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Henns GeschmackssacheWarum die „Delicato Kitchen Bar“ ein Geheimtipp ist

Lesezeit 3 Minuten
Die Bar mit großen Lampenschirmen darüber ist zu sehen, ebenso einige Hochtische mit Stühlen in dem noch nicht geöffneten Lokal.

Essen in der Bar des Handelsunternehmens Delicato heißt auch Selbstbedienung.

In diesem Lokal in einer Lagerhalle in Köln Bickendorf wird vor allem italienisch gekocht. Was unserem Restaurant-Kritiker gefiel und was nicht.

Kulinarische Geheimtipps lassen mein Herz höherschlagen, so ging es mir deshalb auch, als ich vom Delicato erfuhr. Ein Groß- und Einzelhändler, mitten im Gewerbegebiet, der in seiner „Kitchen Bar“ Speisen anbietet. Also direkt die größtenteils italienisch inspirierte Speisekarte im Netz angeschaut, neben Pizza und Pasta findet sich dort auch bemerkenswert viel Fisch, dazu Hummer und Austern.

Carsten Henn

Carsten Henn

Carsten Henn, geboren 1973 in Köln, besitzt einen Weinberg an der Terrassen-Mosel, hält Hühner und Bienen und teilt sein Leben mit Katzen. Er arbeitete nach seinem Studium (unter anderem Weinbau) als ...

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Das Gebäude ist unspektakulär, aber neben dem Eingang gibt es Außenplätze vor einem künstlichen Wasserfall. Durch eine schmucklose Tür geht es hinein. Rechts der Einkaufsbereich, links Kühlschränke voller Wein und Regale, die hoch empor in der Halle reichen. Und es gibt nicht nur ein paar Tische, es sind richtig viele, zum Teil bis in die Gänge hinein.

Ein Tellergericht mit Röhrennudeln und Sauce ist zu sehen. In der Mitte die weiße Burrata.

Gut gelungen: Paccheri Bolognese vom Rind mit einer Burrata

Ob wir eine Reservierung hätten, werde ich gefragt. Haben wir. Auf einem Tisch steht ein Kärtchen mit Namen. Dann passiert: nichts. Keine Frage nach Getränken, keine Speisekarten. Merkwürdig. Aber selbst ist der Tester: Ich gehe zur Kasse, wo schon andere Gäste stehen. Später wird klar: so läuft das hier. Man holt sich die Karten, bestellt an der Kasse, bekommt einen Pager und holt das Essen an der Ausgabe, Getränke an der Theke ab. Kantinen-Style. Wichtig: Man muss sagen, was als Vorspeise gedacht ist, sonst ist alles gleichzeitig fertig. Das sollte man Gästen kurz erklären.

Saucen sind das Zeichen kulinarischer Großzügigkeit

Das Vitello Tonnato beeindruckt schon optisch. Das Kalbfleisch innen rosa, darauf Olivenöl und Kapernäpfel, in der Mitte ein bisschen Rucola und viel Thunfischsauce. Wie ärgere ich mich immer, wenn Küchen dabei kniestig sind. Saucen sind das Zeichen kulinarischer Großzügigkeit. Auch geschmacklich passt alles zusammen. Das gilt auch für die wunderbar heißen Paccheri Bolognese vom Rind mit einer Burrata in der Mitte. Die Pasta hat Biss, die kühle Burrata ist cremig, die Bolo mit prägnantem Fleischgeschmack.

Das Steak liegt auf einem schwarzen Teller neben Salatgarnitur und einem Zitronenschnitz.

Das Thunfischsteak war auf den Punkt gebraten.

Die Pizza Caprese (32 cm) ist angenehm knusprig, würde mich aber allein nicht dazu bringen, hierher zu fahren. Da ist das Thunfischsteak von anderem Kaliber, groß und auf den Punkt gebraten, richtig gute Produktqualität. Etliche andere Fische waren leider aus, obwohl wir zu den ersten Gästen gehörten. Auch die goldgelben Pommes Frites und noch mehr die knusprig frittierten Gyoza (japanische Teigtaschen, Beilagen wählt man separat) überzeugen. Für einen der teuersten Fleischgänge gilt das leider nicht in Gänze.

Tiramisu und Brownies zum Schluss

Spaghetti aglio e olio ist im Grunde simpel, aber neben gutem Öl müssen die Mengen an Knoblauch, Pfeffer und in der Regel auch Chili stimmen – was hier nicht der Fall ist. Zudem wirkt alles nicht richtig vermengt. Dazu gibt es Tagliata, was „Schnitt“ bedeutet. Aufgeschnittenes Roastbeef, hier aus Argentinien, wie es in der Speisekarte auch steht. Allerdings ist es genau das nicht. Aber teilweise Entwarnung: der Garpunkt ist getroffen, die Fleisch-Portion ist reichlich und auch hier stimmt die Qualität.

Falls Platz für Desserts ist, macht das Tiramisu mit starker Kaffeenote richtig Spaß, noch besser ist der Kaffee Brownie mit herrlich luftiger Creme. Neben Cocktails werden auch ein paar Weine zu fairen Preisen kredenzt.

Fazit: Das Bestellkonzept ist gewöhnungsbedürftig, aber die Location besonders, das Essen prima, die Portionen groß, und alles zu fairen Preisen.

Bewertung: 4 von 6

Delicato Kitchen Bar, Vitalisstraße 186, 50827 Köln, Mo-Mi 12-20 Uhr, Do-Sa 8-22 Uhr, So 13-22 Uhr, Tel. 0221-570 829 27www.delicatofood.de

Kaffeemaschine und eine Tafel mit Getränkeangeboten sind zu sehen.

Die Kaffeebar im Delicato

Henns Auswahl:

  1. Vitello tonnato 15 Euro
  2. Pizza Caprese 11,50 Euro
  3. Aglio e olio mit Tagliata 29 Euro
  4. Paccheri Bolognese & Burrata 17,50 Euro
  5. Thunfischsteak 24,50 Euro
  6. Pommes Frites (Beilage) 5 Euro
  7. Gyoza (Beilage) 5,50 Euro
  8. Tiramisu 5,90 Euro
  9. Kaffee Brownie 5,90 Euro