Schraubverschlüsse mögen bequem sein, doch in Sachen Tischkultur kommt nichts an das Korkenziehen heran. Eine kleine Werkzeugkunde.
Von Kellnermesser bis CoravinWelcher Korkenzieher funktioniert am besten?
Als junge Sommelière wurde ich vom Deutschen Wein Institut gefragt, ob ich für ein Lehrvideo Schraubverschlüsse elegant öffnen könnte. Leider ist weder mir noch einem Kollegen etwas Schlaues dazu eingefallen. In Sachen formvollendeter Tischkultur kommt nun mal nichts an das Ritual des Korkenziehens heran.
Welchen Korkenzieher wählen?
Doch nicht mit jedem Werkzeug sieht man souverän dabei aus. Man denke nur an die fürchterlichen T-Korkenzieher. Eine einfache Spindel hängt dort entweder an einem Schweizer Taschenmesser oder an einem einfachen Griff. Oft bekommt man nur mit viel Kraft, hochrotem Kopf und lautem Prusten den Korken herausbugsiert, während man die Flasche zwischen den Knien eingeklemmt hält. Einfacher geht das mit einem Flügelkorkenzieher. Denn hier sorgen gleich zwei Hebel dafür, dass jeder Korken mühelos herauszuholen ist. Den Glockenkorkenzieher setzt man nur auf die Flasche und dreht solange bis der Korken herausploppt. Hier kann man sicher sein, dass die Spindel mittig auf den Korken aufgesetzt wird, damit der Korken beim heraus ziehen nicht abbricht. Dieses Rotationsprinzip wird bei den massiven Screwpull noch optimiert. Hier ist der Vorteil, dass man besonders wenig Kraft aufwenden muss, um eine Flasche zu öffnen. Diese Geräte sind einfach zu bedienen aber klobig und sehen in Aktion oft aus, als wolle man mit Kanonen auf Spatzen schießen.
Wer oft ältere Weine aufmacht, sollte sich einen Korkenheber zulegen. Denn Spindeln können porös gewordene Korken brechen, deren Einzelteile dann schwierig zu entfernen sind. Beim Korkenheber sind zwei Schienen parallel an einem Griff angebracht. Diese setzt man links und rechts zwischen Kork und Flaschenhals an und bewegt sie mit Druck sowie einer Hin-und-Her-Bewegung in die Flasche. Sind die Schienen ganz drin, kann man den Korken mit einer sanften Drehung herausziehen. Das hört sich kompliziert an – und das ist es auch. Jedenfalls sollte das bei einfachen Weinen geübt werden, bevor man den teuersten Bordeaux massakriert.
Coravin: Für exklusive Weintrinker
Die neueste Spielerei ist der Coravin bei dem aus der mit einem Naturkorken geschlossenen Flasche Wein abgezapft werden kann, ohne diese zu öffnen. Dafür wird eine dünne Nadel durch den Korken gestoßen, der Wein anschließend entnommen und das fehlende Volumen mit dem Edelgas Argon aufgefüllt. Ein Gas, das mit dem Wein nicht reagiert sowie farblos und geschmacksneutral ist. So wird der Zutritt von Sauerstoff verhindert, der den Rest in der Flasche verderben würde. Die so angebrochene, aber immer noch verschlossene Flasche kann noch nach Monaten weiter genossen werden. „Öffner“ und Gaspatronen sind allerdings teuer. Daher eignet sich ein Coravin vor allem für Weinfreunde, die viele exklusive Weine besitzen, diese regelmäßig verkosten möchten, aber nicht genug Genießer um den Tisch versammelt haben, um die Flaschen zeitig zu leeren. Ob es schon ein Lehrvideo zum formvollendeten Gebrauch eines Coravin gibt, ist mir allerdings nicht bekannt.
Unsere Kolumnistin Romana Echensperger ist Sommelière und darf sich seit 2015 auch„Master of Wine“ nennen – der Titel gilt als eine der höchsten Auszeichnungen für Experten. International dürfen sich nur 340 Absolventen aus 24 Ländern so nennen. Romana Echensperger arbeitet im In- und Ausland als Dozentin und Beraterin. In ihrer Kolumne gibt sie den Weinfreunden unter unseren Leserinnen und Lesern Tipps, worauf es beim Weingenuss ankommt und mit welchen zum Teil einfachen Mitteln er sich noch weiter steigern lässt. Daneben gibt sie regelmäßig Empfehlungen für handwerklich vorzüglich gemachte Weine, die Genuss pur versprechen.