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Ein Wohnzimmer in Köln-RaderbergIm „Brauhaus am Kloster“ haben sich schon Freunde gefunden

Lesezeit 3 Minuten
Die beiden Besitzer des „Brauhaus am Kloster“ hinter ihrer Theke.

Antonio dos Santos und Pina Gliozzo führen das „Brauhaus am Kloster“ seit 2015.

Für viele Raderberger fühlt sich das „Brauhaus am Kloster“ in Köln wie ein zweites Wohnzimmer an – doch woran liegt das?

„Ich duze alle Gäste, auch die, die zum ersten Mal kommen. Wir haben hier eine so familiäre Atmosphäre. Es ist, als bekäme ich Besuch zu Hause und da kommen ja auch nur Leute, die ich duze“, erzählt Pina Gliozzo. Seit 2015 führen sie und ihr Mann Antonio dos Santos das „Brauhaus am Kloster“ in der Brühler Straße.

90 Prozent der Gäste seien ohnehin Stammkunden, berichtet der 59-Jährige. „Manche kommen ganz regelmäßig an bestimmten Wochentagen, fast alle haben ihren festen Tisch“, so Toni, wie er von den Gästen genannt wird.

Vielfältige Küche im „Brauhaus am Kloster“ in Köln

Die Küche des Lokals beschreibt die gebürtige Sizilianerin Pina als gut bürgerlich und mediterran. Neben deutschen Klassikern wie Reibekuchen mit Apfelmus, Bratwurst, Sauerkraut und Kartoffelpüree und verschiedenen Schnitzelvariationen finden sich auf der Karte auch traditionelle portugiesische Gerichte wie Bacalao (eingesalzener Kabeljau), Frango Piri Piri (scharf zubereitetes Hähnchen) und Pastéis de nata (Blätterteigtörtchen mit Pudding). Auch italienische Pasta wird angeboten und frischer Fisch fehlt nie auf der Karte.

Früh Kölsch gibt es vom Fass, und auch auf gute Weine legen dos Santos und seine Frau viel Wert. „Wir haben Weine aus Portugal und Sizilien, die hier nicht so bekannt sind. Wir machen immer Weinproben vor Ort“, sagt der Portugiese. Auch den Vinho verde – ein junger, portugiesischer Wein – kann man im Brauhaus trinken.

Raderberg – sofortige Verbundenheit im Veedel

In Raderberg sind Pina und Toni tief verwurzelt. Er gründete den Vorläufer des jetzigen Bürgervereins Raderberg- und -thal mit und organisierte zwei Straßenfeste, die ersten dieser Art im Veedel. „Da aber die Arbeit im Restaurant mehr wurde und auch der Bürgerverein wuchs, wurde es zu viel und ich habe mich rausgezogen, aber der Kontakt ist nach wie vor gut“, erzählt er. „Der Stadtteil wächst und bei uns treffen sich die Alt-Eingesessenen und die Neu-Raderberger. Es sind hier auch schon einige Freundschaften entstanden, das ist berührend“, berichtet Pina.

Dos Santos, in Angola geboren und in Portugal aufgewachsen, kam 1986 nach Köln. „Ich habe mich hier gleich wohlgefühlt“, sagt er. An das Brauhaus am Kloster kam der gelernte Koch über seine Gäste: Er arbeitete damals als Co-Geschäftsführer im Haus Bernhards auf der Brühler Straße, wenige Meter vom Brauhaus entfernt. „Die Zusammenarbeit mit dem Partner funktionierte nicht so gut. Gäste erzählten mir dann, dass der Inhaber vom Brauhaus aufhören wollte und rieten mir, es zu übernehmen.“

Ein Raum im Lokal mit langen Tischreihen und Stühlen.

Im Klösterchen, wie der abgetrennte Raum genannt wird, werden häufig Geburtstage und andere Anlässe gefeiert.

Dos Santos fackelte nicht lange und war sich schnell mit dem vorherigen Besitzer einig. Allerdings mussten er und Pina zur Zeit der Übernahme nach Italien. „Wir haben praktisch alles per Telefon erledigt. Die Raderberger haben Werbung für uns gemacht, Flyer verteilt – das war wirklich toll“, freut er sich noch heute.

Wohlfühlatmosphäre durch liebevolle Gastfreundschaft in Köln

Der gute Draht zu seinen Gästen kommt nicht von ungefähr. „Es reicht nicht, nur zu kochen und zu servieren. Natürlich muss die Küche stimmen, aber man muss sich auch mit den Leuten unterhalten, schauen, wie es ihnen geht, und sich kümmern. Und das machen wir wirklich gerne“, beschreibt dos Santos sein Verständnis von Gastgeberschaft.

Die quirlige Pina, die schon mit zehn Jahren nach Deutschland kam und in Köln Diplompädagogik studierte, ist auch bei den Kindern der Gäste sehr beliebt. „Sie schenken mir Bilder. Das ist total süß“, freut sie sich.

120 Plätze hat das Lokal, einen Raum für Gesellschaften und im Sommer rund 100 Außenplätze. Es kämen schon lange nicht mehr nur Raderberger und Raderthaler, sondern auch Gäste aus Bayenthal, Zollstock und weiteren angrenzenden Veedeln, sagt dos Santos. „Wir sind das erweiterte Wohnzimmer von Raderberg“, lacht Pina.