Kreativ mit KnookingSo schnell stricken wie Oma

Ein Strickbild wird gehäkelt: Mit Hilfe der Knookingnadel entstehen Maschen, die aussehen wie gestrickt. Sie werden vom Hilfsfaden (hier orange) zusammengehalten.
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Wer Stricken zu kompliziert und Häkeln zu piefig findet, ist der perfekte Kandidat für die neueste Technik am Handarbeitshimmel. Knooking, das ist Stricken mit der Häkelnadel. „Nuuking“ wird der englische Begriff ausgesprochen und setzt sich zusammen aus den Wörtern „Hook“ für Häkelnadel und „knitting“ für Stricken. Geknookte Mützen, Schals und Handytaschen sehen im Maschenbild aus wie gestrickt, werden aber gehäkelt – mit einer ganz besonderen Nadel. Die Knookingnadel hat vorne den üblichen Häkelhaken, an ihrem Ende allerdings ein Loch, eine Art Nadelöhr. Dadurch wird ein Hilfsfaden gezogen. Der erleichtert das Arbeiten, denn er hält die Maschen fest und übersichtlich auf einer Reihe. Das ist praktisch, denn so muss man nur mit einer Nadel hantieren. „Knookig ist ideal für alle, die nicht stricken können oder wollen – und mit ihren Werken trotzdem ein Strickbild erzeugen möchten“, sagt Handarbeitsexpertin und Buchautorin Veronika Hug aus Appenweier.
Veronika Hug: „Knooking – Stricken mit der Häkelnadel“, OZ Creativ, Christophorus, 9,99 Euro
Hatnut: „Hatnut goes knooking – Mützen häkeln wie gestrickt“, OZ Creativ, 9,99 Euro.
Kinder so schnell wie Omas
Die Technik ist in den USA schon seit Jahren ein Thema. Wer bereits häkeln kann, kommt mit den Knooking-Maschen schneller klar, aber auch ohne Vorerfahrung kann man sich die Technik in einer guten halben Stunde aneignen. „Auf den Handarbeitsmessen knooken die Zehnjährigen genau so schnell wie die Omas“, sagt Veronika Hug. Anfängern rät sie, als Einstieg ein Modell zu wählen, das in hin- und hergehenden Reihen gearbeitet ist, denn so geht Knooken am einfachsten. In ihren Kursen besteht sie bei den Knooking-Neulingen auf ein Musterläppchen aus etwa zwölf Maschen. „Zehn Minuten für die rechten Maschen, zehn Minuten für die linken, so viel Zeit sollte man sich mindestens nehmen, um die Technik richtig zu erlernen“, sagt die Autorin diverser Handarbeits-Fachbücher.
Der Vorteil: Durch den Hilfsfaden ist es quasi unmöglich, Maschen zu verlieren. Beim Knooking sind neue Muster und auch das direkte Einhäkeln von Motiven machbar. Vor allem für Mützen ist das schick. Genau das haben auch die Jungs von Hatnut erkannt – einer Combo aus fünf ehemaligen Tübinger Sportstudenten, die sich vor fünf Jahren dem Mützenhäkeln verschrieben haben. Micha, Jules, Tobi, Didi und Sebi verkaufen über ihre Internetseite Mützen und Kopfbänder in Knallfarben, ihre „Hatnut-Wolle“ vertreiben sie inzwischen deutschlandweit über den Handel. Auch das erste deutsche Buch über Knooking stammt aus der Hatnut-Feder. „Die Technik ist vor allem für zwei Arten von Leuten interessant“, sagt Mitglied Sebastian Mertens. „Für die, die sich vorm Stricken fürchten und für die, die jede neue Technik sofort ausprobieren und beherrschen wollen.“
Auf die Idee zur eigenen Mützenproduktion kamen die Freunde, weil einer von ihnen nach dem Studium ins Allgäu gezogen war und dort keine warme und vor allem stylische Kopfbedeckung fand.
Mützenproduktion wächst
Mertens, der im normalen Leben als Lehrer arbeitet, schwärmt: „Man macht etwas selber, hat am Ende ein fertiges Produkt in der Hand und kann je nach Schwierigkeitsgrad auf seinem eigenen Level arbeiten.“ Inzwischen gibt es so viele Bestellungen, dass fünf Rentnerinnen bei der Mützenproduktion helfen.
Wie die Technik genau funktioniert, zeigen Bücher, aber auch etliche Videos im Internet. Die Methode stößt auf geteilte Meinungen.
Handarbeitsbloggerinnen
Einige Handarbeitsbloggerinnen finden sie spannend, andere meinen, dass es kaum einen Vorteil zum Stricken gäbe und Knooking nur viel länger daure. Letzteres liegt vor allem am Arbeiten mit dem Hilfsfaden. Doch wer sich bisher noch nicht an Strickprojekte gewagt hat, für den kann Knooking ein Einstieg sein. Einen klaren Vorteil haben die Mützen: sie sind flexibler und weicher als gehäkelte Accessoires, denn die Maschen werden relativ locker angeschlagen. Geübte Anfänger schaffen eine Mütze an einem Abend in etwa drei bis vier Stunden.