Aus durch Anwohnerbeschwerden?Kafé Local in Sülz muss zum Ende des Jahres schließen
Sülz – Wann das schöne Ecklokal im Erdgeschoss erstmals seine Pforten öffnete, weiß niemand mehr genau. Seit einer gefühlten Ewigkeit können die Sülzer an der Ecke Palanter Straße, Weyertal einen Kaffee oder ein Kölsch trinken. Schon seit Jahrzehnten lädt das Ecklokal mit Sitzmöglichkeiten im Inneren und auf dem Gehweg vor seiner Tür zum Entspannen ein – und gehört fest zum „Bermuda-Dreieck“ rund um den De-Noel-Platz.
Während in der Wundertüte oft Konzerte stattfinde, in dem kleinen Biergarten des Café Mischmaschs Menschen eher zurückgezogen plaudern und speisen, ist das „Café Lokal“ ein Veedelstreffpunkt für junge und alte Menschen in der Kaffeepause oder den Abendstunden.
Eigentümerin schweigt sich aus
Damit ist nun Ende des Jahres Schluss. Der Mietvertrag läuft aus. Die Eigentümerin hat ihn nicht verlängert. Zu den Gründen schweigt sie sich aus, auch zu der Frage, ob es dort in Zukunft überhaupt noch einen Gastronomiebetrieb geben wird. Die Nachbarn sind entsetzt. In sozialen Netzwerken und auf der Straße wird der Verlust betrauert:
„Wer von euch in der Nähe des De-Noel-Platzes lebt oder regelmäßig unterwegs ist, kann sicherlich erfassen, was für eine Lücke der Verlust des Cafés an der Stelle hinterlässt“, schreibt ein User in der Sülzer Gruppe auf Facebook. Ein anderer macht seinem Ärger ebenfalls Luft: „Wir Nachbarn schauen da fassungslos drauf. Das Café Lokal ist Teil der Veedelskultur.“
Beschwerden über Lautstärke
Auch die Betreiberin Katrin Fleischel ist geschockt: „Als das Lokal hier an der Ecke frei wurde, habe ich mich so gefreut“, erinnert sie sich. Erst im Jahr 2017 hat sie es übernommen. Vorher wurde es lange von den Inhabern des „Anderen Buchladens“ mitbetrieben. An der Straßenecke am Weyertal hat sich die junge Frau, die schon immer in der Gastronomie gearbeitet hat, den Traum von ihrem eigenen Café erfüllt.
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Dass er nun schon ausgeträumt sein kann, kann sie nicht verstehen. „Wir haben uns mit der Eigentümerin eigentlich immer gut verstanden", schildert sie. „Es gibt zwei Anwohner, die sich immer wieder bei ihr über die Lautstärke beschwert haben“. Die Café-Betreiber und ihre Kunden gehen davon aus, dass die Beschwerden der Grund dafür sind, dass der Pachtvertrag nicht verlängert wurde.
Probleme für Kölner Gastronomen nicht neu
Das sei in Köln nichts Neues, weiß Fleischel. Fast jeder Gastronom habe heutzutage mit einigen wenigen Anwohnern zu kämpfen, die zwar selbst gerne im Sommer in anderen Lokalen draußen sitzen und etwas trinken, aber das Leben vor ihrer eigenen Haustür ablehnen. Tatsächlich sind allerlei Konflikte dieser Art in der Vergangenheit bekannt geworden.
Der Streit mit Anwohnern, der dem Brauhaus Johann Schäfer in bester Kneipenlage in der Südstadt anders als benachbarten Lokalen eine zeitlich beschränkte Konzession bescherte, beschäftigte sogar die Bezirkspolitik.
Am Brüsseler Platz kämpfen Gastronomen für die Daseinsberechtigung ihrer Außengastronomie und gegen Pläne des Stadtrates, das Viertel in einem neuen Bebauungsplan als reines Wohnviertel auszuweisen – und die Anwohner für ihr ebenfalls nachvollziehbares Ruhebedürfnis. Auf dem Platz feiern auch zu später Stunde noch scharenweise Menschen mit ein paar „Wegbieren.“
Die damit einhergehende Geräuschkulisse auf den Gehwegen und am Straßenrand mag aber nicht jeder Anwohner hinnehmen. Am De-Noel-Platz wird der wohl hinter den Kulissen gärende Konflikt zulasten des Gastronomiebetriebes ausgehen und so das Lokal an der schönen Ecke vermutlich nur noch in der Erinnerung der Sülzer weiterleben.