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Trüffelsuche in und um KölnDer Hund ist das bessere Trüffelschwein

Lesezeit 5 Minuten

Sabine Hörnicke bildet Hunde zur Trüffelsuche aus und hat selbst schon Trüffel in Köln gefunden.

Vor fünf Jahren lebte Jule noch auf Gran Canaria auf der Straße und sollte eingeschläfert werden. Tierschützer brachten die kleine Mischlingshündin nach Deutschland und vermittelten sie an die Sendung „Tiere suchen ein Zuhause“. Hier wurde Sabine Hörnicke auf den acht Jahre alten Boarderterriermix aufmerksam. Seit diesem Zusammentreffen dreht sich das Leben von beiden nur noch um Trüffeln, wie der korrekte Plural von Trüffel heißt.

Hörnicke, die als Betriebswirtschaftlerin für das Prozessmanagement in großen Firmen verantwortlich war, kündigte ihren Job, um sich hauptberuflich um Trüffeln zu kümmern. Mittlerweile weiß sie nicht nur alles über die unterirdischen Pilze, sondern hat sie auch mit Jule an mehreren Stellen in Köln, im Bergischen Land, in Lohrsdorf bei Bad Neuenahr, in Langenfeld und sogar in ihrem eigenen Garten entdeckt.

Hunde sind gute Trüffelschweine

Tuber ist die wichtigste Gattung der Trüffeln, zumindest für die Küche. Die Edelpilze leben als Symbiose mit bestimmten Bäumen und Sträuchern und wachsen unterirdisch als Knollen.

Kulinarisch interessant und am bekanntesten sind vor allem schwarze und weiße Trüffeln, es gibt aber auch braune und gelbe Arten.

Züchten kann man Trüffeln nicht, aber die Pflanzen, mit denen die Pilze eine Symbiose eingehen, können mykorrhiziert werden. Dabei werden die Pilzsporen mit dem Baum oder Strauch verbunden.

Am Anfang war es nur Jules starker Jagdtrieb, den Hörnicke in geregelte Bahnen lenken wollte. „Für eine Ausbildung zum Rettungshund war sie zu klein, zum Drogen Aufspüren zu alt, und reine Suchspiele waren mir zu langweilig. Da sie auch einen enorm guten Geruchssinn hat, kam ich auf die Idee mit den Trüffeln“, erzählt die 41-Jährige. Es ist ein Irrglaube, dass nur Schweine die edlen Pilze finden können. Hunde sind dafür viel besser geeignet, da sie besser auf ihr Herrchen hören und den Fund leichter abgeben. Sie müssen nur als Sucher ausgebildet werden und üben. Lagottos gelten zwar als Trüffelhunde, prinzipiell kann das aber jeder Hund lernen. Jule besuchte mit Sabine Hörnicke im Sommer 2013 für zwei Tage einen Kursus bei bei Dieter Honstraß in Salzgitter, der in der Szene als Trüffelpapst gilt. Nachdem die Hunde auf den Geruch der Pilze konditioniert werden, beginnen sie zu suchen. Wenn sie etwas finden, bellen und graben sie. Nach etwas Übung sind Fehlanzeigen nur noch selten. Sabine Hörnicke lernte in dem Seminar zudem alles über die verschiedenen Arten und Lebensräume der Trüffeln. Mittlerweile bietet sie selbst Ausbildungen für Hund und Herrchen an. „In unseren Kursen spürt man eine richtige Goldgräberstimmung, wie bei einer Schatzsuche. Ich habe manchmal Männer dabei, die anfangen zu weinen, wenn ihr Hund zum ersten Mal einen Trüffel findet“, erzählt Hörnicke.

Eiche, Buche, Hasel und Linde

Auch nach ihrer eigenen Ausbildung war an normale Spaziergänge nicht mehr zu denken, zumal auch Hörnickes Mann sich mittlerweile ganz den Trüffeln verschrieben hat. „Wir sind mit geologischen Karten losgezogen und gezielt dahin gegangen, wo Trüffeln sein könnten. Sie wachsen nämlich nur symbiotisch unter bestimmten Bäumen und Sträuchern wie Eiche, Buche, Hasel und Linde. Außerdem benötigen sie einen kalkhaltigen Boden mit wenig Säure“, erklärt sie.

