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Lebkuchen-Test von Bio über klassisch bis veganWas Supermarkt-Lebkuchen taugen

Lesezeit 7 Minuten

Zwölf haben es nicht geschafft, hier gelistet zu werden. Wir sagen es jetzt mal schonungslos: Schokoladen-Lebkuchen aus dem Supermarkt sind manchmal eine Zumutung: Glukose-Attacken, Piment-Peitschen, Aromen-Chaos und Teig im Begriff der Wüstenbildung machte der Jury beim Lebkuchen-Test zu schaffen. Schokoladenprofi und Konditormeisterin Eva Oelze von der Chocolounge, Patissière Julia Floß und zwei weitere Magazin-Mitarbeiter sowie erstmals zwei Stadt-Anzeiger-Leser konzentrierten sich in der Verkostung auf insgesamt 27 Produkte, von denen 15 vorgestellt werden. Die diplomierte Gesundheits- und Wellnesstrainerin Petra Schmidl, die auch eine Sülzer Anti-Diät-Club-Gruppe unterstützt, mag „qualitativ hochwertiges und unverfälschtes Essen“. Sie zeigte sich als für Süßes aufgeschlossene und versiert-kritische Testerin.

Mit viel Fachwissen und sensiblen Geschmacksnerven bereicherte Hans Lauten die Juroren-Runde. Mehrmals im Jahr verkostet er neue Produkte eines großen Schokoladenherstellers. Bei den Lebkuchen fällte er Urteile hart aber gerecht. Der Kölner Pensionär ist leidenschaftlicher Bäcker, seine Frau und er kochen nur frisch, „Fertigkost ist uns ein Greuel!“, sagt er, isst zu Hause auch schon vor der Adventszeit Lebkuchen.

Nun lagen also schokolierte Elisen- und Oblaten-Lebkuchen sowie sogenannte braune Lebkuchen auf dem Tisch. Die qualitativ hochwertigen Elisen haben eine hohen Anteil an Ölsamen, also Mandeln, Hasel- und Walnüssen, und einen geringen bis gar keinen Anteil an Mehl. Oblaten-Lebkuchen müssen nur halb so viele Nüsse oder Mandeln wie Elisen enthalten; braune Lebkuchen dürfen ganz darauf verzichten, sie sind vornehmlich ein Mehl-Zucker-Mix. Was Kunden von dem traditionellen Gebäck und dem weihnachtlichen Würz-Spektrum erwarten, ist sicher sehr unterschiedlich. Branchenkenner machen aber eine generelle Kau-Unlust aus, was zur buchstäblichen Verweichlichung der Teige führt.

Die industriellen Hersteller scheinen zudem davon auszugehen, dass von den klassischen Lebkuchengewürzen Anis, Ingwer, Kardamom, Koriander, Muskatnuss, Nelken, Piment und Zimt vor allem Nelken- und Zimt-Aroma gewünscht ist, was dem Gebäck nicht immer zur Zier gereicht. Ausgewogene Würze und unterstützende statt dominierende Süße schienen den Juroren ein nicht häufig erreichtes Ideal.

Dennree Feinste Nürnberger Elisenlebkuchen

Wer sich „Feinste Nürnberger Elisen-Lebkuchen“ nennt, muss mindestens 25 Prozent Ölsamen verwenden. Das schmeckt man hier. Haselnussstückchen geben angenehmen Crunch und überzeugenden Grundgeschmack. Orangenschale wirkt dezent herb in dem saftigen Teig, der hintergründig mit Marzipan schmeichelt. Die Schokolade sieht gut aus und schmeckt auch so. Alles zusammen ergibt im Mund einen elastischen, nicht überweichen Biss mit rundem Adventsaroma. Bei den Gewürzen könnte man eher noch mehr wagen.

Bei Denn’s Biosupermarkt 250 g 5,79 Euro

Karg Bio-Elisenlebkuchen Der Schoko-Vertreter aus der Fränkischen Dorfbäckerei Karg sieht appetitlich und handwerklich aus. Er kommt ganz ohne Mehl aus, hat einen angenehm weichen Biss, ist aber auch sehr kompakt, dicht in der feinporösen Struktur und extrem gehaltvoll. Reichlich gute Nuss im Mund, eine Überdosis Zimt ziert des Guten zu viel; die profilierte Orangeat-Note und reichlich Honigsüße stimmen milde. Ein Lebkuchen kann als eigene Mahlzeit durchgehen.

