Im „Crevette Rosé“ in Ehrenfeld gibt es Meeresfrüchte und Steak frites wie in Frankreich. Unsere Gastrokritikerin hat die Brasserie getestet.
Schmeckt's, Frau Floß?Wer französische Klassiker liebt, ist im „Crevette Rosé“ goldrichtig
Tobias Mintert, der Kölner Gastronom mit dem Faible für Fische, fährt im „Crevette Rosé“ die großen Brasserie-Klassiker auf, die in Deutschland immer so ein gewisses Gefühl von Dekadenz auslösen: Austern, Meeresfrüchte-Cocktails, Steak Frites. Sicher könnte man jetzt über die Definition von Luxus sinnieren und sich fragen, was dazu gehört: die Wertschätzung von außergewöhnlichen Lebensmitteln oder zum Beispiel eine Stadion-Dauerkarte? Aber das muss letztlich jeder selbst entscheiden.
Wer die französischen Klassiker liebt, ist in der Brasserie „Crevette Rosé“ jedenfalls genau richtig. Das Lokal ist weder nostalgisch noch holzvertäfelt und es hängt weit und breit keine Jugendstil-Reklame. Stattdessen blanker Beton, Glasfront, der Blickfang ist die Theke. Im ersten Moment ist das „Crevette Rosé“ ein bisschen kühl. Kunstgalerie-Stimmung: Gerne näher kommen, aber bitte nichts anfassen.
Meeresfrüchte und Cocktailsauce: Traumschiff-Vibes im Crevette Rosé
Im nächsten Moment trägt jemand eine zweistöckige Etagere mit Meeresfrüchten durch den Laden, aus der abwechselnd Langustenschwänze und bengalo-artige Wunderkerzen herausragen. Ganz starke Kapitänsdinner-Traumschiff-Vibes. Der wichtigste Entspannungsfaktor ist allerdings der Service: Das Team ist jung, mächtig angehipstert und wahnsinnig freundlich.
Zum Einstimmen gibt es erstmal einen Gin Tonic mit Rosmarin und Zitronenzeste und dann geht’s auch schon los: Aus einem mit Eiswürfeln gefüllten Cocktailglas ragen sechs blassrosa Crevettenschwänzchen. Dazu Cocktailsauce – ein Hauch Wirtschaftswunder schwebt über diesem Klassiker. Die Crevetten sind eine Wucht. Frisch, süßlich, zart. Die Sauce gehört zwingend dazu, aber eigentlich braucht man sie nicht. Es ist fast zu schade um den wunderbaren Eigengeschmack der Krustentiere.
Austern und Rindertartar in hoher Qualität
Ähnliches gilt für die gratinierten Austern. Vielleicht ist die Hollandaise eine gute Möglichkeit für Austern-Anfänger, sich an die drallen Muscheln heranzuwagen, aber eigentlich überdeckt die dicke Sauce den so charakteristischen Geschmack. Das spricht für die Produktqualität im „Crevette Rosé“. Das Rindertartar bestätigt diesen Eindruck. Das rohe Fleisch wird mit Eigelb, Schalottenwürfeln und gehackten Kapern gemischt und verwandelt sich in eine großartige Mahlzeit. Unbedingt ein bisschen von dem köstlichen Röstbrot mit Salzbutter vom Aperitif einplanen.
Das Entrecôte im Crevette Rosé lohnt sich
Ich entscheide mich für Brasserie-All-in und wähle das Steak Frites. Häufig sind Steaks die langweiligsten Gerichte auf einer Karte, aber das Entrecôte im „Crevette Rosé“ hat sich gelohnt. Bissen für Bissen. Handwerklich gibt es nichts auszusetzen – auch wenn man vielleicht nochmal das Konzept „dicke Fritten“ überdenken könnte und das Konzept „Metallnapf“. Ich verstehe den bewussten Stilbruch, aber diese wunderbaren Gerichte, gerade Tartar und Steak, hätten Schöneres verdient.
Fazit: Gute Mischung aus klassisch französischer Schickeria und Ehrenfelder Understatement | Bewertung: 5 von 6 Spitzen
Crevette Rosé, Venloer Straße 437, 50825 Köln, Öffnungszeiten: Di-So ab 17 Uhr
Probiertes
- Crevettes Rosés mit Cocktailsauce // 12 Euro
- Gratinierte Austern // 3 Fin de Claire mit Sauce Hollandaise // 12 Euro
- Tartare de boeuf // 14 Euro
- Steak Frites // Entrecôte mit Café de Paris-Sauce, Pommes frites und Salat // 29 Euro
- Gin Mare Tonic // 11 Euro Negroni Sbagliato // 12 Euro