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Neues Café im Zülpicher ViertelDas „Café Art“ tritt Nachfolge von Kölner Traditionslokal an

Lesezeit 3 Minuten
Das Ehepaar Kaiser/Klein umarmt sich in ihrem Café. Im Hintergrund sind Packungen ihres eigenen Kaffees zu sehen.

Simone Kaiser und Alexander Klein haben sich in der Engelbertstraße in Köln den Traum des eigenen Cafés erfüllt.

Seit 1982 gab es in der Engelbertstraße das Café Orlando. Nun hat ein Paar das Ladenlokal übernommen und umsichtig modernisiert.

Irgendwann einmal ein eigenes, kleines Café: Ein Traum, den wohl viele haben, aber nur wenige realisieren. Das Ehepaar Simone Kaiser und Alexander Klein hat sich mit ihrem Café Art in Köln genau diesen Traum erfüllt: Der kleine Laden mit Platz für knapp 25 Menschen auf der Engelbertstraße im Zülpicher Viertel war bis Januar dieses Jahres das traditionsreiche Café Orlando. Mehr als 40 Jahre betrieb Martin Banszerus das Orlando, bis er sich dazu entschied, in den Ruhestand zu gehen. Kaiser und Klein zögerten nicht lange.

Bilder hängen an einer dunkelgrünen Wand.

Im Café Art hängen gemäß des Namens etliche Bilder an der Wand.

„Es war grandios“, sagt Simone Kaiser. „Es hat bis dahin nie etwas gepasst. Dann hat Alex seinen Job bei einem Verlag gekündigt und drei Tage später war das Ding drin. Es war ein Wink mit dem Zaunpfahl: Jetzt oder nie“, so die 46-Jährige. Ihr Ehemann stimmt ihr zu: „Das Orlando war legendär, jedem, den ich das erzählt habe, kannte es. Es war anscheinend eine Institution.“ Die Zwei erinnern sich: „2005 haben wir hier meinen Geburtstag bei einem Frühstück gefeiert“, sagt Simone Kaiser. Deshalb wollten sie auch „die Seele des Orlando behalten, aber gleichzeitig frischen Wind reinbringen.“

Café-Art-Betreiberin Simone Kaiser ist eigentlich Tierärztin für Pferde

Bis zur Eröffnung Mitte März renovierten sie Tag und Nacht. Die Möbel im Jugendstil sind geblieben, die Wände sind jetzt in gemütlichen Grüntönen gestrichen, eine gemusterte Tapete angebracht, die rahmenlosen Spiegel wurden durch unzählige Bilder ersetzt. An der Wand über der Siebträgermaschine hängen alte Familienfotos. Apropos Siebträgermaschine: Die sei eine Wissenschaft für sich, sagt Simone Kaiser. „Komplizierter als ein Narkosegerät“, meint sie und lacht – Simone Kaiser ist Tierärztin und Chiropraktikerin für Pferde.

Schon eine um Sekunden längere Durchlaufzeit verändere den Geschmack des Kaffees total. „Man denkt immer: Wenn man so ein tolles Teil kauft, dann kommt der Kaffee von alleine raus“, sagt Alexander Klein. Das sei aber überhaupt nicht so – selbst das Wetter und damit die Luftfeuchtigkeit haben Einfluss auf die optimalen Einstellungen für den perfekten Kaffee. Dafür schmecke der Kaffee aber auch einfach besser. „Ich hatte anfangs eine Anfänger-Siebträgermaschine zuhause. Jetzt habe ich mir auch etwas Besseres gekauft – ich kann den anderen Kaffee nicht mehr trinken, es ist furchtbar“, sagt Kaiser und lacht wieder.

Eigener Bio-Kaffee im Café Art in Köln

Der Kaffee ist im Café Art nicht aus dem Supermarkt, sondern eine eigene Sorte aus Indien. „Natürlich fair und Bio“, so Klein. Gemeinsam mit einer Rösterei in Frechen entsteht der spezielle Café-Art-Kaffee, der hier nicht nur serviert, sondern auch als Bohne zu 8,90 Euro je 250 Gramm verkauft. Natürlich wird auch ausschließlich der Hauskaffee serviert: Der Cappuccino kostet 3,30 Euro, ein Espresso 2,20 Euro. Eine Spezialität des Hauses ist außerdem der hausgemachte „Simones Käsekuchen“ zu 3,90 Euro das Stück.

Ein Käsekuchen auf einem Teller, daneben ein Schild auf dem Simones Käsekuchen steht.

Simones Käsekuchen ist eine der Spezialitäten des Hauses.

Der Fokus liegt im Café Art auf dem Frühstück. So gibt es für 14,90 Euro etwa das „Frühstück Café Art“ mit Brotkorb, Butter, Konfitüre, Wurst und Käse sowie hausgemachtem Hummus, Kräuterquark, Bio-Rührei und frisch gepresstem Orangensaft. Außerdem beispielsweise im Angebot: Joghurt (vegan oder aus Kuhmilch) mit Früchten und Müsli (7,90 Euro) oder ein deftiges Bauernomelett (11,90 Euro). Auch ein wechselndes Mittagsangebot mit warmen Speisen gibt es.

Eine bunte Tapete bedeckt eine hellgrüne Wand zur Hälfte. Spiegel und verzierte Lampen hängen an der Wand.

Die Tapete und die Farbe der Wand sind neu. Das ehemalige Café Orlando hat das Ehepaar Kaiser/Klein umgestaltet.

Die ersten Wochen seit der Eröffnung waren vor allem für Alexander Klein von wenig Schlaf geprägt. „Es war anstrengend“, sagt der 45-Jährige und studierte Sinologe. „Aber schön. Es ist schön, sein eigener Herr zu sein und das hier geschafft zu haben.“ Simone Kaiser verbringt neben ihrer Praxis, die sie weiterhin Vollzeit betreibt, so viel Zeit wie möglich im Café Art – und versucht, ihre Backkünste an ihren Mann weiterzugeben. „Es ist wie ein Baby und eine schöne Abwechslung. Ich mag es dann aber auch, wieder zu den Pferden zu fahren.“


Café Art, Engelbertstraße 9, 50674 Köln. Täglich außer dienstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.