Vor zehn Jahren kostete eine Kugel Eis etwa einen Euro. Heute wird oft das Doppelte verlangt. Kölner Eisverkäufer erklären, woran das liegt.
PreisanstiegSo viel zahlen Sie 2024 in Köln für ein Eis
Die Temperaturen steigen, die Tage werden länger, das Leben verlagert sich endlich wieder auf die Straßen, auf Plätze, in die Parks. Und in die Eisdielen. Spontan mit Freunden oder der Familie ein Bällchen auf die Hand oder gar einen fantasievollen Eisbecher vor die Nase, wie schön! Bloß mag der eine oder die andere irritiert sein über den Preis, den so ein Eisbällchen inzwischen in Köln kostet. Nämlich bis zu zwei Euro, manchmal sogar mehr. Wie kann das sein?
Preis für eine Kugel Eis wird nicht willkürlich festgelegt
Alberto Borsoi betreibt seit rund 35 Jahren das Eiscafé Forum auf der Dellbrücker Hauptstraße. Das Geschäft hat er von seinen Eltern übernommen, das Eismachen in Italien gelernt. Man könnte also sagen: Eis ist sein Leben. Wer mit Borsoi spricht, merkt schnell: Es ist ihm eher unangenehm, dass ein Bällchen in seiner Eisdiele inzwischen 1,50 Euro kostet, 1,60 wenn man es im Café verzehrt, wegen der Mehrwertsteuererhöhung. Letztes Jahr lag der Preis bei 1,40 Euro, vor zehn Jahren noch bei einem Euro. „Eigentlich hätten wir die Preise noch stärker anziehen müssen, damit sich das Geschäft überhaupt noch rechnet“, sagt Borsoi. Aber das wollten er und seine Familie nicht, mit der er das Café betreibt. „Es bricht einem ja jetzt schon das Herz, wenn da ein Kind steht und man sagt: 1,50 Euro bitte!“
Der Preis für eine Kugel Eis sei keine willkürliche Entscheidung, die jeder Inhaber einer Eisdiele urplötzlich trifft, heißt es in einem Statement der Union der italienischen Speiseeishersteller (Uniteis). Neben Betriebskosten für Miete, Personal und Versicherungen beeinflussen steigende Energie- und Einkaufspreise die Preiskalkulation. Bei einem Kugelpreis von 1,50 Euro bleiben nach Angaben von Uniteis rund 15 Cent Gewinn, die noch versteuert werden müssen.
Die gestiegenen Energie- und die Personalkosten zwingen auch Alberto Borsoi dazu, anders zu kalkulieren als früher. Vor allem machen ihm die Lebensmittelpreise zu schaffen. „Vor einigen Jahren noch habe ich einen Liter Milch für 50 Cent gekauft, inzwischen zahle ich bis zu 1,25 Euro“, sagt er. Die Sahne habe zwischenzeitlich sogar bei fünf Euro pro Liter gelegen. Dieser Preis sei zum Glück wieder etwas gesunken, auf rund 3,50 Euro, sagt Borsoi. Auch der Karton Eiswaffeln koste heute zehn bis 15 Euro mehr als früher.
Eispreis lag im Jahr 2023 bei 1,80 Euro pro Kugel
Das Unternehmen Orderbird, das Kassensysteme für die Gastronomie anbietet, hat ausgewertet, wie sich der durchschnittliche Preis für eine Kugel Eis in den vergangenen Jahren entwickelt hat: Während die Kugel im Jahr 2020 bundesweit im Schnitt 1,50 Euro kostete, kletterte der Preis im Jahr 2023 auf 1,80 Euro – eine Steigerung von 20 Prozent innerhalb von drei Jahren. Für 2024 liegt bislang keine Preisauswertung vor.
Auch in den Keiserlich-Eisdielen ist das Eis teurer geworden, ein Bällchen liegt jetzt bei zwei Euro. „Vor zwei Jahren haben wir noch 1,50 Euro für eine Kugel genommen, dann 2 Euro für die erste und 1,50 Euro für jede weitere, aber ab diesem Jahr kostet jedes Bällchen 2 Euro“, sagt Rainer Winter, seit acht Jahren Inhaber und Betreiber der beliebten Eis-Manufaktur. Fünf Standorte hat Keiserlich in Köln, darunter Junkersdorf und Sülz. In der Küche stehen Konditoren, manche mit Meistertitel. Keiserlich produziert fast alles selbst, die Soßen genauso wie die Toppings, karamellisierte Nüsse zum Beispiel.
Produktions- und Personalkosten treiben Eispreis in die Höhe
Bei Keiserlich sind es ebenso die angestiegenen Produktions- und Personalkosten, die den Eispreis in die Höhe getrieben haben. „Ich habe mir mal die Lohn- und die Einkaufspreise angeschaut, die wir vor acht Jahren bei Eröffnung hatten, da liegen wir inzwischen deutlich über 50 Prozent drüber“, sagt Winter. Die Mindestlohnerhöhung habe zu den angestiegenen Kosten beigetragen, aber dadurch würden jetzt die Aushilfen und das Service-Personal auch besser bezahlt werden. „Die Mitarbeitenden in der Gastronomie verdienen teilweise doppelt so viel wie früher“, sagt Winter, das findet er gut. Dadurch erhöhe sich natürlich auch der Preis für das Eis.
Alberto Borsoi vom Eiscafé Forum macht seinen Laden inzwischen einfach später auf. „Wir starten jetzt im März mit dem Verkauf, nicht mehr im Februar vor Karneval“, sagt er. Das Risiko sei zu hoch, dass im Februar das Geschäft nicht gut genug laufe, um die Kosten zu decken. Gleichzeitig kann sich Borsoi ein Leben ohne seine Eisdiele gar nicht vorstellen. Er schätzt seine langjährige Kundschaft sehr, die ihm die Treue hält. Sein Traum: Dass seine Tochter und sein Sohn irgendwann, so wie er einst von seinen Eltern, die Eisdiele von ihm übernehmen werden. Und noch viele Jahre weiterführen.