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„Eines der tollsten Objekte Kölns“Zwei Gastronomen möbeln die Decksteiner Mühle auf

Lesezeit 3 Minuten
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Torsten Schliesing (hinten) und Mario Becker in ihrem neu geschaffenen Reich.

  1. Die „Decksteiner Mühle“ ist eine Institution in Köln-Lindenthal.
  2. Nach einer längeren Dämmerphase läuft nun sogar das alte Mühlrad wieder.

Köln – Es passiert wahrlich nicht oft, dass man in dieser Stadt an einen Platz kommt und staunt. Staunt, weil da nichts ist, was das Auge stören könnte. Und man kann verstehen, dass an solch einem Ort mehrere Menschen mit einem Gesicht herumlaufen, das man nur hat, wenn man glücklich ist. Robert Schumacher, seit 20 Jahren Eigentümer der „Decksteiner Mühle“, ist nach eigenen Worten sogar „mehr als glücklich“, weil mit der Wiedereröffnung des Lokals eine unschöne Ära der Vergangenheit angehört.

„Es sah aus, als ob hier ein Messie gehaust hätte“, sagt der Kölner über den letzten Pächter der erstmals im Jahr 1316 urkundlich erwähnten Hofanlage.

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Die „Decksteiner Mühle“ ist ein Ausflugslokal mit Geschichte. 1316 wurde die Hofanlage erstmals urkundlich erwähnt.

Seit wenigen Tagen kann man auf hochwertigen Holzstühlen im Biergartens Platz nehmen oder auf der Terrasse im Schatten des alten Ahorns auf ansprechenden Lounge-Möbeln verweilen und dabei sogar ein sanftes Plätschern vernehmen. Mario Becker und Torsten Schliesing, die neuen Betreiber des historischen Gebäude-Ensembles, haben nämlich nicht nur die Location als solche aus ihrer gastronomischen Dämmerphase befreit, sondern auch das alte Mühlrad wieder ans Laufen gebracht. Jetzt tummeln sich Zierfische im Wasser und schnappen nach lästigen Mücken.

„Eines der tollsten Objekte Kölns"

„Die Decksteiner sind offenbar leidensfähig“, lautet Schliesings einziger Kommentar in Richtung Vergangenheit. Ansonsten schaut er höchstzufrieden nach vorn: „Wir hatten das Glück, eines der tollsten Objekte Kölns übernehmen zu können“, so der Gastronom, dessen Name nun auf den Kaffeetassen und an der Fassade des seit 100 Jahren in Familienbesitz befindlichen Lokals geschrieben steht.

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Betreiber Torsten Schliesing neben dem reaktivierten Mühlrad im wiedereröffneten Biergarten. 

Der 41-jährige war früher als Sommelier im „Vintage“, danach als Restaurantleiter im „Joseph’s“ tätig. In Hinblick auf einen eigenen Laden hatte er zunächst mit der ehemaligen Brennerei Weiss am Rudolfplatz geliebäugelt. Im Nachhinein ist er froh, dass der Vertrag aufgrund eines Eigentümerwechsels nicht zustande kam. „Durch den Wahnsinnsplatz, den wir hier haben, können wir zwei Leidenschaften bedienen: Sowohl den Radfahrer, der auf ein Kölsch oder eine Apfelschorle vorbeikommt als auch den Genießer, der sich einen schönen Abend mit einem guten Glas Wein und raffinierter Küche gönnen möchte.“

Ausflugsgastronomie sei oft ein ganz trauriges Thema

Ausflugsgastronomie ist in Schliesings Augen häufig „ein ganz trauriges Thema“. Allzu oft dränge sich gerade an den schönsten Plätzen der Gedanke auf: „Wenn es jetzt noch schmecken würde oder ein bisschen ambitionierter zuginge!“

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Vor der Vertragszeichnung Anfang dieses Jahres befassten sein Kompagnon Becker und er sich intensiv mit dem Thema Biergarten und stimmten überein: die soundsovielte Currywurst oder noch ein Sommersalat mit Ziegenkäse müssen nicht sein. „Folglich nahm man sich südlichere Gefilde zum Vorbild, setzte Original Schweizer Wurstsalat mit Bauernbrot (aus der Mehlwerkstatt) auf die Karte (10 Euro) sowie feine Kalbsbratwurst mit Schmorzwiebeljus und Kartoffelstampf (13 Euro). Außerdem gibt es weitere biergartenunübliche Gerichte auf der Karte wie Zanderfilet mit Rahmsauerkraut und Balsamicolinsen (21 Euro), aber insgesamt ist die Auswahl noch gering.

Die Hälfte der Plätze regengeschützt

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Die neuen Betreiber haben renoviert und in hochwertiges Mobiliar investiert. 

Das hängt mit den massiven Personalproblemen zusammen, über die nahezu jeder Gastronom in Köln klagt. Bevor sich die Situation entschärft muss auch die Eröffnung des Restaurants in Schliesings Decksteiner Mühle warten, wo sein Faible für Wein zur Geltung kommen soll. Abends wird aus diesem Grund derzeit um eine Reservierung gebeten.

Im Biergarten mit seinen 240 Plätzen – mehr als die Hälfte regengeschützt – wird Peters-Kölsch serviert (2,10 Euro/0,2l). Offene Weine gibt es ab 5,80 Euro (0,15l), der Cappuccino kostet 3,60 Euro, das Stück Kuchen am Nachmittag – etwa die Panna Cotta-Heidelbeertorte – kostet 3,80 Euro.

Schliesings Decksteiner Mühle, Gleueler Straße 371, Köln-Lindenthal. Telefon: 0221-4558070. Vorläufige Öffnungszeiten: Mittwochs, donnerstags, freitags 16-23 Uhr, samstags und sonntags 15-23 Uhr, Montag und Dienstag Ruhetag. www.schliesings.de