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Auf der Schiene durch EuropaWohin man von Köln aus mit dem Nachtzug reisen kann – und was es zu beachten gilt

Lesezeit 8 Minuten
Ein Zug fährt im Dunkeln am Kölner Dom vorbei.

Aus Köln starten auch einige Nachtzüge, mehr aber noch aus München, Stuttgart, Hamburg und Berlin.

Im Nachtzug kann man im Schlaf durch ganz Europa fahren. Es ist nur nicht so einfach, die richtige Verbindung zu finden. Eine Hilfestellung für Kölner.

Nachtzüge sind eine gute Möglichkeit, stressfrei lange Strecken zurückzulegen und in die Ferien zu fahren. Wer nachts fährt, verbraucht keinen Urlaubstag und spart sich eine Übernachtung im Hotel. Im Vergleich zu Auto und Flugzeug ist der Zug auch deutlich umweltfreundlicher. Weiterer Pluspunkt: Anders als Flughäfen befinden sich Bahnhöfe meist mitten im Zentrum.

Leider hat die Deutsche Bahn 2016 beschlossen, das Nachtzug-Angebot zurückzufahren. Andere Länder in Europa sind deshalb deutlich weiter als wir, was das nächtliche Reisen angeht. Der aktuelle Koalitionsvertrag sieht jedoch vor, europaweit die Nachtzugverbindungen zu fördern. Wenn man weiß, wie man die richtige Verbindung findet und bucht, kann man auch jetzt schon an viele Orte mit dem Nachtzug reisen.

Nachtzug-Verbindungen sind nicht so leicht zu finden und zu buchen

Für Anfänger ist es nicht so einfach, die angebotenen Verbindungen zu finden und zu buchen. Die Deutsche Bahn hat nur sehr selektiv Nachtzüge gelistet, mit denen sie zusammenarbeitet. Private Anbieter tauchen gar nicht auf. Die Homepages der europäischen Bahnbetriebe kooperieren nicht immer miteinander, Verlinkungen gibt es kaum. Am informativsten ist die Seite www.international-bahn.de. Auf der Seite www.bahn.de/angebot/international/nachtzug findet man ebenfalls Informationen, ganz einfach ist die Buchung aber auch hier nicht. Es lohnt ein Blick auf die Seite der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), die mit ihrem Nightjet die meisten Verbindungen in Europa anbieten und auch durch Deutschland fahren.

„Der Buchungsprozess ist ein großes Problem“, sagt auch Bernhard Knierim, Referent Verkehrspolitik und Projekte bei der Allianz Pro Schiene, die sich für mehr Schienenverkehr einsetzt. Da die Bahnunternehmen der einzelnen Länder nicht oder ungenügend zusammenarbeiteten, sei das System fragmentiert. „Hier wäre unserer Meinung nach die EU gefragt. Sie könnte ein europäisches Streckennetz ausarbeiten und einen Wagenpark vorhalten, aus dem dann einzelne Transportunternehmen Züge und Waggons mieten könnten“, schlägt er vor.

Private Initiativen sollen Abhilfe schaffen

Weil das alles so kompliziert ist, gibt es mittlerweile verschiedene Seiten im Internet, auf denen man sich über Nachtzüge in Europa informieren kann. „Nachtzugverbindungen von Aberdeen bis Zagreb“ finden sich zum Beispiel auf der Nachtzugkarte.

Nachtzugkarte

Viele europäische Verbindungen zeigt die Nachtzugkarte an.

Die Initiative Back-on-Track ist europaweit aktiv und stellt auf ihrer Seite außer nützlichen Informationen auch eine Karte mit Nachtzug-Verbindungen in Europa zur Verfügung. Der deutschsprachige Blog traintracks.eu veröffentlicht regelmäßig Tipps und Erfahrungsberichte zum Thema.

