Unsere Gastro-Kritikerin Julia Floß war zu Besuch im „Juju & Lu“, ein vielversprechendes französisch-asiatisches Restaurant am Salierring.
Schmeckt's Frau Floß?„Juju & Lu“ – französisch-asiatischer Geheimtipp auf dem Salierring
Juju und Lu kennen sich seit Kindertagen. Das junge Paar aus Shanghai studiert gemeinsam in Bonn. Lu, der eigentliche Zhengcheng Lu heißt, wählt die Mathematik. Juju, eigentlich Ji Zhou, wird Kunsthistorikerin und heuert in einer Galerie in Königswinter an. Nach dem Studium arbeitet Lu für eine Bank in Shanghai. Glücklich ist er nicht. Zufällig eröffnet ein Ableger der legendären Pariser Kochschule „Le Cordon bleu“ in der chinesischen Finanzmetropole. Velouté, Grand Jus, bleurre blanc – Lu stürzt sich in die französische Küche. Nach seiner Ausbildung kocht er in verschiedenen Sterne-Restaurants in Shanghai, sammelt Erfahrungen, entwickelt seinen eigenen Stil und kehrt schließlich zurück zu seiner Juju.
Ende 2019 eröffnen die beiden am Salierring ein Restaurant wie einen Fingerabdruck. Von der intimen Atmosphäre über die geradlinige Einrichtung bis hin zur famosen Speisekarte spiegelt jedes Detail den Charme und Perfektionismus der beiden Gastgeber wider. Maximal 15 Personen werden pro Abend bewirtet (unbedingt reservieren). Aufgrund der Personalsituation haben sich Juju und Lu für diesen Schritt entschieden. Sie bewirten lieber wenige Gäste, aber diese dafür tadellos.
Lu spricht mit Ernsthaftigkeit und funkelnder Begeisterung über seine Gerichte. Die Inspiration für den gegrillten Spitzkohl ist ein Pfannengericht seiner Großmutter. In seiner Version wird der Kohl nicht kleingeschnibbelt, sondern als Viertel serviert. Seine Sauce ist nicht schwer und klebrig, sondern leicht und komplex. Seine Großmutter verwendet getrocknete Chilischoten aus Sichuan. Lu benutzt zusätzlich frische Chilisorten aus Mexiko und in Baiji fermentierte Bird Eye.
Um der Umami-Power etwas entgegenzusetzen, setzt er den Kohl auf ein Bett aus sämigem Kartoffelpüree und serviert dazu Petersilienjus, grünes Gemüse, frische Kräuter wie Schnittlauch und Koriander und eine Prise Limette. Die gerösteten Croûtons sind ein genialer Kniff, um diesem eigentlich schon perfekten Teller einen letzten Knusper-Kick zu geben. Man kann das sehr konzentriert analysieren oder einfach mit einem breiten Grinsen loslöffeln und sich über die kohlgewordene Offenbarung freuen.
Die handgezogenen Nudeln mit Rindergulasch sind ebenfalls ein traditionelles Gericht der chinesischen Großmutter und erhalten von Lu einen leichten Stupser aus der französischen Küche: Das zarte Gulasch schmeckt nach Lorbeer und Wurzelgemüse, ein bisschen Crème fraîche obendrauf, dazu Rosenkohl. Ein Teller zum Dahinschmelzen. Juju umsorgt derweil die Gäste mit Getränken und liebevoller Obhut. Sie wird zukünftig, zwecks Familienplanung, ihre Rolle als Gastgeberin an Khampa Khamsitthy, genannt Tutu, übergeben. Das Trio kennt sich schon lange und wird alles daran setzen, die Erwartungen der Gäste und auch die eigenen zu erfüllen.Fazit: Fantastische Küche, liebevoller ServiceBewertung: 6 von 6 Spitzen
Juju & Lu, Salierring 38, 50677 Köln Öffnungszeiten: Do - So, 17-23 Uhr jujulu.eatbu.com
Probiertes
- Beef Nudeln // Handgezogene Nudeln mit Rindergulasch, Gemüse und Koriander // 16 Euro
- Charred Cabbage // Spitzkohl mit Shimeji-Pilzen, Chili-Jus und Croutons // 9 Euro
- Qiezi Shanghai // Aubergine mit Minze und Basilikum // 9 Euro
- Crispy Tofu mit Bonitoflocken und vegetarischer Tare // 6 Euro
- Roasted Wild Mushrooms // Austernpilze, Shiitake und Kräuterseitlinge und Portobello-Pilze mit Pinienkernen // 12 Euro