Bei Basic Biosupermarkt 250 g 6,59 Euro

Wicklein Feinste Nürnberger Gold-Elisen schokoliertSeine Zurückhaltung kommt an. Der große schöne Wicklein-Taler mag zwar keine himmlischen Lobpreisungen auslösen, sondern nur zufriedenes Nicken. Dafür gefällt er ringsum mit aromatischer Ausgewogenheit. Ein bisschen Haselnuss, ein bisschen Orangeat, Zimt als noble Nuance, gezügelte Süße, sanfter saftiger Teig und guter Schokoladengeschmack. Dem Wicklein fehlt es an Länge, da könnte nach dem Schlucken noch mehr sein. Aber das Fazit steht: Das hier ist nicht Langeweile, sondern gepflegte Lebkuchenkultur.

z. B. bei Rewe 250 g 4,29 Euro

Favorina Elisen-Minis Zugegeben, mit dem klassischen Elisen-Feeling hat das nicht viel gemein. Aber der Favorina hat allen auf seine Art Freude bereitet. Klein, rund, ebenmäßig – der Mini schaut gut aus. Erstmal ist er sehr konzentriert schokoladig, dann macht er sich am Gaumen mit der weichen Konsistenz beliebt. Der Mini stellt seine sehr Feigen-lastige Frucht auf eine Aromenbasis aus deutlich Honig, Melasse, Zimt und Nelke. Das geht eher in Richtung Früchtebrot und Feigen-Frohsinn. Zugegeben.

Bei Lidl 200 g 2,29 Euro

Frank Christofs Bio-Elisen-Lebkuchen vegan und glutenfreiWie soll das denn schmecken, wenn schon so viel fehlt! – stand in den Jury-Gesichtern zu lesen. Aber was denn genau? Weizenmehl und Honig – das tut hier gar nicht so viel Abbruch. Unter der leckeren Schokoladenschicht kommt ein nicht ganz durchgebackener Teig mit angenehmer Bergamotte-Zimt-Note in nussigem Grundgeschmack daher. Der Lebkuchen ist dünn und innen etwas lätschig – fachlich ein Fehler, gefiel einem Jury-Flügel aber trotzdem. Abzug in der Haltungsnote für die harte Oblade. Übrigens schnitt der vegane besser ab als die nur glutenfreie Variante, die unter Zimt-Schock stand.

Bei Edeka 175 g 3,99 Euro

Männl Bio-Lebkuchen zartbitterBei einem Stückpreis von knapp zwei Euro weckt dieses Bio-Gebäck hohe Erwartungen. Mit seinem speziellen Charakter kommt der Männl unterschiedlich an bei der Jury – eins ist aber klar: Auch wenn er als einziger Lebkuchen im Test endlich mal merkbar nach Macis schmeckt, erinnert er dennoch mehr an gewürztes Brot. Der Teig ist feinporig und fest. Obwohl auf der Zutatenliste Honig einen hohen Anteil hat, fehlt ihm die typische Elastizität. Trotzdem schmeckt er nicht uninteressant, angenehm süß, nach Marzipan und Mandel, kandiertem Ingwer – tja. Irgendwie edel, aber auch irgendwie untypisch – was ja nichts Schlechtes sein muss.

Bei Basic Biosupermarkt 300 g 9,99 Euro

Haeberlein-Metzger Feine Nürnberger Oblaten-LebkuchenLieber Haeberlein Oblaten-Lebkuchen, die Finte haben wir dir verziehen. Duft und Mundschmeichler Marzipan stellt sich laut Zutatenliste als Persipan heraus, dem günstigeren Ersatzstoff. Da ziehen die Profis die Augenbrauen hoch. Aber sei’s drum. Seufzer, Begriffe wie „tröstlich“ und „Kindheitsgeschmack“ fallen beim Biss in die fluffige Masse, Augen werden beim Kauen geschlossen, auch wenn das alles der reine Aromen-Kitsch ist. Kinder lieben dich und wir – ehrlich gesagt – auch. Deine Magazin-Jury.

z.B. bei Edeka 200 g 2,29 Euro

Wintertraum Oblaten-LebkuchenDer Lebkuchen sieht etwas mitgenommen aus, die Schokolade wirkt trocken und schmeckt sehr, sehr süß. Der Teig ist weich-elastisch, honig-melassig, man nimmt Backpulver-Schärfe wahr, zurückgenommene bis unauffällige Weihnachtswürze, ein Tester urteilt: „Massengeschmack“. Aber nicht der schlechteste im Lebkuchen-Breitensport.