„Europa über Nacht erfahren“

Den umfassendsten Service bietet der Blog „Nachtzug-Urlaub“. Unter dem Motto „Europa über Nacht erfahren“ informiert Betreiber Tim Euler über alle Aspekte des Reisens mit dem Nachtzug. Auf der Seite findet man aber nicht nur Informationen, sondern kann auch alle Strecken direkt buchen. Euler arbeitet dafür mit den großen europäischen Nachtzuganbietern zusammen.

Angefangen hat alles in der Corona-Zeit. Weil er während der Pandemie nicht mehr fliegen wollte, suchte er nach Informationen über Nachtzüge und nach Vergleichsportalen, wie man sie für Flugreisen kennt. Aber: „So etwas gab es überhaupt nicht. Da habe ich mir gedacht: Das muss doch besser gehen, man muss doch irgendwo herausfinden können, wo man mit dem Nachtzug hinfahren kann“, erzählt Euler.

Tim Euler, Betreiber des Blogs Nachtzug-Urlaub.de, steht vor dem Hamburger Bahnhof.

Tim Euler betreibt den Blog Nachtzug-Urlaub.de

Knapp drei Jahre nach Gründung verzeichnet seine Seite mittlerweile rund 180.000 Seitenaufrufe. Die Datenbank hat er selbst gebaut, sie wird regelmäßig aktualisiert, um möglichst alle Nachtzüge abzubilden. „Das ist nicht immer einfach, weil sich manchmal wegen Bauarbeiten die Haltestellen oder die Zeiten verändern“, erzählt er. All das macht er quasi als Nebenjob zu seinem Hauptberuf.

Profi-Tipp: Immer etwas zum Abdunkeln der Fenster mitnehmen

Privat verreist er auch mit dem Nachtzug, zuletzt mit seiner Familie nach Italien. „Viele finden Nachtzüge wahnsinnig romantisch. Aber man darf sich nichts vormachen: Das sind meist nicht die besten Nächte eines Lebens. Man schläft nicht optimal“, ist seine Erfahrung. Sein Profi-Tipp: Immer etwas zum Verdunkeln der Fenster mitnehmen, am besten mit Saugnäpfen. Alles in allem überwiegen für ihn aber die Vorteile: „Für mich ist der Nachtzug einfach die beste Form des Reisens. Man hat vielleicht nicht die erholsamste Nacht, aber es ist deutlich weniger stressig als die Anreise im Auto. Außerdem ist es immer ein Erlebnis, schon allein wegen der anderen Menschen, die man unterwegs trifft.“

Ein Zug fährt durch die Nacht.

Im besten Fall kommt man mit dem Nachtzug ausgeschlafen am Ziel an.

Wissenswertes für die Reise mit dem Nachtzug

Unbedingt rechtzeitig buchen und reservieren! Viele Nachtzuglinien sind bereits Monate in Voraus ausgebucht, die Kapazität ist sehr begrenzt. „Man muss ganz früh buchen, sonst hat man keine Chance“, so Tim Euler. Spontane Reisen sind mit dem Nachtzug nur in Ausnahmefällen möglich. Im Normalfall sollte man lieber weit vorher buchen. Vorteil: Je weiter in Voraus man die Tickets kauft, desto billiger werden sie.

Preise variieren je nach Buchungsklasse. Wie viel eine Fahrt im Nachtzug kostet, lässt sich nicht pauschalisieren. Der Preis hängt von Strecke und Anbieter ab, aber auch davon, wie weit im Voraus gebucht wird. Die wichtigsten Preisunterschiede lassen sich zwischen den verschiedenen Buchungsklassen ausmachen.

Bei so gut wie allen Anbietern gibt es drei verschiedene Möglichkeiten, mit dem Nachtzug zu verreisen, entweder im Sitz-, Liege- oder Schlafwagen. Ein Platz im Sitzwagen ist am günstigen, weil man hier eben nur sitzen und nicht liegen kann. In den meisten Fällen handelt es sich um ein Abteil für sechs Personen, vereinzelt werden Sitzplätze im Großraumwagen angeboten. „Die Sitze lassen sich zu einer gemeinsamen Liegefläche ausziehen. Das geht mit Partner oder Familie, ich würde das aber nicht mit fremden Mitreisenden empfehlen“, rät Euler.

