Mit „Virtuous Pie“ hat im Ehrenfelder 4711-Gebäude ein Restaurant aufgemacht, das neue Maßstäbe für vegane Pizza und Eiscreme in Köln setzt.
Kreative Küche aus Kanada in KölnEhrenfelder „Virtuous Pie“ punktet mit veganen Pizzen und Eiscreme
Wie schön es doch ist, gerade im usseligen Advent – man hat mit leichten Hungergefühlen den inneren Schweinehund überwunden und das heimische Sofa verlassen, um auszugehen –, wenn man dann in ein Restaurant kommt und voller Wärme empfangen wird. Genau das wird man erleben, wenn man das neue „Virtuous Pie“ im ehemaligen Verwaltungsgebäude von 4711 betritt.
Die Gastgeber des veganen Pizza- und Eiscreme-Ladens, Christoph und Alissa Klein, strahlen so viel ehrliche Freundlichkeit und menschliche Nähe aus, dass man sich direkt zu Hause fühlt. „Wir haben viel Spaß am Bewirten, Gemütlichkeit ist uns sehr wichtig“, sagen sie – Gastfreundschaft Made in Canada, da kann sich manch Einheimischer eine Scheibe von abschneiden.
Die Einrichtung kombiniert zurückhaltenden, schlichten Industrial Look mit warmen Holztönen und Bildern von Natascha Wierny. Und setzt schon beim Mobiliar auf Nachhaltigkeit. „Die Stühle haben wir bei Ebay geschossen“, sagt Christopher Klein. Sie sind aus dem Jahr 1947 und Tausende haben über die Jahre auf ihnen in Wipperfürth die Schulbank gedrückt. Die Kleins haben sie in fünfwöchiger Handarbeit abgeschliffen und hergerichtet, jetzt schmücken rund 40 von ihnen das Restaurant und erzählen viel über das Selbstverständnis, das hier herrscht.
Vor zehn Jahren hat der studierte Logistiker Christoph Klein ein Auslandssemester in Kanada verbracht, zwei Wochen vor Ablauf seiner Zeit dort traf er die Logopädin Alissa. Nach einigem Hin und Her und Fernbeziehung lebten die beiden fünf Jahre lang in Vancouver, heirateten 2018. Vor zwei Jahren zogen sie nach Köln. Die unterschiedlichen Berufe bedingten wenig gemeinsame Zeit und so entstand die Idee, auch zusammen zu arbeiten.
Gutes Essen spielt eine große Rolle im Leben der Kleins, seit acht Jahren „sind wir leidenschaftliche Veganer“, wie Alissa erzählt, die mittlerweile hervorragend deutsch spricht. „Mit Rücksicht auf Tierwohl, Umwelt und Gesundheit.“ Warum also nicht in die Gastro gehen? Und ihr Lieblingsrestaurant „Virtuous Pie“ bot ausgezeichnetes Essen und ein modernes Konzept. Die Bausteine kamen zusammen.
„Virtuous Pie“, mit Restaurants in Vancouver, Victoria und Portland, ist keine klassische Kette, sondern ein Familienunternehmen. Als Christoph Klein die Familie Milne anfragte, ob er ein Franchise für Deutschland haben könnte, hatten die Inhaber Bedingungen. Klein müsse die Philosophie verstehen und deshalb ein Jahr im Restaurant mitarbeiten. Gesagt, getan, die letzten drei Monate kam Alissa auch noch dazu. Und jetzt starten sie in Ehrenfeld das erste deutsche „Virtuous Pie“.
„Hier haben wir 15 Mitarbeiter eingearbeitet“, erzählt die Kanadierin, „das im Team miteinander Arbeiten macht total Spaß und setzt positive Energie frei. Wir wollen zeigen, dass veganes Essen superlecker ist.“ Für einige Wochen ist Matt Blandy rüber nach Europa gekommen, ein erfahrener Küchenchef, der alle „VP“-Restaurants eröffnet hat und die Küchencrew vor Ort einarbeitet.
Die offene Küche ist Teil des Konzepts und wurde 1:1 aus Kanada übernommen. Bei der Erstellung der Speisekarte haben die Kleins sich an ihren Lieblingsgerichten aller drei kanadischen Restaurants orientiert.
Gezupfter Grünkohl und veganer Parmesan
Als Starters gibt es eine Mac&Cheese-Pfanne (9 Euro) oder Kale Caesar Salad (klein 5 Euro/ groß 9 Euro), dem gezupfter Grünkohl und veganer Parmesan die besondere Note verleihen. Der Mediterranean Salad (10 Euro) kombiniert Bratkartoffeln mit Tofu-Feta, Rucola, Kirschtomaten.
Grundlage für gute Pizzen ist der weizenbasierte Teig. Der geht mit wenig Hefe 48 Stunden, die erste Hälfte am Stück, die zweite dann in Portionsgröße. Auf Wunsch gibt es den auch glutenfrei – der kommt allerdings vom Bäcker und wird separat auf einer eigens eingerichteten Allergiestation zu Pizza verarbeitet.
Sieben Pizzen werden im Virtuous Pie angeboten, nur zwei kommen mit Tomatensoße. Die Margherita (9 Euro) wird durch Cashew-Mozzarella vegan, die Sweet Pepper&Sausage (12 Euro) zusätzlich durch veganes Hack, geröstete rote Paprika und rote Zwiebeln. Mit weißer Soße auf Blumenkohlbasis wird die Stranger Wings (12 Euro) angeboten, die durch Hot Blumenkohl Wings leichte Schärfe verbreitet, die geträufelter veganer Blue Cheese und frische Frühlingszwiebeln geschmacklich abrunden.
Eine Kräuterkartoffelcrème ist die Basis der Himmel & Ääd (11,11 Euro), die Küchenchef Marek Perscheid sich ausgedacht hat. Die wird belegt mit veganem Hack, gebratenen Apfelspalten und karamellisierten Zwiebeln. Und natürlich dem Cashew-Mozzarella, der selbst hergestellt wird und, „anders als veganer Käse aus dem Supermarkt, nicht an den Zähnen klebt und einen guten Schmelz hat“, wie Christoph Klein erläutert. Auch die Superfunghi (13 Euro) kombiniert die Kartoffelsoße mit Pilzen der Saison und einem Trüffel-Mandel-Ricotta zusätzlich zum Mozzarella.
Grundlage der Ultraviolet (13 Euro) ist ein Walnuss-Pesto, sie wird mit mariniertem Grünkohl (den gibt es in Nordamerika violett, daher der Name), ofengetrockneten Tomaten, Cashew-Mozzarella und Zwiebel-Chutney belegt. Vegane Pizzen, kreativ umgesetzt und voller Vielfalt.
Zum Dessert wird veganes Eis angeboten, nach kanadischen Rezepten in der Poller Manufaktur Casa Vecchio hergestellt. Es gibt aktuell drei Sorten: Vanille, Haselnuss-Schoko und Himbeer Cheesecake (Kugel 2 Euro). Der Sommer kann also kommen, zumal es vor dem Restaurant rund 20 Außenplätze gibt. Eine Schanklizenz ist beantragt.
Virtuous Pie, Venloer Straße 241-245, Ehrenfeld. Tel.0221-29299999. Geöffnet Mo-Sa 11.45-22 Uhr virtuouspie.de