Über die Feiertage wird es „Em ahle Kohberg“ in Merheim noch „gehobene Wirtshausküche" geben – danach schließt das Traditionslokal vorerst seine Türen. Der Vertrag des Kölner Betreibers Magnus Thelen läuft aus.
„Em ahle Kohberg“ in KölnWarum das Merheimer Traditionslokal zum Jahresende schließen muss
Die Traditionsgaststätte „Em ahle Kohberg“ in Merheim wird zum Ende des Jahres vorerst schließen. „Ja, unser Vertrag läuft aus“, bestätigt Betreiber Magnus Thelen auf Anfrage dieser Zeitung. Das sei normales Geschäft wie bei Fußballprofis, auch da würden Verträge auslaufen und nicht verlängert. „Bis zum Jahreswechsel werden wir aber mit voller Aufmerksamkeit unsere Gäste in der Adventszeit versorgen. Es wird auch ein Weihnachts- und ein Silvestermenü geben an den Feiertagen. Erst danach ist Schluss.“
Magnus Thelen, 1979 in Köln geboren und in Bensberg aufgewachsen, hatte nach einer Kochlehre mit Gesellenbrief erst in der Eifel als staatlich geprüfter Betriebswirt für Verpflegungssysteme gearbeitet. Später war er im höheren Management bei Gastronomie-Ketten in Frankfurt wie COA und La Maison du Pain, bevor er Anfang Juni 2019 den Kohberg übernahm.
Corona-Pandemie und Hausbrand erschweren Betrieb der Gaststätte Kohberg in Köln
Ein aus heutiger Sicht denkbar ungünstiger Zeitpunkt. Damals hatte er sich begeistert geäußert: „Ich kannte den Kohberg vorher nicht, aber als ich den im Februar erstmals besichtigt hatte, war ich verzückt und habe mich sofort in das Haus verliebt. Mich faszinierte die Vielseitigkeit. So ein schönes Haus und so einen schönen Biergarten gibt es doch in Köln kaum ein zweites Mal. Der Kohberg hat einfach einen Wohlfühl-Faktor.“
Wer konnte schon ahnen, dass ein halbes Jahr später die Corona-Pandemie einen vernünftigen Gastronomie-Betrieb – zumal in einem historischen Gebäude mit niedrigen Decken – für mehr als zwei Jahre schier unmöglich machte. Und kaum war die Zeit der Beschränkungen vorbei, stoppte ein Brand den Wirt erneut: Das externe Kühlhaus und rund 200 Quadratmeter Lagerräume wurden zerstört. Fortan war an den Weiterbetrieb des Biergartens mit rund 90 überdachten Plätzen nicht mehr zu denken, denn bis heute wurde nichts davon wieder aufgebaut.
Kohberg soll bis Frühjahr 2023 neuen Besitzer bekommen
„Der Eigentümer scheint andere Pläne zu haben“, sagt Thelen, der überzeugt ist, im Rahmen des Möglichen gute Arbeit geleistet zu haben. „Vor meiner Übernahme lag der Kohberg am Boden, das ist heute anders.“ Man habe sich allergrößte Mühe gegeben, den Kohberg zu neuer Größe zu führen. „Ich wünsche den Nachfolgern alles erdenklich Gute.“
Einen Nachfolger gibt es allerdings noch nicht. Man sei in Gesprächen, „der Kohberg wird neu besetzt“, sagt Joschi Smirnov, Verkaufsleiter des Getränkefachgroßhandels LHL in Sürth. Seine Firma hat das Haus vom Besitzer langfristig gepachtet. Einen langen Leerstand soll es nicht geben, allerdings müsse der „massive Brandschaden“ erst behoben werden, denn „Kölns schönster Biergarten ist ohne die Logistikflächen nur schwierig zu bewirtschaften“. Aber Smirnov ist zuversichtlich, dass der Betrieb im Kohberg zum Frühjahr hin wieder aufgenommen werden kann.
Geschichte des Traditionslokals
Am Gastronomiestil soll sich nichts ändern. „Wir setzen auch weiterhin auf gehobene Wirtshausküche“, so Smirnov. Die Ursprünge des Kohberg in Merheim gehen zurück bis ins Jahr 1665. Mit der gegenüberliegenden Pfarrkirche St. Gereon hat er seit Jahrhunderten den Alltag und das Geschehen im Veedel mitbestimmt. Auf dem Hügel vor der Kirche fanden früher Viehmärkte statt. Während dort um Preise gefeilscht wurde, versorgten Bauern und Viehtreiber vor der Kneipe ihre Pferde und vertranken später einen Teil ihres Verkaufsgewinns.
„Em ahle Kohberg“ heißt die Gaststätte, die früher im Veedel als Restauration Peter Wendel bekannt war, erst seit 1937. Auch wenn viele das glauben, hat sie nichts mit dem von Willi Ostermann besungenen Kohberg zu tun.