Teurer ist der Liegewagen, in dem es meist vier oder sechs Liegen übereinander gibt. Diese sind einzeln buchbar, für mehr Privatsphäre und mehr Geld ist aber auch das ganze Abteil zu haben. Manche Liegewagen haben eigene Waschbecken, oft ist ein Frühstück im Preis inbegriffen.

Im Schlafwagen gibt es richtige Betten und mehr Platz. Bei der ÖBB sind Abteile mit einem, zwei oder drei Betten buchbar. Im Standard-Abteil befinden sich Waschbecken, das Deluxe-Abteil verfügt sogar über Dusche und WC. Die Betten sind bezogen, es werden auch Frühstück und Getränke angeboten.

Blick in einen Schlafwagen im ÖBB-Nightjet.

Blick in einen Schlafwagen im ÖBB-Nightjet.

Viele Betreiber bieten zudem Abteile nur für Frauen an. Diese muss man aber gesondert buchen. Ansonsten ist die Belegung der Abteile geschlechtlich gemischt. Wenn man unter sich sein will, empfiehlt es sich, das komplette Abteile zu reservieren.

Deutschland am Tag durchqueren und erst im Ausland in den Nachtzug umsteigen: Weil das Nachtzugnetz in anderen Ländern besser ausgebaut ist, kann es sich lohnen, Deutschland am Tag zu durchqueren und erst in einer ausländischen Stadt oder direkt an der Grenze in einen Nachtzug umzusteigen. Für den Umstieg unbedingt einen Puffer von mindestens zwei Stunden einplanen. Diese Zeit kann man dann nutzen, um die neue Stadt zu erkunden oder noch in Ruhe zu Abend zu essen.

Verbindungen von Köln aus

Von Köln aus gibt es nicht ganz so viele Verbindungen wie von München, Hamburg, Stuttgart oder Berlin, was hauptsächlich daran liegt, dass Köln in der Mitte Deutschlands liegt. „Nachtzüge starten meist im Süden oder im Norden. Köln und Düsseldorf sind dann Stopps, die mitten in der Nacht liegen und deshalb seltener angefahren werden“, erklärt Euler den Grund. Für Nachtzug-Fans lohnt es sich deshalb, zunächst bis nach Berlin, Stuttgart, Hamburg oder München zu fahren. Von diesen Städten aus gibt es Verbindungen in viele weitere europäische Länder. Auch eine Anreise nach Paris lohnt sich, von hier kann man weiter bis nach Südfrankreich ans Meer fahren.

Von Köln nach Amsterdam

Skyline Amsterdam bei Sonnenaufgang

Von Köln nach Amsterdam kommt man schon in drei bis vier Stunden.

Amsterdam ist von Köln nicht weit entfernt, man kann tagsüber mit einem normalen ICE in etwas mehr als drei Stunden hinfahren. Es geht aber auch über Nacht. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) betreiben unter anderem eine Nachtzugstrecke zwischen Wien und Amsterdam, in deren Verlauf man jeden Morgen um 6.58 Uhr am Kölner Hauptbahnhof in den NJ40490 zusteigen kann. Ankunft in Amsterdam Centraal ist dann um 10.10 Uhr.

Von Köln nach Wien

Städteansicht Wien

Es gibt eine regelmäßige Verbindung zwischen Wien und Amsterdam über Köln.

Die oben beschriebene ÖBB-Strecke Wien-Amsterdam gibt es natürlich auch in die andere Richtung. Der NJ40421 fährt täglich von Amsterdam Centraal nach Wien und macht um 22.16 Uhr am Kölner Hauptbahnhof Halt. Weitere Ausstiegsmöglichkeiten in Österreich sind Wels, Linz und St. Pölten.

