Besonderes KonzeptDas Café „Gesund & Süß“ verzichtet komplett auf Zucker und Gluten
Schon bei dem ersten Stück des kleinen, gelb-leuchtenden und cremigen Törtchens fällt auf, dass dies kein gewöhnlicher Kuchen ist. Er schmeckt etwas weniger süß als gewohnt, aber vor allem der nussige Geschmack sticht hervor, obwohl das Mango-Kokos-Törtchen kein Nusskuchen sein soll.
Trotzdem ist die Nuss eine der Hauptkomponenten von fast allen Mini-Torten, die in der Vitrine des Cafés „Gesund & Süß“ in der Kölner Innenstadt stehen. Denn sie ist der Ersatz für Mehl oder Sahne. „Wir wollen komplett ohne Industriezucker, Gluten und Lactose arbeiten“, sagt Inhaberin Stephanie Leuwer im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Im Kölner Café „Gesund & Süß“ gibt es roh-vegane Törtchen
Für den Geschmack und die Konsistenz der Törtchen braucht es aber Alternativen. Grobgehackte Nüsse und Datteln bilden bei den meisten Kuchen den Boden, fein gemahlene Nüsse die Creme und Agavendicksaft oder Ahornsirup machen die runden Leckereien zu Süßspeisen. Mangopürre, Karamel oder auch Rohkakao verleihen den Mini-Torten den namensgebenden Geschmack.
Am Ende entstehen roh-vegane Törtchen, wie die Mango-Kokos-Kombi. „Das sind Törtchen, bei denen alle Zutaten in rohem Zustand verarbeitet werden“, sagt Leuwer. Es ist ein Konzept, dass gezielt Menschen mit Unverträglichkeiten, aber auch Menschen, die auf Zucker und Gluten bewusst verzichten wollen, ansprechen soll. Anderen wiederum schmecke es einfach gut, sagt Leuwer.
Gesunder Darm durch ein zuckerfreies Leben
Ende 2019 hat die 35-Jährige das Lokal übernommen, entwickelt haben das Konzept zuvor zwei Freunde von ihr und mit „Gesund & Süß“ 2017 umgesetzt. Doch auch die zugezogene Kölnerin vermittelt den zuckerfreien Lebensstil, als gäbe es keinen anderen. Sie verzichte selbst auf zahlreiche Lebensmittel, obwohl sie Brot über alles liebe.
„Ich habe aber für mich festgestellt, dass mein Darm jetzt viel gesünder ist und ich ein viel höheres Energielevel habe“, sagt Leuwer. Für sie ist raffinierter Zucker ein Suchtmittel und das Gluten im Weizen- oder Dinkelmehl nur ein natürlicher Klebstoff, den der Darm nur schwer verarbeiten könne.
Größte Herausforderung: Wert der gesunden Leckereien vermitteln
Das Mindset für eine erfolgreiche Übernahme war also gegeben, fehlte nur noch eine Bäckerin. „Backen ist einfach nicht meine Expertise“, sagt Leuwer offen, in der Gastronomie habe die gelernte Veranstaltungskauffrau hingegen jahrelange Erfahrung gehabt. Mit Monika Korb von der Bonner Manufaktur „Einfach Himmlisch“ habe sie aber schnell die perfekte Back-Partnerin gefunden.
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Gemeinsam entwickeln sie die Ideen für neue Kuchen-Kreationen, für die die Kunden an der Theke 4,50 Euro zahlen sollen. Das Geld aus den Portemonnaies zu bekommen ist eine der größten Herausforderungen, dass das Zucker- und Glutenfreie Konzept mit sich bringt, sagt Leuwer. Vor allem Menschen, die die Kosten für die alternativen Inhaltsstoffe nicht kennen, seien verwundert über den hohen Preis.
„Wenn wir normalen Kuchen backen würden wäre unser Wareneinsatz viel geringer.“ Ahornsirup und Nussmehle seien aber deutlich teurer im Einkauf als raffinierter Zucker und Getreidemehle. „Wir freuen uns über jeden Kunden der sich davon nicht abschrecken lässt und sich vom gesunden Mehrwert unserer Törtchen selbst überzeugt.“
Geholfen, die Herausforderung ein Stück zu meistern, hat paradoxerweise die Coronazeit. Auch wenn diese dem Café „Gesund & Süß“, mit Blick auf den Umsatz, natürlich nicht gut tat. „Ich merke aber, dass das Interesse an dem Thema gestiegen ist, die Menschen gesünder leben wollen.“ Und das ist eine Veränderung der Denkweise, die Stephanie Leuwer sehr begrüßt. Denn am Ende des Tages wolle sie einfach nur allen Menschen eine süße Auszeit ermöglichen können.