Internationale BrettspieleWir stellen sechs neue Spiele vor

Copyright: Lizenz
Köln – Die nach Veranstalter-Angaben weltgrößte Messe für Gesellschaftsspiele ist mit insgesamt 156 000 Besuchern zu Ende gegangen. Der Spieleverlag Friedhelm Merz, der die Messe ausrichtet, sprach von einem Rekordergebnis, nachdem im Vorjahr 148 000 Besucher nach Essen gekommen seien. Die „Spiel '13“ habe sich größer und internationaler denn je präsentiert.
Egal, ob nur zu zweit oder in einer großen Spielerunde – das Magazin-Spiel „WORT & FORT“ macht Spaß und eignet sich perfekt, um Gehirnzellen zu aktivieren. Denn „WORT & FORT“ ist ein Spiel für Menschen, die gerne mit Wörtern jonglieren.
WORT & FORTAutor: Michael Schacht, Grafik: Julian Schneider, Fotos: Jörn Neumann und Michael Bause, Wort-Bild-Karten für 2 – 8 Spieler ab 10 Jahren, Verlag M. DuMont Schauberg, 12,95 Euro (für ABOCARD-Inhaber 10-Prozent-Bonus), Tel.: 0 18 05/ 55 83 75 (14 ct./min a.d.dt. Festnetz, Mobilfunkhöchstpreis 42 ct./min). ksta shop, Servicecenter des „Kölner Stadt-Anzeiger“ Breite Str. 72 (DuMont Carré), Kölnshop.ksta.de
Ein neues Lieblingsspiel der Magazin-Redaktion kommt noch im November mit „WURF & WORT“ auf den Markt. Ausgedacht hat sich das Spiel wieder Michael Schacht, illustriert hat es Nadine Magner, Art Direction übernahm Magazin-Grafiker Julian Schneider.
Für vier Tage hatten sich die Messehallen mit mehr als 800 Ausstellern in ein Paradies für große und kleine Spielbegeisterte verwandelt. Die ausgestellten Brett-, Würfel-, Rollen- oder Kartenspiele konnten an zahllosen Spieltischen auch ausprobiert werden. Wie der Merz-Verlag betont, laufen Computerspiele den Brettspielklassikern und -neuerscheinungen nicht den Rang ab.
Die bunten Schachteln mit neuen Titeln stapelten sich turmhoch. Spiele-Fans drängelten, um einen Platz an einem der begehrten Spieltische zu bekommen. Bis in den Abend drängelten sich Menschenmassen durch die Gänge, bepackt mit Taschen voller Spiele.
Branche im Umbruch
Und doch steckt die Branche im Umbruch. Familienspiele, einfach und dennoch anspruchsvoll, werden relativ wenige angeboten. Dafür wächst besonders das ausländische Angebot für Vielspieler. Immer mehr Titel ringen um ein relativ konstantes Budget. Dadurch sinken die Auflagen und auch die Spannen. Um den Kostendruck aufzufangen, wird gespart, aber möglichst so, dass es der Käufer nicht bemerkt. Die Pappe von Plan und Karten wird etwas dünner. Der Karton hat keinen maßgeschneiderten Kunststoffeinsatz mehr, sondern enthält kleine, verschließbare Tütchen, um das Material zu sortieren. Die Verlage bieten ihre Titel international an, damit die Auflage steigt und die Stückkosten sinken. Nur noch die Spielregel ist an eine Sprache gebunden. Das Material muss sich selbst erklären. Piktogramme, Symbole und Farben ersetzen den Text. Für die Spieler ist das nur gut, denn wer die Zeichen richtig deutet, muss sich viele Regeln nicht merken. Dafür muss man das Material genau ansehen, denn auf diese grafischen Leitplanken wird meist nicht extra hingewiesen.
Wir haben für Sie sechs Spiele ausprobiert, deren Material den Ablauf gut unterstützt und die eine spannende Herausforderung bieten. Viel Spaß beim Spielen!
England im 19. Jahrhundert; das neu entdeckte Spyrium sorgt für Aufschwung. Die Spieler wetteifern darum, den größten Konzern zu erschaffen. In den Minen wird Spyrium geschürft, das die Fabriken weiterverarbeiten. Jede Aktion ändert die Situation für die Konkurrenten. Das Spielprinzip ist sehr originell, und daher erkennt man erst nach einigen Partien, welche Möglichkeiten es bietet. Die Regeln sind nicht komplex, aber der ungewöhnliche Ablauf muss zunächst verinnerlicht werden. „Spyrium“ wird trotz seiner langen Dauer nie langweilig. Bis zuletzt tüftelt man, ob ein genialer Zug noch den Sieg bringt.
