Orgeln in Köln und der RegionBeifall für lauter Pfeifen

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Die Orgel ist ohne Zweifel das größte, das kühnste und das herrlichste aller von menschlichem Geist erschaffenen Instrumente“, meinte der französische Autor Honoré de Balzac (1799-1850) . Dabei gibt es beachtliche Unterschiede: Von Barock bis Computer hat jede Orgel als Kind ihrer Zeit eine eigene Persönlichkeit, unterscheidet sich in Klangfarbe, Stimmung und Aussehen. Zahlreiche historische und moderne Kircheninstrumente werden wieder bei weihnachtlichen Gottesdiensten und Konzerten zum Jahresende erklingen. Eine kleine Auswahl bekannter und weniger bekannter Orgeln aus der Region haben wir zusammengestellt.
Riesig: Altenbergs Spanische Trompeten
Kirchenmusik im Altenberger Dom hat einen Namen in der Region. Die Orgel ist ein Werk der Firma Klais aus Bonn aus dem Jahr 1980 und besteht aus insgesamt 6300 Pfeifen (7 mm bis 12 m). Mit 30 Tonnen ist sie nicht nur eine der größten Orgeln, sondern verfügt auch über Besonderheiten: Zwei Spieltische etwa, einen mechanischen an der Orgel und einen fahrbaren elektrischen, der an anderen Stellen des Kirchenraums angeschlossen werden kann. Spanische Trompeten ragen horizontal in den Raum und haben einen kraftvoll schmetternden Klang. Das mechanische Glockenspiel ist ein Register, bei dem die Tasten kleine Metallglöckchen anschlagen.
Termine: Diverse an den Weihnachtsfeiertagen. Neujahrskonzert am 1. Januar, 15.30 Uhr, Orgelmusik zu vier Händen und vier Füßen mit den beiden Domorganisten Andreas Meisner und Rolf Müller.www.altenberger-dommusik.de
Klangvoll: Stumm-Orgel in Eiche
„Von gutem Eichenholz, mit den gehörigen Zierrathen verfertiget“ sollte sie sein, die Orgel in der Kirche der Abtei Sayn in Bendorf. Im Jahre 1778 wurde sie von den Gebrüdern Stumm aus Sulzbach (Hunsrück) gebaut. Anfang des 20. Jahrhundert verfiel das Instrument durch mangelhafte Pflege und Feuchtigkeit. Nach einer ersten Restaurierung 1954 wurde die Stumm-Orgel 1997 grundlegend erneuert und befindet sich jetzt wieder beinahe im Zustand von 1778. Experten schätzen den außergewöhnlichen Klang des Instruments, Interpreten aus vielen Ländern haben sie im Rahmen großer Konzerte gespielt. Die Abtei selbst ist heute eine Bildungsstätte, von hier aus führen auch viele Wanderwege durch die idyllische Umgebung.
Termine: Zu Gottesdiensten der Pfarrgemeinde, ein Silvesterkonzert mit Johannes Geffert findet am Mittwoch, 31. Dezember, statt.www.abtei-sayn.de
Der Zeit voraus: Oberlinger Orgelklang
Neue Wege ging 1981 die Firma Oberlinger in St. Joseph in Bonn-Beuel: Die Planung einer französisch-romantischen Orgel erregte in der Fachwelt Aufsehen. In Mode waren damals Instrumente, die eher nach neobarocken oder modernistischen Maßstäben zusammengestellt wurden. Besucher aus aller Welt kamen nach Bonn-Beuel, um die neue Orgel zu hören. Regelmäßig finden hier Konzerte mit international renommierten Organisten statt, Aufnahmen für erfolgreiche CDs entstanden in der Kirche. Auf der Homepage des Vereins der Orgelfreunde an St. Joseph findet sich eine Mediathek mit Videobeispielen, die einen Eindruck vom herrlichen Klang der Orgel geben.
Termine: Donnerstag, 25. Dezember, Weihnachtliches Konzert mit Michael Bottenhorn (Bonn). 31. Dezember, Konzert zu Silvester mit Kalevi Kiviniemi (Lahti/Finnland).www.internationale-orgelkonzerte.de
Grenzüberschreitend: Die Europa-Orgel
Spanische Trompeten, italienische Schwebestimmen, französische Cornétmischungen, Register wie Saxophon 8, Blues-Quarte II oder „Kawalflöte“ (Balkan): Die Europa-Orgel „Felix Mendelssohn“ in der evangelischen Auferstehungskirche Düsseldorf-Oberkassel klingt international. Das 2004 von der Firma Wilhelm Sauer (Frankfurt/Oder) erbaute Instrument besticht durch Klangfülle zwischen zartem Piano und strahlendem Forte. Eine Synthese klassischer Orgeln aus Deutschland, Italien, Spanien und Frankreich – erweitert durch romantische Farbe. Mit ihrem Namen soll die Orgel auch an Felix Mendelssohn Bartholdy erinnern, der 1833 bis 1835 in Düsseldorf als städtischer Musikdirektor tätig war.
