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Henns GeschmackssacheZu Besuch an einem Kölner Sehnsuchtsort - Das „Haus am See“ hat neue Betreiber

Lesezeit 3 Minuten
Das Restaurant Haus am See am Decksteiner Weiher.

Zum Essen wird hier auch die schöne Aussicht auf den See und die Tretboote serviert: Das Haus am See im Kölner Süden.

Das Haus am See am Decksteiner Weiher hat neue Besitzer. Unser Gastrokritiker weiß, wie es hier schmeckt.

Was habe ich mich als Kind gefreut, wenn meine Eltern sagten, dass wir zum „Haus am See“ fahren. Minigolf! Tretboote! Ein großer Eisbecher auf der Terrasse! Wie wohl für alle Kinder im Kölner Südwesten war das Lokal am Decksteiner Weiher für mich ein echter Sehnsuchtsort. Nach 41 Jahren wechselten im Frühjahr die Betreiber, die neuen führen auch die Halle Tor 2 und den Alten Wartesaal. Ich kann mir kaum ein Jahr vorstellen, in dem es herausfordernder war eine Gaststätte zu übernehmen, die vor allem für ihre Außenplätze bekannt ist. Umso schöner, dass nach dem vielen Regen die Sonne jetzt so oft scheint, dass sich ein Besuch im Grüngürtel lohnt. Die Frage ist natürlich, ob der auch kulinarisch erfreulich ist. Offen gesagt sind meine kulinarischen Erwartungen bei Ausflugs-Gastronomien sehr niedrig, zu oft bin ich da schon enttäuscht worden.

Carsten Henn

Carsten Henn

Carsten Henn, geboren 1973 in Köln, besitzt einen Weinberg an der Terrassen-Mosel, hält Hühner und Bienen und teilt sein Leben mit Katzen. Er arbeitete nach seinem Studium (unter anderem Weinbau) als ...

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Man sitzt auf jeden Fall gut, der Holzboden ist neu, Olivenbäumchen verbreiten mediterranes Flair. Moderner Lounge-Style. Das Serviceteam ist freundlich und auf Zack. Eigentlich soll man per QR-Code die Speisekarte im Handy aufrufen und dann dort bestellen, aber das klappt noch nicht richtig. Persönlich von Mensch zu Mensch ist es mir aber ohnehin lieber.

Fruchtig-gelungener Start mit der Karotten-Ingwer-Suppe

Im Angebot sind viele aktuelle Bistro-Hits wie Pasta, Spareribs, Caesar Salad oder Lachsfilet. Mit einer Karotten-Ingwer-Suppe startet der Test schonmal erfreulich. Sie ist fruchtig abgeschmeckt und besitzt eine fein dosierte Schärfe. Einzig der Gag mit Curry-Popcorn on top geht nicht auf, es wird weich und bietet dadurch kaum Crunch. Der marinierte Tomatensalat punktet optisch durch verschiedenfarbige Tomaten. Pesto und Rucola fügen sich geschmacklich gut ein, allerdings ist der Star des Gerichts, die Burrata, zu kalt und im Inneren nicht cremig genug.

Eine der günstigsten Speisen ist die Currywurst, ein langes Teil, mit tomatenbetonter, hausgemachter Currysauce, dazu werden knusprige Pommes Frites in Chipsform gereicht.

Rinderschmorbraten im Haus am See

Rinderschmorbraten vom Eifeler Rind: Temperatur und Zutatenverhältnis stimmt hier.

Vom Eifler Rind gibt es einen Rinderschmorbraten, die zwei Fleischscheiben angenehm weich, obenauf knusprige Zwiebeln, darunter Kartoffelpüree. Dazu: dunkle Sauce und ein Schälchen mit erfrischendem Rotkohlsalat. Das Verhältnis der Zutaten stimmt, die Temperaturen ebenfalls. Beim Wiener Schnitzel fällt die Panade deutlich zu dick und kross aus, dafür gelingt der Kartoffel-Gurken-Salat lehrbuchhaft lauwarm. Ein Gericht wie Spaghetti aglio e olio hat nur wenig Zutaten, die müssen dann allerdings stimmen. Hier mangelt es trotz Peperoni an Schärfe, die Knoblauchscheiben sind zu dick und nicht angebraten. Auf der Plus-Seite ist die Pasta ordentlich und die optional bestellbaren Garnelen sind groß und fest.

Fast zu süß: Tiramisu und Kuchenauswahl

Mit der unvermeidlichen Crème brûlée und Frozen Tiramisu gibt es aktuell zwei Desserts – neben einer Eis- und Kuchenauswahl. Das Tiramisu fällt zu süß aus, dazu gibt es eine leicht schaumige und sehr süße Karamellsauce und marinierte Erdbeeren, die ein wenig müde wirken. Auch diverse Kuchen waren in Sachen Süße ein wenig zu weit aufgedreht, aber trotzdem solide.

Das Tiramisu im Haus am See

Das Tiramisu war unserem Kritiker etwas zu süß.

Mit Blick auf Tretboote in Einhörner-Form, als Flamingos oder sogar rote Sportwagen kann man zu all dem Gaffel vom Fass, Cocktails, ein paar Weine (besonders zu empfehlen die beiden vom fränkischen Weingut am Stein), und sogar Perrier-Jouet Champagner glasweise (0,1 Liter für 13 €) genießen. Und was ich ganz besonders sympathisch finde: für Hunde gibt es nicht nur Wasser, sondern auch Fleischbällchen für 3,50 Euro.

Die Preise sind insgesamt recht hoch, aber man darf nicht vergessen, dass richtig Umsatz nur bei offener Terrasse gemacht wird - und man auch für die schöne Aussicht zahlt. Meine Erwartungen an ein Ausflugslokal hat das „Haus am See“ auf jeden Fall übertroffen.

Fazit: Schönes Ausflugslokal mit moderner Bistro-Küche. Kleine Weinauswahl und Cocktails. Bewertung: 3 von 6 Sternen.

Haus am See, Bachemer Landstraße 420, 50935 Köln | Tel. 0221-430 92 60 | www.hausamseekoeln.de | Mi-So 12-21 Uhr


Henns Auswahl

  1. Karotten-Ingwer-Suppe 9 €
  2. Currywurst & Pommes Frites 13 €
  3. Spaghetti aglio e olio 16 € (mit Garnelen 24 €)
  4. Burrata / marinierter Tomatensalat 18 €
  5. Wiener Schnitzel 29 €
  6. Rinderschmorbraten 33 €
  7. Frozen Tiramisu 12 €