Spyrium von William Attia, 2 – 5 Personen ab 13 Jahren, ca. 90+ Min., Ystari (Vertrieb: Asmodee), ca. 28 Euro
Kann das Team in genau 40 Minuten den Tresor der Bank knacken? Jeder hat besondere Fähigkeiten wie Schlösser knacken, Klettern oder Alarmanlagen entschärfen. Zunächst heißt es trainieren, um neue Fertigkeiten zu erwerben oder zu verbessern. Sind alle bereit, geht es los. Jetzt zeigt sich, ob Planung und Training ausreichend waren. Unter Zeitdruck muss das Team nun zusammenarbeiten. Herz des Spiels ist ein elektronischer Tiptoi-Stift, der für viele Spiele und Bücher verwendbar ist. Berührt man das Material mit dem Stift, sagt er, was passiert. Man muss nur wenige Regeln kennen, denn der Ablauf wird vom Stift gesteuert. Jede Partie bietet neue Herausforderungen und ist äußerst spannend.
Der Millionen-Coup von Matthias Cramer, 2 – 4 Personen ab 8 Jahren, ca. 40 Min., Ravensburger, ca. 36 Euro
Wer zockt sich an der Börse das größte Vermögen zusammen? Die gehandelten Firmen sind auf einer Laufbahn platziert. Je nach Position steigen oder fallen die Kurse. Welche Kurse sich ändern, legen alle Spieler zugleich verdeckt fest. Da gibt es oft böse Überraschungen, wenn viele Spekulanten dieselbe Firma bewegen und Kurssprünge entstehen. „Speculation“ stellt einige originelle Spielmechanismen zusammen. Wie an der richtigen Börse ergibt das ständige Unsicherheit. Dennoch ist jeder der Überzeugung, er könne Glück und Kurse zu seinem Gewinn wenden. Ein außergewöhnliches Spiel mit langer Dauer, das gegen Ende rasant Fahrt aufnimmt.
Speculation von Dirk Henn, 3 – 6 Personen ab 10 Jahren, 75+ Min., Queen Games, ca. 39 Euro
Der Adel liebt es, in den Gärten des Schlosses zu lustwandeln. Nur sind diese noch nicht ganz fertig. So arbeiten die Gärtner daran, die Anlagen zu erweitern. Punkte gibt es, wenn ein Adliger einen schönen Weg durch den Garten findet. Knifflig ist, dass nur bestimmte Elemente für den Ausbau zur Verfügung stehen. Und jedes Teil muss genau an den richtigen Platz. Also wird getüftelt, wie man die Wege optimal gestaltet. „Sanssouci“ ist ein ruhiges Spiel, bei dem jeder seinen Garten entwickelt und sich freut, wenn das geschickte Platzieren der Elemente viele Punkte bringt. Auch ohne die direkte Konfrontation mit den Konkurrenten ist „Sanssouci“ spannend.
Sanssouci von Michael Kiesling, 2 – 4 Personen ab 8 Jahren, ca. 60 Min., Ravensburger, ca. 30 Euro
Handelsherr in der Renaissance zu sein, das ist eine schwierige Aufgabe. Da sind Schiffe zu bauen, Waren einzulagern und zu verladen. Füllt sich das Lager, organisiert der Handelsherr den Transport. Die Güter werden ausgeliefert und Gelder eingetrieben. „Nauticus“ ist spannend, weil alle gleichzeitig im Spiel sind und nicht auf den Zug der anderen warten müssen. Da sich die Situation ständig ändert, kann man zwar eine kluge Strategie verfolgen. Aber es bringt nichts, ewig zu grübeln. Trotz langer Spieldauer wird eine Partie daher nicht langweilig. Wenn am Ende abgerechnet wird, kann das Ergebnis überraschend sein, denn es fließen viele Faktoren in den Sieg ein.
Nauticus von W. Kramer, M. Kiesling, 2 – 4 Personen ab 12 Jahren, ca. 90+ Min., Kosmos-Verlag, ca. 40 Euro
Einen Packen Karten und acht Würfel braucht man für das lustige „Käse Würfeln“. Käsekarten gibt es in den Werten von eins bis sechs. Zeigen genau sechs Würfel eine Sechs, nimmt man die Sechser-, sind es genau fünf, die Fünferkarte. Geht ein Würfelwurf daneben, gibt es einen Trostpreis. Die Karten werden gestapelt. Je höher der Stapel, umso wertvoller ist er. Dumm nur, dass die Gegner einem Käse stibitzen können. Da ist es vielleicht besser, einen kleinen Stapel zu sichern, statt einen großen zu riskieren. Schönes, flottes Spiel mit Schadenfreude, wenn sich das Glück mal wieder gegen einen Gegner wendet.
Käse Würfeln von Michael Feldkötter, 2 – 5 Personen ab 8 Jahren, ca. 30 Min., Amigo-Spiele, ca. 7 Euro