Kölner Traditions-Brauhaus„Essen Sie, was Sie wollen, hier schmeckt alles gut“
- Unser Gastro-Kritiker Carsten Henn hat das „Haus Töller“ in der Altstadt Süd besucht.
- Zwischen Thekenschaaf und Holzdielen werden Klassiker ganz frisch serviert.
- Was Carsten Henn besonders gut am kölschen Gesamtpaket gefällt, lesen Sie hier.
Köln – Vor einigen Wochen schrieb mir ein Leser einen erbosten Brief: Er war nach meiner Restaurant-Kritik ins „Little Foodie“ gefahren, um dort die hochgelobte Kartoffelsuppe zu essen – doch der Koch hatte zwischenzeitlich die Speisekarte geändert. Das kann einem in der „Altkölnischen Gaststätte Haus Töller“ eher nicht passieren, denn die Speisekarte ist extrem konstant, und die cremige und feinwürzige Bergische Kartoffelsuppe ist hier mindestens genauso gut, nein, sie ist sogar besser.
Mit dünnen Mettwurstscheiben als Einlage und einem ebenso knusprigen wie warmen Röggelchen dazu. Eigentlich, soviel vorweg, schmeckt hier alles richtig gut, das macht diese Kritik so einfach: Essen Sie von den gut zwanzig Gerichten doch, was Sie wollen! Wie es sich gehört, gibt es die Reibekuchen allerdings nur am Freitag.
Haus Töller mit Tradition seit 1871
Hier stimmt – genau wie in der gegenüberliegenden „Malzbier-Brauerei Gerhard Fischenich“, hinter der dieselbe Gastronomen-Familie steht –, das Gesamtpaket. Als erstes ist natürlich das Ambiente in einem der traditionsreichsten Gasthäuser Kölns zu erwähnen. Die Einrichtung ist seit 1871 fast unverändert, die hölzerne Kassettendecke ist die letzte ihrer Art in Köln. Ein Thekenschaaf (für alle Nichtkölner: Gemeint ist der traditionelle Sitz des Wirtes ) gibt es auch noch und die breiten Holzbohlen sind wacklig. Einige Teller haben einen Goldrand wie bei „Ommas“ Sonntagsgeschirr und silbernes Besteck gibt es dazu. Wunderbar!
Hier wird Päffgen-Kölsch ausgeschenkt
Als zweites zu erwähnen: Das Bier, ausgeschenkt wird Päffgen (1,80 Euro). Und zum dritten: das Essen. Als Spezialität gilt zu Recht das „geschälte“ Schinkenhämchen, also ohne knusprige Schwarte, serviert mit Kartoffelpüree und Sauerkraut. Wie alles, was aus der Küche kommt, hausgemacht und von ordentlicher, aber nicht übertriebener Größe. Eine weitere Spezialität ist der wunderbar mürbe „Rheinische Sauerbraten“, selbstverständlich vom Pferd. Mit Mandeln bestreut, Rotkohl (mit sehr viel Nelke), einer leckeren Soße (mit zu wenig Rosinen) und zwei Klößen, die herrlich luftig sind.
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„Himmel un Ädd“ so gelungen wie der Bratapfel
Beim „Himmel un Ääd“ sind die Blutwurstscheiben außen knusprig und innen cremig, das Püree mit Muskatnuss gewürzt, das Apfelkompott (kein Mus!) schön frisch und die dazu gereichten Zwiebeln kommen mit einem Klacks Preiselbeeren. Am Überraschendsten war, dass sogar der (einzige) Nachtisch nicht aus dem Convenience-Baukasten hingeschludert ist, sondern der Bratapfel mit kecker Säure, viel Marzipan und Vanillesoße viel Freude bereitet.
Wein? Gibt es in „Weiß“ sowie in „Rot“ – was hier zu Recht unter Traditionspflege fällt. Manchmal kommt das Essen schnell, manchmal kann es dauern, dafür wird alles frisch gekocht, worauf eine Schiefertafel nicht ohne Stolz hinweist. Einen Tisch zu reservieren ist auf jeden Fall sinnvoll. Um dann eine Kölner Gaststätte erleben, die Tradition pflegt, statt sie für Touristen zu inszenieren.
Das haben wir probiert:
Schinkenhämchen, geschält, mit Sauerkraut und Püree // 18 Euro
Rheinischer Sauerbraten mit Klößen und Rotkohl //18 Euro
Himmel un Ääd // 14 Euro
Bergische Kartoffelsuppe mit Einlage undRöggelchen // 7 Euro
Marzipanbratapfel mitVanillesoße // 6 Euro
Haus Töller, Weyerstraße 96, Altstadt-Süd,Tel. 0221/2589316,
Mo–Sa ab 17 Uhr (Essen bis 22.30 Uhr)