Lieblingsort in NeuehrenfeldKleine, internationale Gerichte zum Teilen im Wallczka
Köln – Gastronomische Trends kommen in Köln immer mit etwas Verzögerung an.
Während in Berlin die hundertste Ramen-Nudel-Bude schon wieder dicht macht, wird in Köln erstmalig geschlürft. Wenn man Sozialen Netzwerken Glauben schenken darf, isst die halbe Republik längst aus Schüsseln. In Köln muss man die Bowls noch suchen.
Ehrlich gesagt mag ich diese Behäbigkeit. Diese verschallerte Hysterie-Verweigerung. Erinnert sich noch irgendjemand an Bubble Tea? Oder die Frozen-Yogurt-Ekstase? Ein Konzept wird hundertfach kopiert. Ohne Qualitätsanspruch, ohne Substanz, bis zur Übersättigung. Dann geht’s von vorne los. Köln kann sich von diesen Bewegungen nicht freisprechen (aktuelles Beispiel: Burger-Läden), allerdings reiten wir die Welle für gewöhnlich nachdem sie bricht.
Ein Ort, der bleibt
Julia Wallstab und Iga Raczka wollten einen neuen Ort erschaffen, keine billige Kopie, sondern etwas Zeitloses. Einen Ort der bleibt. Die erfahrenen Gastronominnen suchten zwei Jahre nach einem Ladenlokal. Die ehemalige Metzgerei wurde sechs Monate saniert. An dem modernen, strukturierten Raumkonzept arbeiteten eine Architektin, ein Designer und ein Künstler aus Berlin. Nichts, aber auch gar nichts wurde dem Zufall überlassen.
Die Liebe zum Detail und der ehrgeizige Qualitätsanspruch durchziehen alle Bereiche: Interieur, Personal, Sortiment. Die Getränkeauswahl ist überschaubar, sehr gut und eigenwillig. Das gilt auch für die Speisekarte(n). Neben Frühstücksklassikern wie Rührei und Müsli gibt’s fruchtig-scharfes Shakshuka und russische Quarkpfannkuchen mit Saurer Sahne und Marmelade. Der Mittagstisch wechselt täglich. In der Kuchenvitrine stehen Köstlichkeiten wie Cheesecake mit Maracuja-Topping und Kürbiskuchen mit Cranberrys und Walnüssen. Ab 18 Uhr werden Mezze serviert, kleine Gerichte wie gegrillter Oktopus oder gerösteter Blumenkohl mit Gremolata.
Julia und Iga laden ihre Gäste ausdrücklich zum Versacken ein. Ich wünsche mir aus tiefstem Herzen mehr ambitionierte Gastronomen wie die beiden, die wissen, was sie tun und sich nicht mit Mittelmäßigkeit zufrieden geben. Gastgeber, die ihre Produzenten kennen, für die Qualität selbstverständlich ist und keine Worthülse. Das Wallczka erfindet nicht das Rad neu, setzt aber Maßstäbe. Vielleicht haben wir Glück und das wird der nächste Trend.
Wallczka, Subbelrather Str. 295, ☎ 29842156, geöffnet So-Do 9.30-24 Uhr, Fr+Sa: 9.30-1 Uhr