Wie schmeckt Wein oder Sekt, wenn man die Flaschen im Gefrierfach kühlt? Unsere Wein-Expertin Romana Echensperger hat den Test gemacht.
WeinkolumneDarf man Wein oder Sekt zum Runterkühlen ins Eisfach legen?
Jeder kennt das: Es kommt Besuch und man hat nicht genug Wein oder Sekt eingekühlt. Also ab mit den Flaschen in die Gefriertruhe. Doch wie lange dauert es, bis ein Wein heruntergekühlt ist und beeinflusst das Schockfrosten den Geschmack?
Ich will es wissen. Bewaffnet mit einem Laserthermometer und einer Gefriertruhe wage ich den Selbstversuch und stelle eine Flasche Sekt sowie Weißwein in die minus 18 Grad kalte Truhe. Mein Ziel: Herausfinden wie lange es dauert, bis der Inhalt von plus 21 Grad Zimmertemperatur auf circa plus acht Grad Trinktemperatur fällt.
Kristalle, zerbrochenes Glas, verbrannte Aromen: Beim Frosten kann einiges schiefgehen
Während ich jetzt warte, fällt mir ein, was alles beim Frosten schiefgehen kann. Wird der Wein zu kühl, kann Weinstein ausfallen. Diese Kristalle, die manch’ ein Verbraucher für Glassplitter hält, sind das Salz der Weinsäure, das im Wein gelöst ist. Bei niedrigen Temperaturen ist dieses Salz weniger löslich und fällt aus. Das sieht zwar nicht so schön aus, tut aber dem Geschmack keinen Abbruch.
Schlimmer ist es, wenn man die Flasche im Froster vergisst. Denn der Wein dehnt sich wie alle Flüssigkeiten beim Gefrieren aus und kann die Flasche zum Bersten bringen. Dann hat man den Schlamassel zwischen Blattspinat und Schweinekoteletts. Daher sollte man sich einen Wecker stellen, der einen an die frierende Flasche erinnert. Geht die durchgefrorene Flasche nicht kaputt, kann man diese zwar wieder auftauen, doch leider hat sich dann der Geschmack verändert. Solche Weine bekommen seltsam verbrannte Aromen und schmecken deutlich flacher. Das sollte man unbedingt vermeiden.
Tiefgefrorene Trauben kühlen, ohne zu verwässern
Der Wecker klingelt. Zwanzig Minuten sind um. Ich schenke mir jeweils ein Glas ein und halte mein Laserthermometer darauf. Der Weißwein hat jetzt plus 13,7 Grad und der Sekt plus 15,3 Grad. Der Unterschied liegt vor allem daran, dass Sektflaschen deutlich dickwandiger sind und etwas länger brauchen, um kalt zu werden. Jedenfalls sind die Weine immer noch zu warm, also stelle ich die Flaschen zurück.
Die Gefriertruhe ist übrigens nicht die einzige Möglichkeit, schnell Wein zu kühlen. Etwas banausenhaft ist es, einfach Eiswürfel in das Glas zu geben. Doch bei manchem einfachen wie leichten Sommerweinen tut das dem Genuss keinen Abbruch. Wer seinen Wein nicht zu sehr verwässern möchte, hat immer ein paar tiefgefrorene Trauben zu Hause. Die sehen im Glas schön aus und verändern den Geschmack nicht zu sehr. Ebenso kann man die Gläser kühlen, wenig einschenken und warten bis die Flaschen im Kühlschrank richtig temperiert sind.
Im Eiswasser lassen sich die Flaschen noch schneller temperieren
Wenn es in der Gastronomie schnell gehen soll, verwendet man einen großen Eiskübel und gibt Eis, Wasser und noch eine Hand voll Speisesalz hinein. Wichtig ist vor allem das Wasser, weil es die Temperatur besser überträgt. Daher kühlt Eiswasser deutlich schneller als nur Eiswürfel. Das Salz setzt zudem den Gefrierpunkt des Wassers herab. Das Eiswasser wird deutlich kühler und hat die Flaschen noch schneller temperiert. Als Privatperson hat man allerdings selten so große Sektkühler und entsprechende Eismengen zu Hause.
Nach insgesamt 30 Minuten hat der Weißwein endlich angenehme 8,5 Grad und nach insgesamt 35 Minuten ist der Sekt bei 8,2 Grad trinkreif. Beide Testweine kenne ich sehr gut und die Prozedur hat dem Geschmack keinen Abbruch getan. Sowieso schmecken die Weine gekühlt besser als bei Zimmertemperatur. Darf man Wein also in die Gefriertruhe packen? Die Antwort: Ja! Nur vergessen sollte man ihn nicht.