PsychologieWie Kölner mit Humor ihr Glück finden
Köln – Was denn nun? Sind die Kölner nun besonders glücklich – oder nicht? Im Sommer noch bescheinigte eine internationale Studie des Marktforschungsinstituts Rheingold, für die immerhin mehr als 3000 Menschen in 31 europäischen Metropolen befragt wurden, dass Köln auf dem „Urban-Joy-Index“ (dem städtischen Glücksindex) auf einem hervorragenden dritten Platz rangiert, gleichauf mit München und Barcelona. Noch glücklicher als die Kölner sind laut Rheingold-Studie nur die Menschen in Porto und Hamburg.
Die Ernüchterung kam freilich schon Mitte Oktober: Im neuen Glücksatlas der deutschen Post rangiert die Kölner Region gerade mal auf dem 12. Platz, weit hinter Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und – was sich für manchen Kölschen noch schlimmer anfühlen musste – selbst hinter Düsseldorf (Platz 6). Wie kann das sein? Sind die Kölner nun beneidenswert glücklich oder nicht?
Positive Fragestellung
„Da muss man schon differenzieren“, sagt Buchautorin Birgit Maifeld. Die kölsche Art oder das, was den Kölner in den Augen vieler Zugereister ausmache, nämlich Gelassenheit, Offenheit, Humor oder Optimismus, seien in der Tat beste Grundlagen für ein glückliches Leben. Wie in anderen Metropolen habe das Leben in Köln auf der anderen Seite seine negativen Seiten. Als „allgemeines Großstadt-Phänomen“ sieht Maifeld deshalb die im Glücksatlas als unter dem Bundesdurchschnitt bewerteten Bereiche „hohe Arbeitslosigkeit“ oder die „hohen Baulandpreise“. Viel wichtiger sei, dass Kölner in puncto Gesundheit oder Arbeit überdurchschnittlich zufrieden seien.
Auf der Suche nach dem Glück:
Was die Wissenschaft rät –
und was die Kölner dazu
beitragen können.
Donnerstag,
20. 11., 19 Uhr
studio dumont, Breite Str., Köln
In ihrem interaktiven Vortrag stellt Buchautorin Birgit Maifeld aktuelle Forschungsergebnisse vor und geht dem Geheimnis des rheinischen Glücks auf den Grund. Eine amüsante Betrachtung der Glücksforschung.
Tickets: 12,55 Euro (Abocard
10,50 Euro) unter ☎ 02 21/28 01
Abocard-Preis: ☎ 02 21/28 03 44
Buchtipp: Birgit Maifeld: „Mäht nix! Das Kölsche Glücksgesetz: Was die Glücksforscher vom
Kölner lernen können“, Bouvier 2014, 14,90 Euro
Acht Jahre lang hat sich die Kölner Controllerin und Diplom-Kauffrau intensiv mit dem Thema Glücksforschung befasst, hat weltweit neurologische und psychologische Studien dazu gesichtet und zusammengetragen. Besonders fasziniert habe sie dabei, dass sich in den vergangenen Jahren in der Psychologieforschung ein Wandel vollzogen habe: „Während früher gefragt wurde »Was macht uns krank?«, fragt die »Positive Psychologie« heute: »Was macht uns glücklich und zufrieden?«“ Aus gutem Grund. Schließlich weiß man heute, dass Zufriedenheit gut für Immunsystem und Psyche ist.
Vor zwei Jahren entschied sich Birgit Maifeld, ihre Recherchen zur Glücksforschung in einem Buch zusammenzufassen. „Beim Schreiben haben ich dann auf einmal gemerkt: Moment mal – all das, was die Forscher als Indikatoren für das Glücklichsein ausgemacht hatten, nämlich offen, gelassen und humorvoll durchs Leben zu gehen, all das deckte sich zu hundert Prozent mit dem, was die Kölner ausmacht“, berichtet sie.
Erst dieser „Zufallsbefund“ habe sie dann bewusst nach Parallelen suchen lassen. Jeden einzelnen Paragrafen des kölschen Grundgesetzes habe sie daraufhin mit den aktuellen Ergebnissen der Glücksforschung verglichen und auf sie übertragen. Ihr Fazit: „Im Prinzip ist das kölsche Grundgesetz nichts anders als eine Anleitung zum Glücklichsein“, sagt Maifeld. Dafür gibt sie zwei Beispiele: „Et kütt wie et kütt“ drücke die Gelassenheit der Kölner aus, die scheinbar gar nichts aus der Ruhe bringen könne, und „Et hätte noch immer joot jejange“ zeuge von der unerschütterlichen Zuversicht der Kölner.
Zufriedenheit lässt sich lernen
Maifelds Ergebnisse mögen die Kölschen erfreuen, aber was macht der „Imi“ daraus? „Grundsätzlich lässt sich Zufriedenheit und das Glücklichsein lernen“, macht Maifeld ihnen Hoffnung. Schließlich habe die Glücksforschung herausgefunden, dass nur 50 Prozent unseres Glücksempfindens von unseren Genen bestimmt sind und auch nur vergleichsweise geringe zehn Prozent werden durch unsere Lebensumstände wie Arbeit, Einkommen oder Gesundheit beeinflusst. „Kurioserweise machen wir uns über diese zehn Prozent aber den meisten Kopf und wenden dort Energien auf, die uns letztlich nicht viel weiterbringen“, sagt sie.
Wichtiger sei, wie man seine freie Zeit gestalte. Das mache in der Summe die restlichen immerhin 40 Prozent unsres Glücksempfindens aus. Laut Glücksforschung sei dafür entscheidend, dass man viel Zeit an der frischen Luft verbringe, sich ausreichend bewege und viel Zeit mit Freunden verbringe und sozial eingebunden sei. Dass die Kölschen durch ihre eher gesellige Ader da einen kleinen Vorteil haben, mag man nicht von der Hand weisen.
Wichtig sei aber auch das Pflegen von Traditionen, betont Maifeld. „Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass unser Gehirn Bekanntes mag“, erklärt sie. Und einen besseren Beweis für die Kölner Traditionsliebe als den Karneval gebe es wohl nicht. Durch Studien belegt sei zudem, dass auch Singen uns ein bisschen glücklicher machen kann. Auch damit haben die Kölner bekanntlich kein Problem. „Der Erfolg der Kneipentour »Loss mer singe« steht da für sich“, sagt die Ehrenfelderin.