Restaurant in KölnIm „Landhaus Kuckuck“ gibt es Spitzenküche - B-Note schlecht
- Im „Landhaus Kuckuck“, wunderschön gelegen im Kölner Stadtwald, pflegt man Küchenklassiker – und das konsequent.
- Zwar überzeugt die Sonnenterrasse von Erhard Schäfers Restaurant, bei der Einrichtung passt allerdings so gar nichts zusammen.
- Ob unseren Restaurantkritiker Carsten Henn die klassische Spitzenküche überzeugt hat und für wen sich ein Besuch besonders lohnt, lesen Sie hier.
Köln – Zuletzt etwas Poeliertes gegessen? Eine klassische Terrine? Ein Fischparfait? Wenn Ihre Antwort „Ja“ ist, stehen die Chancen gut, dass Sie es in Erhard Schäfers „Landhaus Kuckuck“ im Kölner Stadtwald getan haben, denn außer dem 1959 geborenen Altmeister aus Gillenfeld pflegt heute kaum noch jemand so konsequent Küchenklassiker.
Die Terrine vom Sommergemüse vereint Karotten, Bohnen und Brokkoli in mustergültiger Symmetrie, die Frankfurter Grüne Soße dazu ist geradezu lehrbuchmäßig und bei der perfekt in der Säure ausbalancierten Vinaigrette zum Salat zeigt sich, dass Schäfer allen Details Aufmerksamkeit schenkt. Noch besser gelingt ihm das beim Salat, der das Räucherforellenparfait mit prägnanter Dill-Note begleitet: Himbeeressig und Nussöl feiern eine Traumhochzeit.
Hauptgänge mit großen Portionen unter silbernen Servierglocken
An Innereien lässt sich ablesen, ob ein Koch sein Handwerk versteht. Für seine Kalbsleber „Berliner Art“ gebührt Schäfer eine glatte 1, der Garpunkt ist perfekt getroffen. Dazu reicht er knusprige Röstzwiebeln und ein großartig buttersattes Kartoffelpüree. Auch die Rinderfiletspitzen des Klassikers Bœuf Stroganoff, mit feinsäuerlicher Sauce, wird man kaum irgendwo so zart auf den Teller bekommen.
Der poelierte schottische Wildlachs (eine kombinierte Garmethode, die als „hellbraun dünsten“ übersetzt wird) ist wunderbar saftig – und es ist ein großes Stück.
Überhaupt sind die – stilecht mit silbernen Servierglocken servierten – Hauptgänge so, dass ich mich nicht wundere, warum die Kellnerin bei der Bestellung vorsorglich sagt: „Desserts besprechen wir nach der Hauptspeise“. Denn Schäfers Küche ist sehr reichhaltig. Auch beim Finale, wo er mit Schokoladen-Himbeer-Mousse, einem warmen und herrlich fluffigen Frischkäsetörtchen sowie einem Johannisbeersorbet beweist, wie erfrischend man ein Schokoladendessert zubereiten kann.
Prächtige Sonnenterrasse, veraltetes Mobiliar
Natürlich ist selbst ein Altmeister wie Schäfer nicht völlig fehlerlos: die „Garnelen“ beim subtil abgeschmeckten Zitronengrassüppchen sind nur Singular, der Estragon-Schaum beim Lachs entfaltet kaum Wirkung, und den Eissorten mangelt es an Cremigkeit. All das genießt man in einem Durcheinander von Stilen, denen nur zwei Dinge gemeinsam sind: sie wirken veraltet und passen kaum zueinander. Dazu dudelt irgendeine Musik aus den Boxen. Die B-Note fällt also schlecht aus – es sei denn, man sitzt auf der prächtigen Sonnenterrasse.
Die klassisch ausgerichtete Weinkarte ist von mittlerer Größe und bietet manches Schöne, wie den souveränen Allrounder „Pur Mineral“ Weißburgunder von Fürst (44 Euro). Der Service ist freundlich, zuweilen mit Witz, annonciert aber leider nicht ausführlich. In einem Nebenraum ist das Sternerestaurant „Maître“ untergebracht, das man aufgrund der wenigen Tische wohl als Schäfers Hobby bezeichnen kann.
Landhaus Kuckuck, Olympiaweg 2, 50933 Köln, Tel. 0221 485360
Öffnungszeiten Di bis Do: Küche von 12 bis 14 Uhr und 18 bis 21 Uhr, Kaffee und Kuchen von 14 bis 18 Uhr
Henns Auswahl
- Terrine vom Sommergemüse, Rinderfiletspitzen „Stroganoff“, Gebackene Griessschnitte (3-Gang-Menü ) // 48 Euro
- Räucherforellenparfait mit Kaviar // 17 Euro
- Fruchtiges Zitronengrassüppchen // 13 Euro
- Poelierter schottischer Wildlachs // 31 Euro
- Kalbsleber „Berliner Art“ // 29 Euro
- Schokoladen-Himbeer-Mousse // 13 Euro
Fazit: Institution für Freunde klassischer Spitzenküche – in verschnarchtem Ambiente.