Wenn Jule Trüffeln der Gattung Tuber findet, darf Sabine Hörnicke sie nicht mitnehmen. Anders als in anderen Ländern ist das Sammeln von Trüffeln in Deutschland verboten. Hier gelten sie als sehr selten und stehen seit 1986 auf der Roten Liste. Hörnicke darf nur Proben für wissenschaftliche Zwecke entnehmen. Die Funde aus dem eigenen Garten sind eine rechtliche Grauzone. Wissenswert ist zudem, dass nicht alle Arten kulinarisch interessant sind.

Trüffel auf Rodenkirchener Wochenmarkt

Ab November wird Sabine Hörnicke beim Rodenkirchener Wochenmarkt Trüffeln verkaufen. Alles, was sie hier an ihrem Stand anbietet, muss sie selbst von Händlern aus Spanien, Frankreich und Italien beziehen. Von ihrer Trüffeljagd hält sie das keinesfalls ab: Ihr Interesse ist rein wissenschaftlich.

Alle Fundorte meldet Sabine Hörnicke der Forschungsgruppe Hypogäen, die auch Dieter Honstraß leitet. Als Hypogäen werden unterirdische Pilze mit knolligem Fruchtkörper bezeichnet. Die bundesweit vernetzte Gruppe listet alle Stellen in Deutschland, an denen Trüffeln gefunden worden sind. „Wir möchten zeigen, dass es Trüffeln nicht nur in Italien und Frankreich, sondern auch bei uns gibt, damit sie von der Roten Liste verschwinden“, sagt Hörnicke. Bis zum Zweiten Weltkrieg habe Deutschland sogar als Exportland für Trüffeln gegolten, erzählt die Rodenkirchenerin. Danach gerieten die Pilze aus verschiedenen Gründen in Vergessenheit. Die Eingeweihten hätten die Fundorte geheim gehalten, da Trüffeln sich schon damals äußerst gewinnbringend verkaufen ließen. Ein Kilogramm habe etwa zwölf Mark gekostet – damals ein stolzer Preis. Das Wissen um die Pilze hätten viele dann im Krieg mit ins Grab genommen. Nach dem Krieg hatte man dann Wichtigeres zu zu tun.

Mythen um die Edelpilze

„Ganz allgemein gibt es viele Mythen um die Edelpilze. Ich fühle mich deshalb als Botschafterin“, sagt Sabine Hörnicke. In dieser Rolle möchte sie auch zeigen, dass Trüffeln nicht unbedingt teuer sein müssen. Es kommt ganz auf die Art an. Am meisten kostet der weiße Alba- oder Piemont-Trüffel, der von Oktober bis Dezember geerntet wird: 4000 bis 10000 Euro pro Kilo. Der schwarze Perigord-Trüffel, der von November bis März geerntet wird, kostet im Vergleich dazu „nur“ 1300 bis 4000 Euro pro Kilo. Am günstigsten ist der weiße Frühlingstrüffel (Erntezeit Januar bis April) mit 200 bis 500 Euro pro Kilogramm. Zur Einschätzung: Wegen des starken Eigenaromas der Pilze reichen für ein Hauptgericht etwa zehn bis 15 Gramm aus.

Ab dem 5.11. finden Sie Sabine Hörnicke immer mittwochs und samstags mit einem eigenen Stand auf dem Rodenkirchener Wochenmarkt auf dem Maternusplatz.

Am 27. November bietet sie zudem im Bistro Verde in Rodenkirchen (Maternusstraße 6) ab 18 Uhr ein kölsches Menü mit unterschiedlichen Trüffelarten an. Anmeldung unter ☎ 0171/2733292 oder

www.tuber-germania.de

Weitere Informationen auch hier:

www.pilzschule.de

www.ahrtrueffel.com