 Prozent Menge verloren, was für eine Konzentration in der verbliebenen Menge sorgt. Auch deshalb ist die ursprüngliche Weinqualität enorm wichtig für das Endergebnis. „Wenn der Wein nicht gut ist, konzentrierst du die Fehltöne auf. Was als Wein noch ganz ok zu trinken ist, wird dann alkoholfrei zur Zumutung“, erklärt Erik Riffel dazu. Nicht allen Herstellern scheint das so bewusst zu sein, weshalb die getesteten Weine von der Qualität sehr unterschiedlich ausfielen.
Zu unserem Test haben wir dieses Mal zwei Leser eingeladen. Daniela Rothschuh und Ralf Koenig haben sich auf unseren Aufruf gemeldet, wie insgesamt 158 Leserinnen und Leser. Auch das unterstreicht noch einmal, wie groß das Interesse an diesem Thema ist.
Darüber hinaus haben wir noch zwei Weinprofis dazu gebeten, in der Kölner Wine Bank mitzuverkosten. Thorsten Kiss war lange Zeit verantwortlich für die Weinabteilung bei Rewe Rahmati in Köln und ist heute bei einem Großhändler tätig. Axel Probst ist Portweinspezialist – beschäftigt sich also sonst eher mit Höherprozentigem. Vom Kölner Stadt-Anzeiger waren Eva Fiedler, Joachim Frank und ich mit von der Partie.
Als Fazit kann man sagen: Alkoholfreie Weine sind in den letzten Jahren deutlich besser geworden. Das liegt an den Winzerinnen und Winzern, die darin eine Marktlücke entdecken und Geld, Zeit sowie Gedanken investieren. Ebenso sind Maschinen und Verfahren besser geworden. Besonders überzeugend waren die Schaum- und Weißweine.
Bei den Rotweinen ist es nach wie vor schwierig, den fehlenden Alkohol geschmacklich wettzumachen. Denn hier muss nicht nur die Säure balanciert werden, sondern auch Gerbstoff. Zucker kann die geschmackliche Funktion des Alkohols teilweise ersetzen, weshalb auch die besten alkoholfreien Weine über einiges an Restzucker verfügen. Aber bei Rotwein stößt man da bislang an Grenzen.
Dass das nicht so bleiben wird, davon ist nicht nur Erik Riffel überzeugt. „Viele tüfteln an dem Thema und ich bin mir sicher, dass wir in den nächsten fünf Jahren noch einmal einen großen Sprung machen“, ist er sich sicher. Wer die großartigen Qualitäten im Test verkostet hat, kann ihm nur zustimmen.
Die besten Schaum-, Weiß- und Rotweine aus unserem Test sehen Sie in den Bildergalerien.