Termine: Hauptgottesdienst jeden Sonntag und Feiertag 11 Uhr. Die Konzertreihe Oberkasseler Orgelfrühling startet am 15. April 2015. www.evangelisch-in-oberkassel.de
„Loss jon“: Hochdruck im Dom
Im Kölner Dom herrscht kein Mangel an Pfeifen. Allein Lang- und Querhausorgel verfügen über rund 7000 Pfeifen, dazu gibt es noch zwei kleinere Orgeln in den Kapellen. Einzigartig in Deutschland: Unter enormem Luftdruck werden „tuba episcopalis“ und „tuba capitularis“ im Westwerk gespielt – ein triumphaler Klang, der an Fanfaren erinnert. Die Langhausorgel – auch Schwalbennestorgel genannt – mit ihren 53 Registern hoch über dem Mittelschiff ist bei Kölnern aus gutem Grund besonders beliebt: Wird Nummer 35 mit der Aufschrift „Loss jon“ gezogen, öffnet sich eine Luke und der frühere Dompropst Bernard Henrichs schaut heraus – als Holzbüste mit Narrenkappe.
Termine: Dienstag 23. Dezember, 20 Uhr, Vorweihnachtliche Orgelmusik: Winfried Bönig spielt Werke von Johann Sebastian Bach, Jean Langlais, Franz Liszt, Charles-Marie Widor u.a.www.koelner-dommusik.de
Stahlhut: Orgelfest in der Abteikirche
Die Orgel der Abtei Maria Laach wurde 1910 vom Aachener Orgelbauer Georg Stahlhut erbaut. Sie ersetzte ein älteres Instrument aus dem Jahr 1720, das nach der Aufhebung der Abtei unter Napoleon im Jahr 1802 verschwunden war. Die Stahlhuth-Orgel wurde mehrfach restauriert und ergänzt – zuletzt im Jahr 2000 von der Bonner Orgelbauwerkstatt Klais, die schon 1998 eine Chororgel von 22 Registern als Schwalbennest gebaut hatte. Besonders beliebt bei Musikfreunden sind die Laacher Orgelkonzerte. Am 8. Mai beginnt die Saison 2015, alle 14 Tage spielen von da an herausragende internationale Künstler in der Abteikirche.
Termine: Regelmäßig werden die Orgeln in den Hauptgottesdiensten der Abtei gespielt und kommen in der Reihe der „Laacher Orgelkonzerte“ (Auftakt 8. Mai 2015) voll zur Geltung.www.maria-laach.de
Mandelform: Basilika mit Rieger-Orgel
Relativ jung ist die Orgel im ältesten gotischen Kirchenbau rechts des Rheins. Sie wurde von der österreichischen Orgelbaufirma Rieger errichtet und im April 1970 geweiht. Die Besonderheit von Marienstatt: Während andere Orgeln meist „mit dem Rücken zur Wand“ stehen, befindet sich diese frei im Raum. Einer Mandel-Form (Mandorla) entsprechen das Profil und die umhüllende Kontur des aus massiver Eiche gefertigten Gehäuses. Um den Blick auf Gewölbe und Apsis der Basilika nicht zu verstellen, hält sich der Körper der Orgel ganz im Vierungsbogen zurück. Das ungewöhnliche Instrument mit seinen rund 4500 Pfeifen begleitet täglich das Chorgebet der Zisterzienser-Mönchsgemeinschaft.
Termine: Sonntag, 4. Januar 2015, festliches Neujahrskonzert mit Werken von Bach, Händel, Heinichen, Mendelssohn Bartholdy u.a.www.abtei-marienstatt.de
Denkmal: Wilhelm Sauer-Orgel
Mehr als 1100 Orgeln baute Wilhelm Sauer (1831-1916) aus Frankfurt an der Oder – unter anderem in Berlin, Leipzig und Moskau. Auch die seinerzeit größte Orgel der Welt in der Breslauer Jahrhunderthalle aus dem Jahr 1913 stammt von Sauer – dem letzten großen Orgelbauer, der sich der im 19. Jahrhundert entwickelten Röhrenpneumatik bediente. Dabei wird per Tastendruck ein Druckluftmechanismus in Gang gesetzt, der durch Röhren mit den Tonventilen unter den Pfeifen verbunden ist. 1908 entstand so die Wilhelm-Sauer-Orgel der reformierten Kirche in Wuppertal-Ronsdorf. Sie ist bis heute in ihrem Ursprungszustand erhalten und steht als eine Art klangliches Zeitdokument unter Denkmalschutz. Der „Ronsdorfer Orgelherbst“ zieht Jahr für Jahr renommierte Musiker und zahlreiche Besucher an.
Termine: Gottesdienste sonntags um 10 Uhrwww.reformiert-ronsdorf.de