Spendenaktion für FlutopferKG Ponyhof betreibt Weingarten in der Südstadt
Köln – Das ist wohl derzeit einer der lauschigsten Plätze in der Stadt – und dann gleich dreifach. Um Spenden für die Opfer der Flutkatastrophe an Ahr und Erft zu sammeln, haben die Mitglieder der KG Ponyhof in den drei Innenhöfen auf dem weitläufigen Gelände der evangelischen Kartäuserkirche einen Weingarten aufgebaut. Der ist noch bis zum 29. August geöffnet, jeweils von 17 bis 22 Uhr. „Wenn wir auch schon sonst zu Pandemiezeiten nicht richtig etwas veranstalten können, können wir doch etwas Ehrenamtliches machen“, sagt Jochen Gasser aus dem Vorstand der rührigen Südstadt-KG. 2008 als lockerer Freundeskreis entstanden und 2013 als Verein gegründet, zählt die KG Ponyhof derzeit gut 400 Mitglieder – mehr als manch andere renommierte Karnevalsgesellschaft in der Stadt.
„Wir sind wohl gefragt, weil wir irgendwie etwas anders sind“, glaubt Vorstandsmitglied, Veedelsaktivist und Gastronom Daniel Rabe, auch Sprecher der IG Kölner Gastro. Natürlich liebt man den Karneval, das Brauchtum und die Stadt. Aber „fern von militärischen Diktaten, strengen Regularien oder Privilegien anderer KGs will man zusammen Spaß haben und sich gegenseitig unterstützen. Explizit will man der etwas andere Verein sein – für Menschen gleich welchen Geschlechts, Religion, Hautfarbe, sexueller Zugehörigkeit oder finanziellem Hintergrund. Dazu gehört auch die Unterstützung verschiedener sozialer Projekte.
Kölner sollen sich „hinsetzen und saufen“
„Es ist eine bittere Tragödie, die wir vor mittlerweile vier Wochen an der gesamten Ahr und in weiten Teilen der Eifel miterleben mussten“, sagt Rabe. „Da wollen wir mit unseren Freunden gemeinsam helfen und in den kommenden Jahren verschiedenste Projekte unterstützen.“ Ein Schritt dorthin sei ganz einfach, heißt es, „das könnt ihr alle: Hinsetzen und saufen.“ Die Idee scheint bei den Kölnern angekommen zu sein. Der Weingarten war an den ersten Tagen mit jeweils bis zu 500 Gästen gut gefüllt. Am Eingangstor an der Kartäusergasse bildete sich stets eine längere Warteschlange. Bei dem auf 16 Abende angelegten Weingarten rund um die Kartäuserkirche sind rund 250 Mitglieder der KG Ponyhof ehrenamtlich im Einsatz. Denn für sie gilt es, Wein auszuschenken, kühles Bier zu servieren, Bratwürste zu grillen, Käseplatten zu legen, Toiletten zu säubern, zu dekorieren, Hygienekonzepte zu erstellen und am Eingang die drei Gs zu kontrollieren.
Rabe: „Bewusst arbeiten wir in dieser besonderen pandemischen Situation sehr einfach. Es gibt sechs verschieden Weine – von der Nahe, aus der Pfalz und aus Baden. Alle kosten fünf Euro pro Glas, die Literflaschen gibt es für 20 Euro.“ Die Weine stammen fast ausnahmslos aus dem Jahrgang 2019 und von Winzern, die ihren Wein schon für die Gastronomie abgefüllt hatten, dann aber wegen der Corona-Beschränkungen nicht los geworden sind. Von der Ahr direkt sind auch einige Kisten „Flutwein“ zu erwerben – für je 18 Euro die Flasche.
Diese hatten Mitglieder der KG dort bei Aufräumarbeiten geborgen – so bei der Winzergenossenschaft Mayschoss-Altenahr und im Gastronomiebetrieb Wurstkessel in Kreuzberg. Außer Wein sind auch Kölsch und alkoholfreie Getränke zu haben, dazu eine Bratwurst vom Grill (4 Euro) oder eine Käseplatte (9,90 Euro).
„Wenn das Wetter mitspielt, hoffen wir auf einen Erlös um die 100.000 Euro“, sagt Rabe. Schließlich habe man den Ehrgeiz, überhaupt keine Kosten entstehen zu lassen, damit wirklich jeder Cent gespendet werden kann – an sorgsam ausgewählte Projekte für eine nachhaltige und langfristige Unterstützung der von der Flutkatastrophe betroffenen Region. Schon vor dem Start des Weingarten-Projekts hatte die KG Ponyhof in der letzten Ferienwoche zwei Zeltlager für Kinder aus der Flutregion mit 14.000 Euro Spendengeldern unterstützt.