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Krimi-WissenDen Ermittlern auf der Spur

Lesezeit 4 Minuten

Die erste Detektivgeschichte: Edgar Allan Poe: „Der Doppelmord in der Rue Morgue“, 1841

In Paris werden zwei Frauen auf bestialische Weise ermordet. Das Merkwürdige: Sämtliche Türen und Fenster des Mordhauses sind von innen verriegelt. Wie also ist der Mörder hineingelangt? Detektiv Auguste Dupin steht vor einem Rätsel. Dank seines genialen Verstandes gelingt es ihm jedoch schnell, das Geheimnis um den Doppelmord in der Rue Morgue zu lösen.

Edgar Allan Poes Erzählung gilt als Keimzelle der modernen Kriminalliteratur. Sein Trick, einen Mord in einem verschlossenen Raum stattfinden zu lassen, wurde seitdem vielfach kopiert. Der Mini-Krimi wurde erstmals im April 1841 in der Zeitschrift „Graham’s Magazine“ veröffentlicht. 1842 erschien die zweite Dupin-Geschichte: „Das Geheimnis der Marie Roget“, 1844 folgte „Der entwendete Brief“. „Der Doppelmord in der Rue Morgue“ wurde erstmals 1932 unter der Regie von Robert Florey verfilmt. 1986 folgte eine amerikanische TV-Verfilmung mit George C. Scott in der Hauptrolle.

Der meistverkaufte Krimi: Agatha Christie: „Und dann gabs keines mehr“, 1939

Zehn Menschen, eine unbewohnte Insel – und ein Mörder, der keine Gnade kennt. Agatha Christie erzählt in „Ten Little Niggers“ die Geschichte eines gigantischen Rachefeldzugs und brach damit nicht nur ihre eigenen Verkaufsrekorde: „Ten Little Niggers“ wurde der meistverkaufte Kriminalroman aller Zeiten. Rund 100 Millionen Exemplare gingen seit 1939 weltweit über die Ladentische. Der Titel sorgte von Anfang an für Diskussionen. In den USA erschien das Buch 1940 unter dem Titel „And Then There were None“, in Deutschland heißt es in einer Neuübersetzung aus dem Jahr 2003 „Und dann gabs keines mehr“.

Die bekannteste Hobbyschnüfflerin: Jane Marple

Sie ist nicht mehr die Jüngste, als ihre Karriere als berühmteste Hobbydetektivin der Welt beginnt: Miss Jane Marple aus St. Mary Mead. Bei ihrem ersten großen Auftritt in Agatha Christies Roman „Mord im Pfarrhaus“ (1930) ist sie etwa 65 Jahre alt, eine hochgewachsene ältere Dame mit blauen Augen und guten Manieren, deren Lieblingsbeschäftigung das Stricken ist. Zuvor hatte sie bereits in einigen Geschichten des britischen „The Sketch Magazine“ von sich reden gemacht. Doch erst ihre zwölf Romane (u.a. „16 Uhr ab Paddington“, „Mord im Spiegel“) und 20 zwischen 1932 und 1979 erschienene Kurzgeschichten machten Jane Marple zu einer Ikone der englischen Kriminalliteratur. Nicht minder berühmt: die Verfilmungen von vier Miss-Marple-Fällen mit Margaret Rutherford in der Hauptrolle.

Der jüngste Ermittler: Emil Tischbein

Der Junge aus der Provinz hat ein Problem: Auf der Reise von Neustadt nach Berlin werden Emil Tischbein in der Bahn 140 Mark geklaut, die eigentlich für die Großmutter bestimmt waren. Und weil er selber einiges auf dem Kerbholz hat, macht sich der Zwölfjährige auf eigene Faust auf die Suche nach dem Dieb. Unterstützt wird er dabei von einer bunt zusammengewürfelten Kinderbande, zu der Gustav mit der Hupe und Pony Hütchen gehören. Erich Kästner schrieb 1929 das Kinderbuch „Emil und die Detektive“ und schuf damit den jüngsten Hobbydetektiv aller Zeiten. Allenfalls Kalle Blomquist aus Kleinköping, Titelheld in drei Kinderbüchern von Astrid Lindgren, hätte Emil Tischbein diesen Titel streitig machen können. Wäre er nicht ein Jahr älter als sein erfolgreicher deutscher Kollege.

Der berühmteste Privatdetektiv: Sherlock Holmes

Diesen Titel kann nur einer für sich beanspruchen: Der Mann aus der Baker Street 221B, London. Sherlock Holmes verdankt seine Existenz dem britischen Arzt und Schriftsteller Arthur Conan Doyle. Der schrieb zwischen 1887 und 1927 vier Romane und 56 Kurzgeschichten über den rauchenden und koksenden Privatdetektiv. Der erste Holmes-Roman „Eine Studie in Scharlachrot“ wurde 1887 in der Novemberausgabe des „Beeton’s Christmas Annual“ veröffentlicht, einem britischen Paperback-Magazin. Sherlock Holmes, dessen Fälle zigfach verfilmt wurden, gilt bis heute als Prototyp des analytisch denkenden Detektivs, der dank einer außergewöhnlichen Kombinationsgabe und seiner Fähigkeit, seine Umwelt genau zu beobachten, die richtigen Schlüsse zieht.

Die fleißigsten Krimiautoren aller Zeiten: Georges Simenon, Edgar Wallace, Agatha Christie

Für einen Krimi brauchte er selten mehr als sechs Wochen: Georges Simenon, 1903 in Lüttich geboren, schrieb so viel und so schnell wie kein anderer Autor. Bis zu seinem Tod im Jahr 1989 verfasste der umtriebige Krimischreiber 75 Kommissar-Maigret-Romane, rund 100 weitere Krimis („Die Witwe Couderc“, „Der Schnee war schmutzig“, „Die Fantome des Hutmachers“) und etwa 150 Erzählungen. Ebenfalls fleißig: Kollege Edgar Wallace, 1875 in Greenwich, London geboren. Wallace schrieb bis zu seinem Tod 1932 knapp 120 Kriminalromane („Der Zinker“, „Der Hexer“, „Die toten Augen von London“), von denen in Deutschland viele verfilmt wurden. Häufig in der Rolle des Kommissars: der kürzlich verstorbene deutsche Schauspieler Joachim Fuchsberger. Dagegen erscheint Agatha Christie geradezu als Faulenzerin. Englands berühmteste Krimiautorin, 1890 geboren brachte es „nur“ auf knapp 70 Kriminalromane, rund zwei Dutzend Bühnenstücke und mehr als 100 Erzählungen. Indes: Weltweit hat Agatha Christie bis heute rund vier Milliarden Bücher verkauft – und ist damit absolut Spitze.