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Seit 30 Jahren eine InstitutionSo schmeckt es Carsten Henn im Marienburger Nobelitaliener „Tullio“

Lesezeit 4 Minuten
Eingang des Restaurants Tullio in Köln Marienburg

Seit 30 Jahren in Marienburg: Der Nobelitaliener, den schon Tina Turner liebte – das Tullio.

Schon Tina Turner aß gern höherklassige italienische Speisen im Marienburger „Tullio“. Wie es Gastrokritiker Carsten Henn dort gefallen hat.

Wenn es ein Restaurant schafft über 30 Jahre zu existieren, noch dazu mit so vielen Plätzen wie das Tullio, dann muss es etwas sehr richtig machen. Erschwerend kommt hinzu, dass Marienburg nun wirklich nicht dafür bekannt ist, dass seine Bewohner niedrige Ansprüche haben.

Carsten Henn

Carsten Henn

Carsten Henn, geboren 1973 in Köln, besitzt einen Weinberg an der Terrassen-Mosel, hält Hühner und Bienen und teilt sein Leben mit Katzen. Er arbeitete nach seinem Studium (unter anderem Weinbau) als ...

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Als Nobelitaliener und Promilokal (eins von Tina Turners liebsten) gilt das Tullio, da wundert es nicht, dass die Preise deutlich höher liegen, als bei der Pizzabude um die Ecke. Aber auch, oder besonders in Marienburg darf man Preise nicht überdrehen. Abteilung: Geld haben kommt von Geld behalten.

Edles italienisches Restaurant wartet mit umfangreicher Speisekarte auf

Der Empfang im Haus am Rheinufer ist schon mal typisch italienisch-freundlich, was den ganzen Abend über auch so bleibt. Patron Michele di Rosa hat alles im Blick und kommt zu ausgewählten Gästen auch mal an den Tisch. Die auf einer Schiefertafel stehende Menükarte ist beeindruckend groß: 18 Vorspeisen und Zwischengänge, 18 Hauptgerichte. Auf einer Extra-Karte finden sich später sieben Nachspeisen, vier Käse-Varianten. Da findet wirklich jeder etwas.

Ein Mann steht inmitten eines Raumes mit einer Vielzahl von Tischen.

Sein Restaurant immer im Blick: Tullio-Chef Michele di Rosa.

Man sitzt schön im Tullio, ob mit Blick auf den Rhein oder – selbst bei kühlen Temperaturen – im Wintergarten. Bevor das Essen kommt, fallen allerdings ein paar Fauxpas auf: der Schaumwein von Ferrari hat keinerlei Zisch mehr, gleich zwei meiner Weingläser weisen am Fuß einen Katschen auf, und die rein italienische Weinkarte mit gut 50 Weinen plus sieben offenen (alle 9,50 Euro für 0,2l) nennt keine Jahrgänge – wenn man den teuersten Tropfen der Karte, einen Solaia für 640 Euro die Flasche, bestellt, würde man den Jahrgang bei der Auswahl allerdings schon gerne wissen.

Die ersten Speisen versöhnen dann. Kühle Büffel-Burrata auf warmen Kirschtomaten und Tomatensauce ist eine schöne Variante des Klassikers Caprese, und die Tagliolini mit schwarzem Trüffel sind angenehm puristisch zubereitet. Die Pasta al dente, dazu nicht viel mehr als Olivenöl und geraspelter Hartkäse, reicht völlig.

Tagliolini mit schwarzem Trüffel auf einem Teller.

Simpel, aber lecker: Tagliolini mit schwarzem Trüffel.

Klassische Kreationen und üppige Portionen

Noch besser das Risotto mit feinem Biss, großzügig mit Scampi und Zucchini-Stücken versehen. Überhaupt sind die Portionen überraschend groß, was auch die im Ofen gebackene Maispoularde betrifft, einen imposanten Vogel mit saftigem Fleisch. „Signora, was ist das denn?“, fragt der in schwarz gewandete Kellner beim Abräumen augenzwinkernd vorwurfsvoll, weil meine Begleitung nicht alles geschafft hat. Flugs wird es für zu Hause eingepackt.

Auch bei der Kalbsleber „Venezianische Art“ ist der Teller voll, das Fleisch größtenteils zart. Belanglos geraten die Beilagen (Paprika, Zucchini, Pilze) auf einem Extrateller, auch ein fades Kartoffelgratin gehört dazu. Schmeckt alles, als wäre es eigentlich nur als Deko gedacht. Ansonsten ist hier aber alles wirklich solide gekocht. Schade nur, dass die Teller sämtlich nicht vorgewärmt sind.

Innenansicht Restaurant Tullio in Köln

Man sitzt schön im Tullio, ob mit Blick auf den Rhein oder – selbst bei kühlen Temperaturen – im Wintergarten.

Bei den Nachspeisen schwächelt die Küche ebenfalls nicht. Auch hier gilt: Klassiker, traditionell zubereitet, schnörkellos angerichtet. Die warme Zabaione ist schön schaumig (wird allerdings mit einem wenig geschmacksintensiven Vanilleeis kombiniert), das Tiramisú bietet viel cremige Mascarpone, ist in Sachen Kaffee- und Alkoholnote dagegen zurückhaltend.

Ein zweites Esszimmer für Stammgäste

Das Erfolgsrezept des Tullio? Eine beeindruckende Auswahl, gute Qualität, große Portionen, keine Experimente, und ein aufmerksamer Service. Dazu kommt, dass man nur einen Ruhetag hat und oftmals mittags wie abends geöffnet. So wird man für Stammgäste zum zweiten Esszimmer.

Michele di Rosa (2.v.l.) und sein Team im Restaurant Tullio

Kümmern sich aufmerksam um ihre Gäste: Michele di Rosa (2.v.l.) und sein Team.

Als Bonus sieht man neben Mitgliedern der Kölner High Society auch mal einen Promi. Lück Luure kann Teil eines erfreulichen Restaurantbesuchs sein. Wer sich danach etwas „Tullio“ mit nach Hause nehmen will, kann das hauseigene Olivenöl für 13,50 Euro erwerben. Mit der Konkurrenz von Sahila, La Cuisine Rademacher und Luis Dias kann es zwar nicht mithalten, aber als schmackhaftes, flüssiges Mitbringsel ist es zu empfehlen.

Fazit: Zurecht eine Institution für italienische Küche. Große Auswahl, sehr klassisch. | Bewertung: 4 von 6

Tullio, Marienburger Str. 2, 50968 Köln; Tel. 0221-34 13 98; Mo, Mi, Do & Fr 12-14.30 & 18.30-23 Uhr, Sa 18.30-22.45 Uhr, Sonntag durchgehend; www.tullio-ristorante.de

Henns Auswahl:

Fleischstücke liegen auf einem Teller in Soße.

Ausgefallen darf es im Tullio ruhig sein: Kalbsleber „venezianischer Art“.

  1. Büffel-Burrata auf warmen Kirschtomaten 15 €
  2. Risotto mit Scampi & Zucchini 19,50 €
  3. Tagliolini mit schwarzem Trüffel 26,50 €
  4. Kalbsleber „Venezianische Art“ 28,50 €
  5. Maispoularde im Ofen gebacken 25,50 €
  6. Zabaione mit Vanilleeis 9,50 €
  7. Tiramisú Classico 9,50 €