Ein Waggon des Nightjet der Österreichischen Bundesbahn mit dem neuen Liegewagen comfort steht bei einem Medientermin am Bahnhof Altona.

So sieht der Nightjet der ÖBB von außen aus.

Von Köln nach Zürich

Mann fotografiert mit seinem Smartphone den Sonnenaufgang in Zürich.

In Zürich kann man nach dem Ausstieg den Sonnenaufgang fotografieren.

Der Nachtzug NJ403 der ÖBB fährt täglich von Amsterdam Centraal nach Zürich, am Kölner Hauptbahnhof geht es je nach Wochentag zwischen 23.42 Uhr und 23.53 Uhr los. Bis nach Zürich dauert es rund acht Stunden, Ankunft ist also um kurz nach 8 Uhr morgens.

Von Köln nach Stockholm über Hamburg

Blick auf Stockholm

Von Hamburg aus fahren Nachtzüge direkt nach Stockholm.

Wer von Köln aus über Nacht nach Schweden reisen will, muss zunächst zum Hamburger Hauptbahnhof fahren. Von hier aus fährt das schwedische Eisenbahnunternehmen Snalltaget täglich außer samstags mit dem SN01 ab 23.57 Uhr nach Stockholm. Zwischenhalte gibt es unter anderem in Malmö, Lund und Linköping, Ankunft in Stockholm ist gegen 14.10 Uhr. Dieser Zug startet um 20.59 Uhr am Berliner Hauptbahnhof, man kann also auch von hier aus zusteigen.

Blick in ein Abteil eines Nachtzuges zwischen Hamburg und Stockholm.

So sieht ein Abteil im Nachtzug zwischen Hamburg und Stockholm aus.

Von Köln nach Nizza über Paris

Blick auf den Strand von Nizza

In Nizza gibt es einen Strand in der Stadt.

Nach Südfrankreich geht es von Köln aus über Paris, womit direkt schon der Urlaub beginnt. Vom Kölner Hauptbahnhof gelangt man mit dem Thalys relativ einfach nach Paris, sogar mehrmals am Tag. Von hier aus gibt es unter anderem eine Nachtverbindung nach Nizza. Start ist in Paris Austerlitz je nach Reisedatum um 20.51 Uhr oder 21.21 Uhr, Ankunft in Nizza ist dann zwischen 9 und 10 Uhr morgens.

Von Köln nach Rom über München

Rom

Nach Rom geht es täglich über Nacht von München aus.

Von München aus gibt es gleich mehrere Nachtzugverbindungen in andere europäische Länder, zum Beispiel auch nach Italien. Der NJ295 der ÖBB fährt über Salzburg, Bologna und Florenz bis nach Rom. Abfahrt am Münchener Hauptbahnhof ist täglich um 20.09 Uhr. Ankunft in Rom ist um 9.10 Uhr.

Von Köln nach Budapest über Stuttgart

Ansicht Budapest von oben

Über München und Wien geht es jeden Abend von Stuttgart nach Budapest.

Am Stuttgarter Hauptbahnhof startet jeden Abend um 20.29 Uhr die ungarische Bahn EN50237. Betreiber ist ebenfalls die ÖBB, hier kann man auch die Fahrkarten buchen. Über München und Wien geht es bis nach Budapest-Keleti, Ankunft ist um 9.19 Uhr.

Von Köln nach Bratislava über Berlin

Sonnenaufgang in Bratislava

Bratislava liegt auf der Strecke Berlin-Budapest. In der slowakischen Hauptstadt kommt man pünktlich zum Sonnenaufgang an.

Von Berlin-Lichtenberg aus startet täglich die ungarische Bahn EN40457 nach Budapest. Auf der Strecke liegt auch die slowakische Hauptstadt Bratislava, hier kommt der Zug gegen 6 Uhr an. Wer nicht aussteigen will, ist gegen 8.30 Uhr in Budapest.