Café-Bar am Rudolfplatz„Piccolo Nero“ nach Umzug riesig und mit neuem Angebot
Köln – „Zu wenig Platz“, sagt Frauke Kulike auf die Frage, warum sie mit ihrem „Piccolo Nero“ schon nach knapp drei Jahren von der Kettengasse in die Händelstraße umgezogen ist. Sie bedauere den Umzug durchaus, denn der Vermieter sei super gewesen, allein „wenn die Stammgäste keinen Platz mehr bekommen, kann das schnell kippen, selbst wenn es gut läuft“.
Hinzu kam Ärger mit dem Ordnungsamt, das auf einmal die eigentlich genehmigten Außenplätze nicht mehr akzeptieren wollte. Seitdem der Stadtrat nach zahlreichen Protesten aus der Gastroszene die Kontrolleure zurückgepfiffen hat, darf der Nachfolger zwar wieder Tische und Stühle aufstellen, „aber zum damaligen Zeitpunkt konnte ich das mediterrane Flair in der Kettengasse nicht mehr aufrechterhalten“, so Kulike.
„Liebe auf den ersten Blick“
Sie begab sich auf die Suche nach einer fußläufig erreichbaren Alternative, und wurde fündig im Schatten des Steigenberger Hotels am Rudolfplatz, direkt um die Ecke von der Volksbühne. Das Ladenlokal im Souterrain war „Liebe auf den ersten Blick“, sagt sie, zumal es leer stand, kernsaniert und sehr gut in Schuss ist. Eigentlich sei der Laden zu groß, aber „ich habe alles investiert und lebe meinen Traum weiter. Ich bin von Herzen gern Gastgeberin, und glückliche Gäste sind das, was ich liebe.“
Und obwohl das neue Geschäft fast neunmal so groß ist, hat sie entschlossen das Herzstück des Piccolo Nero mitgenommen: eine alte Eckkneipentheke aus dem zwischen Hamm und Werl in Westfalen gelegenen Wambeln, auf der eine viergruppige Handhebelsiebträgermaschine thront.
Das Duo bringt definitiv die Augen eines jeden Kaffee-Fans zum Leuchten, gilt doch die VBM nicht zuletzt aufgrund ihres Herkunftsortes, dem italienischen Monza, als Ferrari unter den Espressomaschinen. Und die Theke lässt von alten Zeiten träumen. Nicht zuletzt deshalb sind ihr die Stammgäste treu geblieben.
Café-Bar mit großem Angebot
Frauke Kulike ist bodenständig, Chichi ist nicht ihr Ding. Qualität und Nachhaltigkeit schon. Deshalb hat sie drei Konzepte, um den neuen Raum mit Leben zu füllen. Das ist zu allererst die Café-Aperitivo-Bar, die auch eine Art Vinothek für Kaffee sein soll – probieren ist Trumpf.
Wie schon in der Kettengasse gibt es tagsüber klassisch Kaffee und Getränke. Da sie wochentags erst um 11.30 öffnet, gibt es zu Kaffeespezialitäten – wechselnd an den vier Mühlen vier Röstungen von vier verschiedenen Röstern (Espresso 2,20 Euro, Cappuccino 3,30 Euro) – kleine Süßspeisen, die die Biaggio Pasticcheria in Hürth für sie fertigt.
Etwa Canolli (2,90 Euro), Brandteigröllchen mit Cremefüllung, die in ihrer Süße leicht eine Mahlzeit ersetzen. Oder Sfiogliatelle (3,90 Euro), crunchige Blätterteigteilchen mit Füllung. Oder Pasta die Mandorla (1,30 Euro), feste Mandelkekse sizilianischer Art. Wem das alles zu süß ist, der kann sich diverse „Naschteller“ (um 4,50 Euro) bringen lassen, etwa mit Fenchelsalami, Iberico-Schinken und/ oder Käse, dazu Brot, Öl und Aioli.
Im Winter will Kulike wärmende Suppen anbieten. Als Aperitivo (alle um 8,50 Euro) reicht sie neben Klassikern wie Prosecco oder Aperol auch eigene Kreationen. Einer ihrer Signature-Drinks ist der „Gin B“ mit Bergamotte-Limo der Ehrenfelder Manufaktur „Green B“, die ihr Wasser aus dem Königsforst bezieht. Oder „Sarti“, ein Aperitif auf Wodka-Basis mit Blutorangen-Geschmack. Sehr erfrischend ist der „Iced Coffee Lime“ (4,50 Euro), ein doppelter Espresso mit Limonade im Cocktailglas.
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Kaffee von 20 Röstereien aus Deutschland
Für den zweiten Teil des Konzepts muss man das Café durchqueren. In einem weiteren Raum hat Frauke Kulike ein Einzelhandelsgeschäft für Spezialkaffees aufgebaut. 85 Sorten verschiedener Röstungen von etwa 20 Röstereien aus ganz Deutschland bietet sie an. Da gibt es von Elbgold aus Hamburg bis zur Wilden 13 aus Freiburg allerhand zu entdecken.
Das Regal mit einem Dutzend Decaf-Sorten, also koffeinfreiem Kaffee, dürfte einmalig zumindest in Köln sein. Kölner Röstereien hat sie bewusst ausgelassen, sie will die Kollegen, die meist eigene Shops betreiben, nicht kannibalisieren. Die Preise für 250 Gramm Kaffee beginnen bei 8,90 Euro und gehen in der Spitze für edelste Bohnen aus Jamaica bis 34,90 Euro.
Auch Schulungen und Veranstaltungen geplant
Als drittes Standbein plant Frauke Kulike ab Mitte September Veranstaltungen wie Schulungen an der Handhebelmaschine, Lesungen oder eine lange Nacht des Kaffees. Das „Piccolo Nero“ kann zudem für Events gemietet werden.
Piccolo Nero, Händelstr. 51, Innenstadt. Tel. Geöffnet Mo, Do, Fr 11.30-20 Uhr, Di 11,30-18 Uhr, Sa 9-20 Uhr, So 13-18 Uhr. Mittwoch Ruhetag