Bei Aldi 200 g 0,99 Euro

Dennree Feine Oblaten-Lebkuchen Bei diesem Bio-Produkt – Sie haben gemerkt, dass wir uns gerade in der Kategorie Oblaten-Lebkuchen bewegen – macht man nix falsch. Hübscher Taler in angenehmem Format, verlockende und gute Schokoschicht, aromatischer, etwas zu zäher Teig mit Nelke, Piment, Zimt, Mandel und Nuss sind auch präsent, die Süße hält sich in passender Balance – so richtig lebkuchig eben. Eine Zier für jeden Advents-Teller.

Bei Denn’s Biosupermarkt 200 g 2,69 Euro

Rosengarten Mini-Oblatenlebkuchen Bio Der macht auf jedem Weihnachtsteller das Top-Model. Perfekt rund, klein, glatt, glänzend. Aber besser nur anschauen! So schön die Gestalt, so enttäuschend der Inhalt und rätselhaft, wie es dazu kommen konnte. Spekuliert wurde: Ein großer Lebkuchen, zehn Mal gefaltet? Ein gescheitertes Verdichtungsprojekt der Nasa? Einfach der Gang von zu viel Zeit? Trocken, zäh und im Würzchaos verloren.

Bei Naturata, 180 g 3,29 Euro

Weiss Weissella Feine weiche Oblaten-LebkuchenHier findet sich auf feiner, leicht zu luftiger Kaustruktur sauberer Geschmack: Endlich mal Ingwer, dominante Haselnuss, aber auch Feige, Krokant und weihnachtliche Gewürze, mit Maß und Verstand eingesetzt. Eine durch und durch saubere Lebkuchenangelegenheit.

z.B. bei Rewe 200 g 1,99 Euro

Zwischen Gaudi und Horror

Diese Kategorie bezeichnet fachlich sogenannte braune Lebkuchen. Eine gute Masse sollte sich idealerweise durch eine großporige Krume, honigfeine Süße, eine gewisse Saftigkeit und Lebkuchengewürz auszeichnen. Was in den großen Beuteln und Schachteln vielfach angeboten wird, fällt auf der Skala zwischen Gaudi und Horror aber recht oft in Richtung letzteres aus. Von elf Produkten konnte sich die Jury lediglich für diese vier erwärmen. Hier geht es eher um Übersüßes zu Niederpreisen. Müssen Sie die E-Jugend Ihres Fußballvereins bewichteln, wollen Sie die Kitas des Veedels beglücken oder haben Sie den Denver-Clan zu Gast: Das könnte Ihr Ding sein.

Lambertz Schokoladen-Lebkuchen Herzen, Sterne, BrezelnAnsprechend im Äußeren, sehr süß im Anbiss, aprikosiges Inneres bei grob-krumigem Teig. Etwas weniger Schokolade wäre besser, ansonsten gut für die Advents-Sause.

z.B. bei Perfetto Karstadt, 500 g 2,99 Euro

Wintertraum Schoko-Lebkuchen Sterne, Herzen, Brezeln Gute Konsistenz, weiche Krume, präsente und ausgewogene Würze. Allerdings auch quietsch-süß. Die futtern sich in Gaudi-Laune problemlos so weg.

Bei Aldi 500 g 1,49 Euro

Santa Claus in Town – Mini Sterne, Herzen, Brezeln Fester Teig mit Kauanspruch, aber durchaus mit massenkompatiblem Genussfaktor. Aromen von Backpflaume, Marmelade, diffus Weihnachtliches – damit kann man international bestehen.

Bei Netto 500 g 1,99 Euro

Rewe Beste Wahl Schokoladen-LebkuchenKnackiger Schoko-Mantel, großporiger weicher, aber recht trockene Krume. Honigkuchen-Anmutung mit zu wenig Würze. Fesch gestreift machen die Herzen auf Weihnachtstellern was her.

Bei Rewe 500 g 1,99 Euro