Wer während der Fastenzeit auf Fleisch verzichtet, ist in diesem vegetarisch-vietnamesischen Laden richtig.
Beliebte Adresse am FriesenwallWarum sich das Anstehen im „Chum Chay“ lohnt

Das „Chum Chay“ ist schon eine extrem beliebte Adresse am Friesenwall.
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Der Nubbel ist verbrannt, die letzten Konfetti-Reste werden zusammen gekehrt und der Glasmüllcontainer platzt aus allen Nähten. Karneval ist offiziell vorbei und das hat mindestens zwei Folgen. Erstens, der halbe Bekanntenkreis ist krank und zweitens, die Fastenzeit beginnt. In den kommenden sechs Wochen verzichten erstaunlich viele, auch wenig religiöse Menschen, auf bestimmte Substanzen. Die Einen trinken keinen Alkohol, die Anderen streichen die Süßigkeiten und viele nutzen diese Zeit, um ihren Fleischkonsum zu reduzieren.
Das vietnamesische Restaurant „Chum Chay“ ist auch außerhalb der Fastenzeit eine extrem beliebte Adresse – nicht nur bei Vegetarier*innen. Mittags und abends stehen die Leute regelmäßig Schlange, um einen Tisch zu bekommen. Das Lokal liegt ein bisschen versteckt in einem Hinterhof am Friesenwall. Der Andrang ist im Sommer noch höher, weil die sehr hübsche Außenterrasse alles andere als ein Geheimtipp ist.
Drinnen sitzt man auf schlichten Holzbänken und kann dem Küchenteam bei der Arbeit zu sehen. Das Servicepersonal ist sehr aufmerksam, schnell und Ansturm-erprobt.
Auf der Karte stehen vietnamesische Klassiker wie Pho und Bun Cha – allerdings ausdrücklich ohne Fleisch. Ich kenne das Chum Chay seit Jahren und kann mich nicht daran erinnern, dass die Karte jemals geändert wurde. Vielleicht gäbe das bei der Stammkundschaft auch Ärger, weil man seine Favoriten definitiv vermissen würde. Wer regelmäßig im Chum Chay isst, hat irgendwann ein Lieblingsgericht und bestellt es immer und immer wieder.
Karte ändern? Besser nicht, irgendwann hat jeder sein Lieblingsgericht und bestellt es immer wieder
In meinem Fall sind das der legendäre Bananenblütensalat, das rote Curry mit Trauben und Litschi und der gebratene Tofu mit Reisnudeln, Zitronengras und Limettensauce.
Bananenblüten haben geschmacklich überhaupt nichts mit Bananen zu tun. Die großen lilafarbenen Blüten oder auch Bananenherzen erinnern eher an milde Artischocken: Sie schmecken leicht herb und haben eine fein faserige Textur. In der vietnamesischen Küche werden häufig innerhalb eines Gerichts rohe und gegarte Komponenten gemischt, um für sensorische Abwechslung zu sorgen. Zu den zarten Bananenblüten gesellen sich knackige Karotten und Sprossen, süßlich-marinierte und goldbraun gebratene Zwiebeln und jede Menge frische Kräuter. Erdnüsse bringen Salz, Umami und noch mehr Biss. Der Tofu liefert nicht nur Proteine, sondern auch eine weitere, weiche Konsistenz. Das große Geheimnis liegt allerdings im Dressing. Diese magische Limetten-Vinaigrette, die alles miteinander verbindet und als natürlicher Verstärker wirkt. Dieses Zauber-Sößchen ist an einigen Stellen auf der Karte zu finden und ich empfehle ausdrücklich, immer kräftig umzurühren, damit jeder Löffel ausreichend Sauce abbekommt.
Mein zweiter Favorit, der gebratene Tofu mit Reisnudeln und Zitronengras, ist ganz ähnlich aufgebaut. Auch hier geht es um Abwechslung – kalt, warm, knusprig, weich, nussig, kräuterig. Wichtiger Hinweis: Zupfen Sie ihr Salatbouquet und ihre Kräuter unbedingt klein oder essen Sie beides irgendwie dazu. Ich kann verstehen, wenn jemand denkt, das sei nur als Deko gedacht. Aber nein, es ist immer Teil des Gerichts und sorgt für ganz viel Frische.

Auch ein Lieblingsessen: Reisnudelsuppe mit Tofu-Hack und Shitake
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Das rote Curry mit Kartoffeln, braunen Champignons und relativ viel Obst überrascht mich immer wieder. Seit wann mag ich Trauben und Litschis in meinem Kokos-Curry? Es ist süß, cremig, hat erstaunlich viel Umami und eine ganz leichte Schärfe. Ein wärmender, wohltuender Teller.
Die Karte im Chum Chay ist ziemlich umfangreich und auf einer kleinen Tafel steht eine regelmäßig wechselnde Tagesempfehlung. Eine Krokodilsträne gibt es allerdings: die vermaledeite Barzahlung. Es grenzt schon an Slapstick, wenn man andere Chum Chay-Gäste am Geldautomaten erkennt und sich ein wissendes Lächeln samt Augenrollen zuwirft. Darauf könnte ich problemlos auch länger als sechs Wochen verzichten.
Chum Chay, Friesenwall 29, 50672 Köln, Öffnungszeiten: Mo-Sa 12-22 Uhr

Banh Bao ist ein gedämpfter Hefekloß mit einer Füllung aus Gemüse, Glasnudeln, Morcheln, Wasserkastanien und Ei.
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Meine Auswahl:
Banh Bao // Gedämpfter Hefekloß mit einer Füllung aus Gemüse, Glasnudeln, Morcheln, Wasserkastanien und Ei // 7,50 Euro
Ca Ri Nhiet Doi // Tofu in rotem Kokos-Curry mit frischen Trauben, Kirschtomaten, Kartoffeln, braunen Champignons, verfeinert mit Litschi, Rambutan, dazu Erdnüsse, Kräuter und Duftreis // 13,90 Euro
Bun Cha Gio // Frittierte Frühlingsrollen auf Reisnudeln (lauwarm) mit frischer Gurke, Sojasprossen, Kräutern, Erdnüssen, Röstzwiebeln und Limettensauce // 12,50 Euro
Bananenblütensalat mit Tofu, Sojakeimen, Möhren, Zwiebel, Kräutern, Erdnüssen, Röstzwiebeln und Limettensauce // 8,50 Euro
Reisnudelsuppe mit Tofu-Hack , Shitakee, Möhren, reingerührte Eier, Tomate, Sojakeime, geröstete Schalotten, Kräuter // klein 7,90 Euro
Chanh day // Getränk mit frischem Maracujasaft // 5,50 Euro