Kölner Sterne-KochWarum das „Heinzhermann“ mehr als nur ein Zweitrestaurant ist
- Im Gourmet-Restaurant „Heinzhermann“ in der Nähe des Kölner Hauptbahnhofs kochen Sternekoch Maximilian Lorenz und Küchenchef Enrico Hirschfeld ausschließlich mit deutschen Zutaten.
- Es ist das „Zweitrestaurant“ von Lorenz, der das Sternerestaurant „Maximilien Lorenz” betreibt. Welche Unterschiede gibt es? Und wie schmeckt es dort?
- Unser Gastro-Kritiker Carsten Henn war zu Besuch.
„Zweitrestaurant“ klingt etwas abwertend, dabei sind „Zweitweine“ bei Bordeaux-Gütern mittlerweile sehr gefragt – und günstiger als ihre großen Brüder. Das schicke „Heinzhermann“ ist das Zweitrestaurant des Sterne-Lokals „Maximilian Lorenz“, die Speisen kommen aus derselben Küche.
Im Gourmet-Restaurant kochen Maximilian Lorenz und Küchenchef Enrico Hirschfeld ausschließlich mit deutschen Zutaten, im legeren Weinlokal geht es kosmopolitisch zu, von selbst eingelegten Oliven für fünf Euro bis zur 50-Gramm-Dose Prunier Kaviar mit Blinis für 98 Euro.
Klassiker wird nicht auf die leichte Schulter genommen
Ein Klassiker ist der „Heinzhermann Burger“, bei dem auf Ketchup verzichtet wird, denn im Zentrum steht der gute Fleischgeschmack des Pattys vom Eifler Rind. Es ist innen noch herrlich rosa, der Bacon dazu knusprig, das Brioche-Bun nicht zu süß, der gereifte Cheddar würzig und die Mayonnaise addiert Schmelz (von den angekündigten Trüffeln konnte ich allerdings nichts schmecken). Auch die wunderbar knusprigen Pommes dazu zeigen: Der Klassiker wird nicht auf die leichte Schulter genommen.
Das gilt auch für die Gänseleberterrine mit zu wenig Brioche und köstlichem Rhabarberchutney samt elektrisierender Säure – ein Gang der perfekt zu Süßweinen passt. Bei der gebratenen Perlhuhnbrust zeigt sich, dass auch im Zweitrestaurant die Garpunkte perfekt getroffen werden, und die saftige Tranche vom Steinbutt mit schlotzigem Erbsenrisotto wäre auch nebenan ein überzeugender Gang. Dasselbe lässt sich über die Ceviche von der Dorade sagen, deren erfrischende Säure von cremiger Guacamole und knusprigen Erdnüssen großartig balanciert wird.
Hedonismus pur
Auch beim Dessert wird nicht geschwächelt. Omas Käsekuchen ist eine Wucht, Himbeersorbet und Schokoladencrumble ergänzen opulent. Die Panna Cotta gewinnt dank weißer karamellisierter Schokolade tollen Crunch, nur die Zitronen-Minz-Note ist ausbaufähig.
Ein klares kulinarisches Konzept gibt es in dem nach Lorenz’ Großvätern benannten Lokal nicht. Es scheint, als würde das Koch-Duo hier das servieren, worauf sie gerade Lust haben, und was Potenzial dafür besitzt, möglichst vielen Gästen zu schmecken. Hedonismus pur. Ein günstiges Abend-Menü gibt es leider nicht, aber auch wer nur ein Glas Wein trinkt und dazu Oliven bestellt, wird nicht krumm angeschaut.
Abzüge in der B-Note
Abzüge gibt es in der B-Note: Auf der offenen Weinkarte eines Weinlokals könnten noch mehr verrückte und gereifte Tropfen stehen (das Wiederverschließsystem „Coravin“ macht’s ja möglich). Der Service ist sehr nett, aber ein eigenständiger Sommelier wäre charmant, um bei beeindruckenden 1500 Positionen die richtige Wahl zu treffen. Meine Kinder sagen, ich soll unbedingt schreiben, dass eine Kinderkarte gut wäre, aber auf jeden Fall fünf von sechs Punkten vergeben – zu Recht.
Johannisstraße 64, 50668 Köln, ☎ 0221/37999193Öffnungszeiten: Di-Fr 12 – 14 Uhr, Di-Sa 18-22 Uhrmaximilianlorenz.de/weinlokal-heinzhermann
Henns Auswahl
Gänseleberterrine / Brioche / Rhabarberchutney // 21 €„Unser Heinzhermann-Burger“ // 19 €Ceviche von der Dorade / Guacamole // 14 €Gebratene Perlhuhnbrust / Mandel Bulgur // 27 €Tranche vom Steinbutt / Erbsenrisotto // 33 €Omas Käsekuchen / Himbeersorbet / Schokoladencrumble // 10 €Zitronen-Minz Panna-Cotta/Schokoladensorbet //8 €
Fazit: Kulinarisch ein Kessel Buntes, sehr gut gekocht und in schickem Ambiente.
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