Duftiger, leichter Rotwein im TrendWein-Empfehlung einer Sommelière für den Herbst
- Komplizierte Namen sollten uns nicht von der Bestellung toller Weine abhalten, findet unsere Kolumnistin.
- Auch nicht bei diesem französischen Wein, den unsere Sommelière heute für die Herbstzeit empfiehlt.
- Der duftige Rotwein passt gut zum Trend, leichtere Weine mit weniger Holzgeschmack gut zu finden.
Köln – Kennen Sie die Situation im Restaurant, wenn Sie einen Wein bestellen wollen, aber nicht wissen wie sie so manches Wortungetüm sozusagen „vinophil korrekt“ über die Lippen bringen sollen? Denn keiner will sich doch gerne blamieren oder gar als bildungsferner Weintrottel enttarnt werden..
Gut kann ich mich da noch an eine Gruppe sehr sympathischer Japaner in einem Spitzenrestaurant erinnern, die äußerst verschämt, nur stumm und etwas hilflos auf die Weinkarte tippend, einen Riesling aus der Lage Bacharacher Hahn bei mir orderten. Beim Münster-Sarmsheimer Dautenpflänzer wären die gepflegten Herren wohl lieber verdurstet, als sich die Blöße bei der Bestellung zu geben.
Wein aus Beaujolais
Doch was ist eigentlich so schlimm daran, wenn es mit dem artikulieren in fremden Sprachen mal nicht so klappt? Schließlich wächst Wein fast rund um den Globus und wer ist schon so sprachgewandt, dass er die schrägsten Namen von französisch bis magyar, phonetisch korrekt über die Lippen bringt?
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Es ist Zeit, sich mal wieder locker zu machen und einen Beaujolais zu bestellen. Dieser duftige Rotwein passt nämlich ziemlich gut zum Trend, leichtere Weine mit weniger Holzgeschmack gut zu finden. Zudem ist die Region zwischen Burgund und Rhône Heimat vieler talentierter Winzer geworden. Hier kann man sich nämlich Weinberge noch leisten, während weiter nördlich oder südlich, das berühmte Rebland nur noch meistbietend an große Versicherungskonzerne, chinesische Investoren oder allerlei dubioser Glücksritter verscherbelt wird.
Werdegang eines jungen Winzers
Julien Sunier ist einer der Underdogs, die dem Beaujolais frischen Mut einhauchen. Der Sohn eines Friseurs stammt eigentlich aus dem Burgund. Während der Vater so einigen berühmten Winzern eine schicke Coiffure verpasste, haben diese den Sohn für den Weinbau begeistert.
So studierte er zunächst in Beaune, ging dann auf Wanderschaft nach Südafrika und Neuseeland, um danach für ein bekanntes Weinhaus im Beaujolais zu arbeiten. Hier entdeckte er die Liebe zu den Granitböden und der Rebsorte Gamay, die hier besonders aromatische wie langlebige Weine hervorbringt. Vor allem im nördlichen Teil der Region, wo sich die Cru-Lagen mit Namen wie Morgon, Régnié oder Fleurie befinden.
Seit dem Jahr 2008 bewirtschaftet Julien Sunier sechs Hektar in verschiedenen Cru-Lagen biologisch. Ausgebaut werden die Weine neun Monate in gebrauchten Barriquefässern.
Weinempfehlung für den Herbst
Besonders gelungen ist der ätherische Fleurie. Hier kommen die Trauben aus zwei verschiedenen Parzellen. Die Trauben des höher gelegenen Weinbergs bringen Knackigkeit in die Cuvée, während im Tal mehr Saftigkeit und Fruchtfülle entstehen. Verführerisch duftet der Wein nach frischen Zwetschgen, roten Beeren, Kreuzkümmel, Salbei und Veilchen. Mit einem seidigen Tanningerüst und 13 Prozent Alkohol fällt der Wein mittelkräftig aus. Leicht gekühlt schmeckt er gerade köstlich zu den Kürbisgerichten der Saison.
2019 Cru Fleurie / Julien Sunier / Beaujolais – 25,90 Euro
Aber nicht nur dieser Fleurie ist eine Entdeckung aus der Region. Halten Sie Ausschau nach ambitionierten Winzerinnen und Winzern aus dem Beaujolais und wenn es passt, dann rufen Sie nonchalant aber bestimmt: „Bitte einen Bow-zhuh-leih!“