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WeinkolumneWarum Sie mal einen „Zukunftswein“ probieren sollten

Lesezeit 3 Minuten
Weinlaub und reife Trauben im Gegenlicht der untergehenden Sonne.

Weinreben sind anfällig, doch das starke Spritzen mit Pestiziden ist nicht nachhaltig.

Kaum ein Lebensmittel wird mehr gespritzt als Trauben. Das ist nicht nachhaltig. Seit Jahren versuchen Winzer-Initiativen, das zu ändern. Romana Echensperger stellt einen guten Wein vor, bei dem das gelingt.

Der Anfang des Jahres veröffentlichte Pestizid-Atlas der Partei der Grünen nahen Heinrich-Böll-Stiftung zeigt, dass für ökonomisch erfolgreichen Weinbau intensiv Pflanzenschutz betrieben werden muss. Der Behandlungsindex vergleicht dabei verschiedene Kulturen und kommt zu dem Schluss, dass nur Äpfel intensiver gespritzt werden müssen.

Die Anfälligkeit der Reben hat viele Gründe. So wurden die Pilzkrankheiten, die den Winzern heute besonders zu schaffen machen, im 19. Jahrhundert aus Amerika eingeschleppt. Amerikanische Reben sind resistent, ergeben aber nicht so gute Weine wie europäische. Schon früh kamen Pflanzenzüchter auf den Gedanken, die beiden Rebenspezies zu kreuzen. Erste Versuche wurden in den 1930er Jahren gemacht. Danach wurde das Thema vernachlässigt. Seit etwa 30 Jahren nimmt die Idee aber wieder Fahrt auf. Auch weil man in Zeiten von Ressourcenknappheit neue Wege braucht, um Weinbau nachhaltiger zu gestalten.

Mit Namen wie Johanniter oder Phoenix können viele nichts anfangen

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl solcher Kreuzungen und immer mehr Winzer, die sich darum bemühen. Denn die Fakten überzeugen. Sind in einem Biobetrieb im Schnitt 10 Spritzungen pro Jahr nötig, reichen bei diesen Züchtungen zwei Überfahrten. Das spart pro Behandlung 40 Kilogramm CO2 auf den Hektar. Ganz zu schweigen von Arbeitszeit und Wasser sowie die Effekte durch weniger Bodenverdichtung. Die Weine überzeugen zudem in Qualität und Geschmack. Ein großes Problem bleibt allerdings: die Vermarktung. Die Sorten haben nichts mit Gentechnik zu tun, wie oft gemutmaßt wird. Ebenso orientieren sich Verbraucher an der Rebsorte. Doch mit Namen wie Johanniter oder Phoenix können sie nichts anfangen. Hinzu kommt der Überbegriff „Pilzwiderstandsfähige Rebsorten“ – kurz PIWI. Ein Wort, das keine Genussfreude ausstrahlt.

Winzerinnen wie Hanneke Schönhals wollen das ändern. Zusammen mit Kollegin Eva Vollmer hat sie überlegt, wie man das Thema besser kommunizieren kann. Sie kamen auf den Namen „Zukunftsweine“ und haben eine Initiative gegründet. Sie wollen über diese Rebsorten informieren, aber auch den Kollegen Fachwissen und Erfahrungsaustausch anbieten. Hinzu kommt das ansprechende Design, das Lust auf die Weine macht. Ein Konzept, das so überzeugt, dass das kleine Team für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2023 nominiert wurde.

Flasche des Cabernet Blanc vom Weingut Schönhals.

Der Zukunftswein vom Weingut Schönhals

Wer sich von der Qualität überzeugen möchte, dem sei der Cabernet Blanc von Frau Schönhals empfohlen. Der Wein läuft hell limonengelb ins Glas. Der Duft ist intensiv, fruchtig und erinnert an Sauvignon Blanc. Es zeigen sich Aromen von Stachelbeeren, Kiwi, grüner Apfel, Anis, Minze und Melisse. Der Wein ist saftig, frisch und überzeugt mit moderaten 11 Prozent Alkohol. Es ist ein süffiger wie frischer Weißwein, der viel Trinkfreude bietet.

2021 Cabernet Blanc „Zukunftswein“, Weingut Schönhals, Rheinhessen, 8,50 Euro, www.zukunftsweine.de